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historische
Ansicht der damals noch freistehenden Ruine:
rechts der Brunnenturm,
links die Hochburg. |
Grundriss
und Baualterplan des Bestands 2003 |
historische Ansicht von 1929
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Die Anlage der Burg Falkenstein wird stark durch
die Topographie des Geländes bestimmt: Aus dem steil gegen das
Rannatal abfallenden Berghang löst sich ein an der Basis etwa 60 Meter breiter,
felsiger Gegenhang, der zuerst wieder 30 Meter hoch ansteigt und dann fast
senkrecht in einer Felswand abfällt. Bis vor wenigen Jahrzehnten stand die
Burg von weitem sichtbar auf diesem steil aufragenden Felsen, heute ist sie so
im Hochwald versteckt, daß man durchaus an ihr vorbeigehen könnte, ohne sie zu
bemerken.
Die über die Jahrhunderte erweiterte Burg hatte
immer das gleiche Grundprinzip: Zuerst wurde die äußerste Spitze
dieser Kuppe besetzt, die auf drei Seiten praktisch unzugänglich war. Der Zugang
nur war von der relativ flachen Ost-Seite möglich. Dort wurde
mit einer geraden Quermauer der Hang abgesperrt, hinter der sich ein Hof mit
Platz für die Wohngebäude ergab.
Bei den Erweiterungen wurde auf der nächsten tiefer liegenden Hangstufe wieder
eine Quermauer errichtet, hinter der sich zusätzliche Nutzfläche ergab.
Die hochmittelalterliche Burg :
( im Plan orange und rot )
Die
in Klammern angegebenen Zahlen [1] entsprechen den Markierungen im Plan. Die
erste Burganlage wurde - wie nicht anders zu erwarten - auf der höchsten Stelle
des Felsens errichtet. Sie ist an drei Seiten durch senkrechte, teilweise sogar
überhängende Felsabstürze von bis zu 20 Metern Höhe gesichert. Die
spektakuläre Lage ist heute leider durch den Hochwald in ihrer Wirkung stark
beeinträchtigt, dürfte aber wohl ausschlaggebend für die Namensgebung der
Burg gewesen sein. ( Siehe Rekonstruktionsversuch
+ Vischer).
Der Großteil der romanischen Burg liegt heute unter dem Begehungsniveau und ist
unter dem Schutt späterer Bauphasen verborgen. Wer mehr romanisches Mauerwerk sehen will, muß
die Burg umrunden bzw. die teils verfallenen und verschütteten Keller
erkunden, beides Unternehmungen die ich nicht zum Nachahmung empfehlen kann.
Aus den einzelnen Mauerresten läßt sich eine etwa 25 Meter breite und 15 Meter
tiefe, etwa rechteckige Anlage rekonstruieren, mit einem an der Talseite aus dem
Bering auskragenden Bergfried. Die gegen den Zugang gerichteten Ecken der
Ringmauer waren stark abgeschrägt. Auch dort
liegt der Großteil der
romanischen Mauerstruktur unter dem heutigen Begehungsniveau.
Von den Wohngebäuden der romanischen Burg ist nichts mehr erhalten, bzw. liegen sie unter dem
heutigen Begehungsniveau. Die geringen Reste eines längsrechteckigen Gebäudes [1]
an der Südseite des innersten Hofes dürften aus einer späteren Bauphase
stammen. Dieses Gebäude hat sich hauptsächlich in Form eines Kellergewölbes
erhalten, das in dieser Form aber nicht zum ersten Bauphase zählen kann.
Am Fuß der etwa 15 Meter hoch erhaltenen südlichen
Ringmauer sind noch romanische Mauerwerksstrukturen [2] zu beobachten. Der
Großteil der Mauerhöhe dürfte aber aus einer späteren Bauphase stammen.
Eine Quermauer sperrte den Zugang zum Burg ab. Davon ist noch ein etwa 10
Meter langes Mauerstück mit Opus spicatum Einschüben [3] erhalten. Vor wenigen
Jahren war es noch doppelt so lang und mit einer Türe oder Fensteröffnung
versehen, bis es durch die Wurzeln eines umstürzenden Baumes ausgehebelt und
vernichtet wurde. Das romanische Mauerwerk reicht nur etwa 1 Meter über das
heutige Niveau, darüber liegt eine Aufstockung des 14. Jh.
An der Südost-Ecke der romanischen Ringmauer springt ein etwa 15 Meter langes
Gebäude gegen den Aufstieg hin aus dem Bering vor. Es ist heute nur noch
unterirdisch erhalten, aber zwei Außenseiten können noch durch den
tonnengewölbten Keller [4] erreicht werden. ( Kurz nach meiner Vermessung wurde der sehr beengte Zugang zuerst mit
"biologischen Kampfstoffen" und danach mit einer Trockenmauer
versperrt ). Das Innere des Gebäudes könnte noch erhalten sein, jedoch
ist der einzige erkennbare Zugang - ein sekundäres Tor des 15/16.Jh.-
verschüttet. Das Mauerwerk besteht aus Hausteinen, die in strengen
Einzellagen verlegten sind. Die Situierung außerhalb des eigentlichen Beringes läßt eine
Verwendung als Kapelle möglich erscheinen. Da im Jahre 1893 in der verschütteten Krypta der Burgkapelle die sterblichen
Überreste des Cadeloh von Falkenstein ( 1173-1190 ) mit Rüstung und
Schwert gefunden wurden, kann deren Errichtung im späten 12.Jh. als gesichert
angesehen werden. Die Lage der Kapelle ist aber nicht wirklich gesichert, da damals
anscheinend keine Aufzeichnungen über den genauen Fundort gemacht wurden.
Ungefähr an dieser Stelle zeigen beide Ansichten Vischers ( Abb.
"Falkenstein" und Hintergrund von "Rannariedl" ) einen
schlanken, etwa quadratischen Turm mit einem steilen Pyramidendach.
Die Reste des Bergfrieds[5] stehen am höchsten Punkt des
Felsens, am weitesten von der möglichen Angriffsrichtung entfernt. Sein
unregelmäßig polygonaler Grundriss ist ganz auf die Form der schlanke
Felsnadel abgestimmt. Bei einer Dimension von etwa 10x15 Metern und einer
Innenlichte von etwa 8x7 Metern ist anzunehmen, daß der Bergfried bewohnbar
war. Als die Burg noch nicht im Hochwald versteckt war, muß der auf dem
schroffen, überhängenden Felsen stehende Bergfried, besonders von der Talseite
aus gesehen, ein wirklich beeindruckender Anblick gewesen sein ( Vischer ) .
Erweiterungsbauten des 14. und frühen 15.Jahrhundert:
( im Plan blau )
Die in mehreren Etappen ausgeführten Umbauten des 14. Jahrhundert darf man wohl
den Herren von Wallsee zuschreiben, denen die Burg um 1331 als Pfand übertragen
wurde.
Die romanische Burg blieb bei den Umbauten in ihren Umrissen erhalten. Die
Erweiterung war nur gegen Osten möglich, der einzigen Seite an der der Fels nicht
senkrecht abfällt. Hier wurde auf einer tiefer liegenden Stufe mit
einer 2 Meter starken Ringmauer ein neuer, etwa 400 m2 großer Hof
umschlossen. Der Verlauf der Ringmauer [6] ist auffällig geradlinig : Sie setzt mit
einem kurzen schrägen Verbindungsstück an der Hochburg an, läuft an der
Nordseite etwa 25 Meter gerade talwärts, knickt an der tiefsten Stelle um
90 Grad gegen Süden, und sperrt mit einem weiteren 25 Meter langem Mauerstück
den Zugang zum Burgberg ab. Etwa in der Mitte der heutigen Front knickt die
gotische Ringmauer im stumpfen Winkel nach innen ab [7] und verschwindet in einem
Schutthaufen der die Erkundung des weiteren Verlaufs verhindert.
In der Mitte der talseitigen Ringmauer war frontal das Burgtor angebracht, von
dessen Gewände sich ein einziger Stein ( rechte obere Ecke ) erhalten hat.
Er läßt daher keine Schlüsse auf die Form des Tores mehr zu, außer daß es
aus demselben hellen Material gefertigt war wie das tiefer liegende äußere
Doppeltor.
Zu
beiden Seiten der dahinter liegenden, gewölbten Torhalle lagen Wohngebäude die
nur einen schmalen, zur Hochburg hinaufführenden Hof freiließen:
Rechts hinter dem Tor ist ein 4-stöckiges Gebäude [8] in die Ecke der Ringmauer
eingestellt. Es ist zwar mit Baufuge an
die Ringmauer angestellt, die in der Ringmauer eingebauten Mauerrücksprünge
für die Balkendecken deutet trotzdem auf eine gleichzeitige Errichtung hin.
An die zur Hochburg hinaufführende Nordwand [6] war innen ebenfalls ein
Wohngebäude angestellt, dessen Hofseite heute völlig verfallen ist, das aber noch an den
aus der Ringmauer gebrochenen Fenster nachweisbar ist.
Links hinter der Torhalle liegen die Reste eines weiteren tonnengewölbten
Gebäudes, das aber wahrscheinlich aus einem spätgotischen Umbau stammen
dürfte.
Der Aufstieg von der Torhalle zur romanischen Burg ist extrem steil: Auf einer
Entfernung von 20 Metern müssen im 2. Burghof 10 Höhenmeter überwunden
werden. Wie dieser Weg beschaffen war läßt sich wegen der Schuttmassen nicht
mehr feststellen.
An die Ostecke der "Kapelle" wurde ein
etwa 15x15 Meter großer, rechteckiger Bau [9] angestellt, der heute fast völlig
verschüttet ist. Nur seine gegen den Abhang gerichtete Südecke ist von außen
noch deutlich zu erkennen. Er dürfte mit seinen beiden talseitigen Ecken auf
zwei isolierten Felsspitzen stehen, die dazwischen liegende Wandfläche ruht auf
einem breiten Mauerbogen . Das Gebäude ragte
ursprünglich mit seiner gesamten Länge aus dem Bering, der Zwickel zwischen
dem Gebäude [9] und der Kapelle wurde erst im 15./16. Jh. mit einem massiven diagonal
gestellten Trakt[10] geschlossen. Wie das Gebäude in die talseitige Ringmauer
anschloß kann heute nicht mehr gesagt werden, weil der entsprechende Bereich
völlig zerstört ist. Fest steht nur, das die gotische Ringmauer etwa in
der Mitte der heutigen Front schräg in Richtung Hochburg abknickte [7]
und nach wenigen Metern
gegen das Gebäude gestoßen sein muß.
Der äußerste, dritte Mauerring
[11] sperrte - wieder eine Hangstufe tiefer - mit einer ca. 80 Meter langen, völlig
geraden Ringmauer den Hang ab und bildet so einen geräumigen, dritten Hof.
Er dürfte nur unwesentlich jünger sein als die erste gotische Erweiterung.
Jedenfalls bestand er schon vor den spätgotischen Erweiterungen des späten 15. Jahrhundert.
In der Mitte der feldseitigen Mauer
ist noch das Torgebäude großteils erhalten, wobei insbesondere ein qualitativ
hochwertiges Doppeltor bemerkenswert ist. Es besteht aus einem 2,5 Meter breiten
Fahrtor und einem separaten nur 70 cm breiten Manntor. Beide sind spitzbogig,
breit abgefast mit pyramidenförmigen Anläufen, wie sie etwa auf der ebenfalls
von den Wallsee in der 2.Hälfte des 14.Jh. errichteten Burg Oberwallsee
zu finden sind.
Jede der beiden Türöffnungen hatte eine eigene Zugbrücke, die im
geschlossenen Zustand in einer Nische bündig mit der Ringmauer lag. Typisch
für diese Doppeltore sind daher die beiden gleich hohen Nischen für zwei
unterschiedlich hohe Türöffnungen.
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Tortrakt auf einer
Ansichtskarte von 1905 |
Dieses äußere Tor und das 2.Tor in der gotischen Ringmauer liegen leicht
schräg versetzt. Wahrscheinlich zwang der erhebliche Höhenunterschied (
etwa 6 Meter auf 15 Meter Entfernung) zu einer gekrümmten Wegeführung zwischen
den beiden Toren.
Hinter der äußeren Ringmauer waren weitere Gebäude [12] mit Baufuge angestellt, die
heute aber fast
völlig verfallen sind. Auf einem Foto von ca. 1905 sind diese Gebäude noch
unter Dach.
Das Mauerwerk ist aus unbearbeitetem Bruchstein
ausgeführt, mit etwa 60 bis 80 cm hohen Abgleichlagen, die - z.B. an der fast
30 Meter langen Nordseite [6] - über die gesamte Länge durchlaufen. Die Ecken
sind nicht farblich abgesetzt sondern aus länglichen, plattigen Steinen im
selben Material wie die Mauerfläche ausgeführt. Die Geschoße
waren großteils durch Holzdecken getrennt , mit einigen wenigen Tonnengewölben an
besonderen Stellen (Torhalle).
Erweiterung des späten 15. Jahrhunderts : (
im Plan grün )
Diese Bauphase ist durch eine am Hocheinstieg des Brunnenturmes erhaltene Bauinschrift (1489) mit Ende
des 15. Jahrhunderts zu datieren. Das Mauerwerk ist das für die Zeit typische
großformatige Zwickelmauerwerk, bei dem ohne jede Lagenbildung große, fast
unbearbeitete Bruchsteine aufeinander geschichtet und die Zwischenräume
mit einem Netz aus kleinen Steinen ausgefüllt werden. Die Innenräume sind
durchwegs tonnengewölbt und dienen ausschließlich militärischen Zwecken. (
Das könnte auch Resultat einer selektiven Auswahl sein, weil tonnengewölbte
Räume die Jahrhunderte unbeschadet überstanden haben, Holzdecken jedoch nicht
) .
Die erhaltenen Öffnungen sind großteils als Schießöffnungen mit Schlüsselscharten
ausgeführt.
Dieser spätgotischen Bauphase gehört die
schräge Abmauerung [10] des Mauerzwickels zwischen der romanischen
"Kapelle" und dem gotischen Gebäude [9] an. Die etwa 3.50 Meter
starke Mauer bildet einen dreieckigen , tonnengewölbte Raum mit zwei
Schießkammern. Die Gewände ( wahrscheinlich Schlüsselscharten ) sind
verschwunden. Eine sekundäre Türe führte in die "Kapelle" eine
weiterer schmaler Zugang war vom Gebäude [9] möglich. Knapp neben diesem
Zugang liegt ein sekundärer Kaminabzug.
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Vischer's
Darstellung von 1690 :
Die Bauphasen sind in den Farben des Grundrisses eingefärbt.
Gelb sind Bauteile die heute restlos verschwunden sind. |
Das zweite Gebäude dieser Bauphase ist die
Verlängerung der gotischen Ringmauer gegen Süden. Sie ist mit einer deutlichen
Baufuge [7] an die gotische Mauerecke angestellt und verspringt
nach wenigen Metern in einem Doppelknick [13] , bevor sie wieder an die äußere gotische Ringmauer
[14] anschließt.
Die Begründung für den Versatz scheint in einer Schießkammer zu liegen, die
somit direkt auf die Innenseite des äußeren Burgtores gerichtet sein kann.
Im dreieckigen Zwickel [15] zwischen der spätgotischen Mauer und gotischer
Ringmauer sind auf zwei tonnengewölbten Ebenen Schießöffnungen
mit Schlüsselscharten angebracht. Darunter liegt noch ein unbelichteter Raum,
der wohl als Verließ zu interpretieren ist. Er birgt leider keinen Schatz
sondern nur neuzeitlichen Müll ( Foto ) . Auf der Zeichnung Vischers ist
dieser spätgotische Trakt um ein Stockwerk niederer als die ältere gotische
Ringmauer.
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1929 |
2003 |
Ebenfalls
um 1500 ist ein Rundturm entstanden der sekundär über die Nordecke der
äußeren Ringmauer gestellt wurde. Er ist auf den Plänen von Götting ( um
1960 ) noch eingezeichnet und ich konnte ihn 1995 noch fotografieren. Heute kann
er nur noch unter einem
Schlingpflanzendickicht erahnt werden, ist daher am Plan nicht dargestellt. Er war so wie alle anderen Gebäude des
spätgotischen Ausbau mit den aus Steinplatten geformten Schlüsselscharten
versehen. Auch die anderen an der Innenseite der Ringmauer angestellten Gebäude
sind völlig verfallen. Das miserable Mauerwerk läßt auch hier auf eine
Errichtung im 16. Jahrhundert schließen. Laut der Darstellung Vischers
läßt sich ein Gebäude südlich des Doppeltores als Küche oder Esse
rekonstruieren.
Das
spektakulärste Bauwerk der spätgotischen Ausbauphase ist der etwa 80 Meter
frei vor der Burg stehende sogenannte Brunnenturm, der wie bereits erwähnt auf
1489 datiert werden kann.
Er wurde als einziger Teil der Burg um 1960 restauriert und ist heute gefahrlos
über eine zum Hocheinstieg hinaufführende Aluleiter zu begehen.
Das Innere des starkwandigen Rundturmes ist ein unbeschreibliches Wirrwarr aus
sich überschneidenden, in der Mauerstärke verlaufenden Treppen, Gängen,
Schächten und Kammern. Hier hilft nur selber hinfahren und anschauen. Wem das
zu weit ist, sei auf die Pläne des Brunnenturmes von Piper oder Götting
verwiesen, die in fast jedem Buch über europäische Burgen abgedruckt
sind. Für die unter dem Einstiegsniveau liegenden Teile ist eine
Taschenlampe unerläßlich. Im untersten Niveau liegt die namensgebende
Quelle, von der angeblich eine unterirdische Wasserleitung zur Burg
führte.
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