Juni 12, 2016

OBERSTAINACH

STMK / Bez. Liezen / Gem. Stainach

Oberstainach Grundriss
Oberstainach Grundriss

Oberstainach: Die einzige erhaltene Turmecke
Oberstainach: Die einzige erhaltene Turmecke

Die Reste von Oberstainach liegen im Ortsbereich der gleichnamigen Stadt an der Nordseite des Ennstals, ca. 500 Meter nord-östlich und etwas höher als das noch bewohnte Schloß Unterstainach.

Den Kern der Burg bildete ein Wohnturm von ca. 21 Metern Länge und 15 Metern Breite. Von ihm ist noch die nördliche Mauerecke drei Stockwerke hoch erhalten. Die Ostseite steht noch ca. 6 Meter hoch, die restlichen Seiten lassen sich in ihrem Verlauf noch genau nachvollziehen, sind aber völlig verfallen. Die Mauerstärke beträgt ca. 150 cm. Das Mauerwerk besteht aus Bruchstein, der mit kleinen Steinen ausgezwickt und in Lagen von ca. 60 cm Höhe zusammengefasst ist und grob in die Zeit um 1300 oder Anfang des 14. Jahrhunderts zu datieren ist.
Nur eine einzige Maueröffnung ist erhalten: Ein Lichtschlitz in der Mitte der Ostseite im Erdgeschoß, ca. 3 Meter über dem äußeren Geländeniveau.
Der Wohnturm hatte anscheinend in allen Stockwerken nur einfache Balkendecken, die auf Rücksprüngen in der Wandstärke auflagen.

Zwei nur 80 cm starke Ringmauerstücke ziehen in Verlängerung der Schmalseiten des Wohnturmes gegen Süden  und schließen mit einem schmalen Gebäude, das jetzt als Schuppen verwendet wird, einen etwas tiefer liegenden Hof ein .

Oberstainach: Innenseite der Turmecke
Oberstainach: Innenseite der Turmecke

Oberstainach: Aussenseite der Turmecke
Oberstainach: Aussenseite der Turmecke

Die gesamte Anlage bildet also ein Rechteck von 21m Breite und 55 Meter Länge. Auffällig ist die Ähnlichkeit des Grundrisses und der Abmessungen des Wohnturmes zum mittelalterlichen Bestand des benachbarten Schloß Neuhaus/Trautenfels. Wie so oft wirkt die stark verfallenen Ruine wesentlich kleiner als das noch völlig erhaltene, gleich große Schloß.

Der Wohnturm dürfte aus dem späten 13. bis frühen 14.Jhd stammen, vielleicht der Nachfolger-Bau für den Turm zu Stainach der 1289 von Salzburger Truppen zerstört wurde. Die Ringmauern sind wesentlich jünger. Der Schuppen dürfte der heruntergekommene Rest einer Erweiterung aus der Renaissance sein. An seiner Ostseite ist noch das für einen Schuppen viel zu schöne Tor erhalten.
An der Nordseite des Wohnturmes sind unter der Grasnabe undeutliche Reste von zwei parallellen Mauern zu erkennen die in 5 Metern Abstand in einem Winkel von ca. 15 Grad zum Wohnturm verlaufen. Ob es sich dabei um den Mauerzug des Vorgängerbaues handelt kann man ohne Grabung nicht sagen, scheint aber wahrscheinlich.

Oberstainach: Rekonstruktionsversuch der Burganlage
Oberstainach: Rekonstruktionsversuch der Burganlage

Oberstainach: Darstellung in Vischers Schlösserbuch von 1678
Oberstainach: Darstellung in Vischers Schlösserbuch von 1678

Oberstainach - Schuppen
Oberstainach - Schuppen

Oberstainach, Lichtschlitz am Wohnturm
Oberstainach, Lichtschlitz am Wohnturm

Auffällig ist die für eine Burg untypische Lage, die keinerlei natürlichen Schutz bietet. Gegen Nord-Westen hin liegt eine leicht ansteigende Wiese, von der die Burg nur durch einen fast verschwundenen Halsgraben getrennt war. Auch gegen das Tal hin fällt das Gelände nur flach ab.

Das Geschlecht der Stainacher hat, im Versuch seine zahlreichen Nachfahren gerecht zu versorgen, in nur 500 Metern Abstand die Burgen bzw. Schlösser Ober-Stainach, Mitter-Stainach und Unter-Stainach errichtet. Diese wiederum hatten zeitweilig mehrere Besitzer, so war Ober-Stainach in den oberen Stock ( der Wohnturm ) und den unteren Stock (der jetzigen Schuppen) getrennt. Diese Zweiteilung ist auf Vischers Ansicht, die Oberstainach schon als stark verändertes Schloss zeigt, noch gut nachzuvollziehen.

Schlagwörter: , ,