Hochturm bei der Burg Scharnstein 
OÖ / Bez. Gmunden / Gem. Scharnstein

Auf Vischers Darstellung der Burg Scharnstein (ca. 1660) ist rechts ober dem Mitterturm ein weiterer rechteckiger Turm angedeutet.  Auf Vischer's Zeichnung steht der Mitterturm viel näher bei der Hauptburg, wahrscheinlich weil er ihn gerade noch ins Bild quetschen wollte. Bei Johann Nepomuk Cori (Bau und Einrichtung der Deutschen Burgen im Mittelalter), Seite 71, der 1895 Vischers Darstellungen in seinem Buch übernommen, aber offensichtlich durch eigene Recherchen sachlich verbessert hat, ist dieser Turm deutlicher als quadratischer Turm zu sehen.

Burgstall Scharnstein: Lageplan - Skizze
Hochturm Scharnstein: Lageplan - Skizze

Die geringen Reste des Turmes liegen auf einer langen von Süd-Westen nach Nord-Osten abfallenden Rippe, die vom dahinterliegenden Bergland herabstreicht  und aus der mehrere felsige Erhebungen hervortreten. Die beiden untersten tragen die Burg Scharnstein und den Mitterturm. Der Hochturm liegt auf einer weiteren ca. 50 Meter langen, aber keine 5 Meter breiten Felsrippe, die gegen Norden ca. 30 Meter senkrecht abfällt. Gegen Süden erhebt sie sich 10 Meter über einem kleinen dreieckigen Plateau, das der einzige ebene Ort in dem sonst sehr steilen Gelände ist. Von dem Plateau aus ist der Rest einer Futtermauer zu erkennen, der an einen Felsvorsprung anschliessend, ca. 5 Meter lang und ebenso hoch ist. Die Mauer zeigt eine deutliche senkrechte Baunaht und besteht aus Bruchsteinen, ohne genaue Lagenbildung.

Scharnstein, der Mitterturm und der Burgstall bei Cori
Scharnstein, der Mitterturm und der Hochturm bei Cori
Scharnstein, Mitterturm und Burgstall in Wirklichkeit
Scharnstein, Mitterturm und Hochturm in Wirklichkeit

Das westlichen Ende des Felsens ist auf einer Länge von ca. 5 Metern senkrecht abgearbeitet worden. Zwischen dieser Stelle und der Futtermauer kann man mit etwas Geschick den ca. 10 Meter hohen Felsen ersteigen, und erkennt an der gegenüberliegenden Seite ein weiteres, etwas kürzeres Mauerstück. An über die Grundebene aufsteigendem Mauerwerk ist nichts mehr erhalten. Auf dem länglichen Felskopf ist östlich der Mauerreste ein deutlicher, künstlicher Einschnitt zu erkennen, durch den die Felsrippe durchschnitten wurde.

Scharnstein Burgstall: Mauerwerk
Scharnstein Hochturml: Mauerwerk
Scharnstein Burgstall: Mauerwerk
Scharnstein Hochturm: Mauerwerk

Die Reste sind zu gering um seriöse Aussagen über das Aussehen der Burg machen zu können. Meine Vermutungen, die aus dem Bestand und den Ansichten bei Vischer und Cori basieren, sind wie folgt: Auf dem Felsen stand ein etwa rechteckiger Turm, ohne Ringmauer, von dem nur noch die Futtermauern erhalten sind. Seine Maße sind ca. 7 x 7 Meter. Der Aufstieg lag am westlichen Ende des Felsens, wo dieser senkrecht geglättet wurde. Östlich des Turmes wurde ein kleiner Halsgraben angelegt, der den Turm vom Rest des Felskammes abschnitt.
Angesichts des Mauerwerks scheidet die Variante einer Altburg aus, es dürfte sich um einen Luginsland des 14. Jahrhunderts handeln.

Wer sich die Mühe macht auf den Felskopf zu klettern, wird verstehen, daß ich alle Maße in der Skizze nur geschätzt und nicht gemessen habe. Die Kombination von maximal 5 Meter Breite, lockerem Gestein und 30 Meter senkrechtem Abgrund ist wirklich furchterregend. Als Standort für eine kleine Burg ist der Platz jedoch ideal. Gegen das überhöhende Bergland im Süden schützt eine weitere steile Felsrippe, die das dreieckige Plateau in dieser Richtung abschließt. Dort sind keinerlei Mauerspuren mehr zu erkennen.
Eine wunderbare Aussicht (wie man sie weder von Scharnstein noch vom Mitterturm hat) belohnen für den mühsamen und nicht ungefährlichen Anstieg.

Wegbeschreibung:

Vom Mitterturm ohne Weg immer hangaufwärts. Trittsicherheit ist absolut erforderlich!