Hauenstein
Stmk / Bez. Voitsberg / Gem. Gallmannsegg
Hauenstein liegt in 960 Metern Seehöhe auf einer Rückfallkuppe, die nur über einen etwa 180 Meter langen, schmalen Sattel mit dem davor liegenden Hang der Gleinalpe verbunden ist.
Der Burgweg ist am Rücken dieses Sattel geführt und nähert sich der Burg von Norden. Er ist schon 180 Meter und 70 Meter vor der Burg durch tiefe Halsgräben unterbrochen, die auf Brücken zu überqueren sind. Der Burgweg endet westlich unterhalb der Burg, wo eine Zugbrücke über einen letzten, heute verschütteten Halsgraben zum ersten Burgtor führte.
Hinter dem ersten Tor liegt ein schmaler Vorburgbereich, der sich halbkreisförmig um das südliche (hintere) Ende der Kernburg erstreckt. Die Umfassungsmauer ist nur an der Westseite erhalten, der Verlauf an der Süd- und Ostseite läßt sich nur noch durch eine Geländekante erahnen.
Knapp hinter dem ersten Tor führt linker Hand ein breites Rundbogentor in die Kernburg, die in zwei auf unterschiedlichen Niveaus gelegen Bereiche geteilt ist. Es konnte mit einem langen, in einem Riegelkasten gelagerten Schubriegel verschlossen werden. Das Torgewände ist leicht abgefast, sitzt primär im Mauerwerk und kann in die Zeit um 1400 datiert werden. Über dem tor ist ein aus plattigen Steinen geformetr Entlastungsbogen zu sehen.
Hinter dem Tor liegt eine ebene, etwa halbkreisförmige Fläche die einerseits von der polygonalen Ringmauer, andererseits von einer geraden Futtermauer begrenzt ist, die den Felsen verkleidet, der den oberen Burgbereich trägt.
Der untere Burghof dürfte mit randständigen Wirtschaftsgebäuden verbaut gewesen sein. So läßt eine in der Ostecke hoch in der Ringmauer angebrachte, schräg nach oben verlaufende Rechtecköffnung auf eine Küche oder Esse schließen.
Knapp hinter dem 2. Tor führt eine weitere breite Türe über eine steile, aus Steinblöcken geformte Treppe hinauf zur eigentlichen Kernburg. Im Hang neben der Treppe ist eine in den Felsen gehauene Zisterne mit einem Durchmesser von etwa 3 Metern zu sehen.
Im Zentrum des oberen Burghofs steht ein Wohnturm von leicht rechteckigem Grundriss ( 9,68 x 10,63 m) und einer Mauerstärke von etwa 150 cm.
Das Mauerwerk würde ich im Gegensatz zur jüngsten Literatur keineswegs als lagig beschreiben. Vielmehr wechseln sich plattige Steine mit großformatigen, wenig bearbeiteten Bruchsteinen ab, ohne dass Lagen oder auch nur Abgleichlagen erkennbar wären. Auch die primär im Mauerwerk sitzenden Fenster deuten eher auf eine Errichtung im fortgeschrittenen 14 Jahrhundert oder frühen 15. Jahrhundert hin.
Der Zugang erfolgt heute im Süden im Erdgeschoß. Innen ist der Turm durch sekundär eingestellte Trennwände in 2 Hälften geteilt.
An der Ostseite sind zwei sekundäre eingebaute, querrechteckige Fenster so angebracht, dass die Mittelsprosse genau über der an dieser Stelle zurückgenommenen Wandstärke der Trennwand liegt.
In der Trennwand ist mittig ein angefastes Spitzbogenportal verbait, das noch zur Hälfte erhalten ist.
Links davon ist die vordere Raumhälfte noch einmal durch eine Querwand abgetrennt. Hinter der verschütteten Türe wäre der ogische Platz für eine Treppe in die oberen Geschoße.
an der Ost- und Westseite sind der Turmwand etwa 60 cm breite Bögen vorgestellt, die zur Auflage einer Holzbalkendecke, bzw. des Fußbodens im 1.OG dienen.
Alle Detailformen wie Spitzbogentüren etc. deuten auf die Errichtung der Trennwand im 15. Jahrhundert hin.
Der Hocheinstieg, dessen Gewände nicht mehr erhalten ist, liegt mittig in der Südwand, daneben noch ein einfacher Lichtschlitz. Eine Ost-West verlaufende Quermauer teilt die Fläche in 2 Hälften.
In der südlichen Hälfte hat sich an der Ostseite ein hochgelegenes Spitzbogenfenster in einem stark getrichterten Laibung erhalten. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um das Fenster einer nur 3,0 x 2,5 Meter großen Kapelle, die direkt neben dem Hocheinstieg lag und wahrscheinlich nur mit einer Holzwand vom Eingangsberecih abgetrennt war. Leider ist das vermutete Maßwerkfenster verschwunden.
Eine spitzbogige Türe in der Trennwand, deren Gewände herausgerissen wurde, führt in den nördlichen Bereich, der mit zwei an der Nord-Ost Ecke situierten Rechteckfenstern in Sitznischen belichtet war. Es ist sicher kein Zufall, dass die dem Burgweg zugewandte Nord-West-Ecke fensterlos blieb.
In der Trennwand ist eine zweiteilige Wandnische angebracht, die mit zwei flachen, auf einer Mittelkonsole ruhenden Spitzbögen geschlossen ist. Die gängige Erklärung als nachträglich vermauerte Bogenöffnung scheint nicht wirklich plausibel. Vielmehr dürfte es sich um eine Wandnische mit einem konstruktiv bedingten Entlastungsbogen handeln.
Ein Kamin an der Südwestecke des Raumes läßt auf einen Kachelofen schließen.
In allen vier Außenecken des Turmes sind quadratische Pfeiler aufgemauert, die als Unterlage für die Holzbalkendecke über dem 1. OG dienen.
Zusätzlich sind in der Mitte der Nord- und Südseite noch sorgfältig behauene Konsolen für einen Unterzug angebracht.
Die Zweiteilung durch eine Mittelmauer wiederholt sich im 2. Obergeschoß. Die Befensterung ist in beiden Hälften identisch aber spiegelbildlich: jeweils ein Sitznischenfenster an der Ostseite, jeweils zwei sitznischenfenster an der Süd- bzw. Nordseite sowie ein schräg durch die Westwand führender Gang zu einem Abtritterker. Zwei Türen, von denen eine vermauert ist verbinden die beiden Räume.
Ein Kamin in der Trennwand deutet auf einen weiteren Kachelofen im 2. Obergeschoß hin.
Ein in der Turmmitte Nord-Süd, also quer zur Trennwand gespannter Bogen, diente wahrscheinlich zur Auflage der Decke.
Wie die Vertikalerschließung des Wohnturms funktionierte ist nicht klar. Am wahrscheinlichsten erscheint eine Treppe in der Süd-West.Ecke, die also direkt neben dem Hocheinstieg vom 1.OG ins 2. OG führte.
Der Südwand des Wohnturms ist mit deutlicher Baufuge ein spätgotischer Trakt vorgestellt, der nur zweigeschoßig und etwas schmäler ist als der Turm.
Die polygonale Ringmauer umschließt einen etwa ovalen Bereich. Die dem Burgweg zugewandte Nordseite ist etwas angespitzt, und hat eine primäre Schießscharte, die auf den Burgweg gerichtet ist.
Von Hauenstein existiert die älteste mir bekannte Bauaufnahme einer österreichischen Burg. Sie wurde im Jahr 1868 von Josef Scheiger in den "Mitteilungen des historischen Verein für Steiermark" veröffentlicht.
Scheiger war ein früher "Burgenfan", der seit dem frühen 19. Jahrhundert mit Zeichenblock und Tusche bewaffnet durch Österreich wanderte und Zeichnungen von Burgen und mittelalterlichen Städten anfertigte, die weit über die romantische Begeisterung am Alten hinausgingen und wegen ihren Detailtreue wertvolle Quellen für die Bauforschung geworden sind. (siehe Waxenegg)
Sein Artikel über Hauenstein ist bereits ein Alterswerk und der einzige mir bekannte von Scheiger angefertigte Grundriss. Trotz des nicht ganz einfachen, völlig unregelmäßigen Grundrisses hat er mit den technischen Mitteln des 19. Jahrhunderts die Struktur richtig erfasst und zu Papier gebracht.
von Voitsberg Straße in Richtung Kainach und weiter nach Gallmannsegg bis zum Schranken.
Vom Parkplatz Fußweg leicht rechts, nach 5 Minuten Abzweigung scharf links, weitere 10 Minuten bis zur Ruine.