Finkenstein
Kärnten / Bez. Villach-Land / KG. Finkenstein-Greuth

Due Burgruine Finkenstein liegt auf einem langestreckten, isolierten Felsen hoch über dem Faakersee.
Die Burg war im Besitz der kärntner Herzöge, und damit ab 1335 der Habsburger, die für die wesentlichen Ausbauphasen im späten 15. Jahrhundert verantwortlich waren. 1508 ging die Burg an die Dietrichsteiner.

Finkenstein: Grundriss und Baualterplan (2002)
Finkenstein: Grundriss und Baualterplan (2002)

Die romanische Burg:

Der älteste Teil der Burg, hat sich östlich des Bergfrieds auf einem Felskopf erhalten, der hoch über dem Zugang zur Burg liegt und heute eine Terrasse des Restaurants beherbergt. Das Mauerwerk zeigt quaderhaft zugerichtete Steine in strengen Einzellagen und dürfte auf die Zeit um 1200 zurückgehen. Die Mauer umschließt einen polygonalen, etwa ovalen Bereich und dürfte die älteste Ringmauer der Burg sein. An der Innenseite zeigt sie aber spätgotisches Zwickelmauerwerk, wurde also offensichtlich im 15.Jahrhundert doubliert.
Ein weiterer mauerzug mit ähnlichem Mauerwerk befindet sich nördlich des ersten Tores und dürfte wohl Teil einer älteren Toranlage oder eines Zwingers gewesen sein.

Finkenstein: Mauerwerk um 1200 am Felskopf östlich des Bergfrieds
Finkenstein: Mauerwerk um 1200 am Felskopf östlich des Bergfrieds
Finkenstein: Ansicht von Süden. Rechts des bergfrieds die älteste Ringmauer
Finkenstein: Ansicht von Süden. Rechts des bergfrieds die älteste Ringmauer

Der Bergfried:

Der Bergfried gehört der nächsten Bauphase an, bei der die Burg gegen Westen erweitert wurde.. Er hat ein Ausmaß von etwa 7x7 Metern. Sein Inneres ist heute nicht zugänglich und es ist für mich tröstlich, dass auch schon Otto Piper anno 1900 keinen Einstieg finden konnte. Das Mauerwerk gehört schon der nächsten Entwicklungsphase der mauertechnik an und zeigt Bruchsteinmauerwerk das in niederen Kompartimenten abgeglichen wurde. Die Eckquader sind aus höherwertigem material, sind sorgfältig bearbeitet und haben großteils Zangenlöchern, mit denen die Steine mit einer Hebezange gehobben werden konnten. Alldies deuten auf eine Errichtung im frühen 14. Jahrhundert hin.
Laut Zeichnung von Markus Pernhart war der Bergfried 1860 wesentlich höher als heute, d.h. der heutige Bestand ist nur der traurige Rest eines ursprünglich sehr hohen, schlanken Turmes (ein zeitgleiches Vergleichsbeispiel in Kärnten wäre Karlsberg). Möglicherweise lag der Hocheinstieg über dem heutigen Bestand.

Finkenstein: Bergfried und die älteste Ringmauer
Finkenstein: Bergfried und die älteste Ringmauer
Finkenstein: Mauerwerk am Bergfried
Finkenstein: Mauerwerk am Bergfried

Südlich und nördlich schloss sich an den Bergfried in kleiner Wohnbau an. Er war nicht viel größer als der Bergfried selbst und ist im Kellergeschoß noch recht gut erhalten. Das Kellergeschoß war bis vor kurzem verschüttet und wurde lediglich ausgeräumt, ansonst aber wenig verändert. Das Erdgeschoß des nördlich an den Bergfried anschlieenden Traktes ist dagegen zur Gänze abgekommen.
Im 1.Obergeschoß wurde eine Gaststube mit Bar eingerichtet und dabei der Wohnbau so verbaut, dass Rückschlüsse auf die ursprüngliche Ausstattung nicht mehr möglich sind. Nur an der Talseite hat sich ein Lichtschlitz erhalten, der zu einem kleinen Fenster umgebaut wurde.
Schon im 16.Jahrhundert wurde an der Ecke zum Bergfried die Ringmauer durchbrochen um einen Zugang zum außen angebauten, runden Treppenturm zu schaffen. Bei der Restaurierung des 20.Jahrhunderts. wurde dieser Gang stillgelegt und direkt daneben ein neuer Gang durch die Ecke des Bergfrieds gebrochen.

Finkenstein: Bergfried und der angebaute runde Treppenturm
Finkenstein: Bergfried und der angebaute runde Treppenturm
Finkenstein: der Bergfried überbaut eine ältere Ringmauer
Finkenstein: der Bergfried überbaut eine ältere Ringmauer

Der weitere Verlauf der Ringmauer gegen Süden lässt sich wegen der unglücklichen Sanierung, rezenter Einbauten und der Unzugänglichkeit der Aussenseite nur schwer beschreiben.
Jedenfalls folgt auf den kleinen Wohnbau damals wie heute eine Küche (Ausgussstein !), dann die Kapelle und zwei weitere durch Mauerrücksprünge und in den Burghof verlaufende Quermauern definierte, aber ansonst nicht näher beschreibbare Bauten, bis die Ringmauer in rechtem Winkel abknickt und die Burg im Süden abschließt.

 

FInkenstein: Detail der südlichen Ringmauer mit senkrechter Baufuge zwischen Küche( rechts mit Ausgussstein) und Kapelle(links)
FInkenstein: Detail der südlichen Ringmauer mit senkrechter Baufuge zwischen Küche( rechts mit Ausgussstein) und Kapelle(links)

Finkenstein: Hofseite der Wohngebäude
Finkenstein: Die ruinöse Hofseite der Wohngebäude ist Großteils durch moderne Anbauten verstellt.

Die Burgkapelle:

Die spätgotische Burgkapelle versteckt sich hinter einem offensichtlich rezenten Pizzaofen und einer ebensolchen Theke und wird heute als Lebensmittellager verwendet. Nur die Gewölbedienste der Apsis ( 5/8-Schluss ) deuten heute noch auf die sakrale Nutzung des Raumes hin. Die Konsolen liegen heute knapp unter dem Fußbodenniveau und sind nur zu erkennen, weil zwar das Kirchenschiff, nicht aber die Apsis angeschüttet wurden. Auch der gesamte Burghof liegt etwa 1 Meter höher als das ursprüngliche Niveau. Piper sah 1900 noch vermauerte Rundbogenfenster in der Kapelle.

 

Finkenstein: Gewölbedienst der Burgkapelle
Finkenstein: Gewölbedienst der Burgkapelle

Finkenstein: Gewölbedienst in der Burgkapelle
Finkenstein: Gewölbedienst in der Burgkapelle

Der spätgotische Palas:

Der westlichen Ringmauer - wahrscheinlich des 14.Jahrhunderts - wurde durch einen Umbau des späten 15.Jahrhundets der bekannteste Bauteil der Burg Finkenstein vorgesetzt: Eine Schmuckfassade mit 4 aufwendig profilierten und großzügig dimensionierten Kielbogenfenstern. Eine mittig angelegte Türe führte auf einen außen liegenden Balkon, der von zwei aufwendig profilierten Wandsäulen getragen wurde.

Finkenstein: Westseite des spätgotischen Palas , Innenseite
Finkenstein: Westseite des spätgotischen Palas , Innenseite

An der Innenseite ist die Wand durch 5 breite kielbogig geschlossenen Nieschen gegliedert, die durch schlanke Rundsäulen oder Stäbe getrennt sind. Da die Stäbe einen einheitlichen horizontalen Abschluss haben, dürfte der Raum eine waagrechte Holzdecke gehabt haben, ber deer man wegen der großen Spannweite noch einen auf Holzsäulen ruhenden unterzug unterstellen darf.
Die Fenster selbst sind ebenfalls mit einem Kielbogen geschlossen. Die markante Kante in der geschwungenen Linie des Kielbogens ist ein Bauschaden, bei dem der Schlussstein etwas nach unten gerutscht ist.

Finkenstein: Westfassade mit 4 Kielbogenfenstern und mittigem Balkon.
Finkenstein: Westfassade mit 4 Kielbogenfenstern und mittigem Balkon.

Die Stäbe stehen auf gedrehten Basen und haben etwa in der Mitte der Raumhöhe eingeschobene Wirtel. Erstaunlich einfach ist der obere Abschluss. Die Stäbe stoßen stumpf und ohne Übergang auf einen horizontal entlang der Deckenkante verlaufenden Stab, der von einer Hohlkehle begleitet ist. Die Lösung ist so brachial und auch in so geringen Mengen erhalten, dass es sich dabei auch um eine unglückliche Sanierungsmaßnehme handeln könnte.

Finkenstein: gedrehte Basen der Stäbe an der Westseite des Palas

Finkenstein: Wirtel an den Stäben Westseite des Palas.
Finkenstein: Wirtel an den Stäben Westseite des Palas.

In der Mitte der Fassade befand sich im Erdgeschoß ein Tor, durch das man die heutige „Burgarena Finkenstein „ erreicht, einen großzügig bemessenen Zwinger, der in Friedenszeiten wohl als Ziergarten verwendet wurde.
Eine deutliche Baunaht an der Nord-Ost Ecke und ein verlängerter Lichtschlitz beweisen, dass diese Fassade vor eine ältere, die Burg gegen Süden abschließende Ringmauer (bzw. einen älteren Wohntrakt) gestellt wurde.

Finkenstein: rechts die vorgesetzte Fassade mit den Kielbogenfenstern.
Finkenstein: rechts die vorgesetzte Fassade mit den Kielbogenfenstern.

Finkenstein: die Burgarena
Finkenstein: die Burgarena

Der Torturm:

Gleichzeitig mit der Westfassade wurde das 3. Tor, ebenfalls mit Kielbogen und Wappen der Dietrichstein (Ende 15.Jahrhundert) errichtet. Das Tor wird von einem kleinen Rundturm flankiert, in dessen Obergeschoß Reste eines von Rundstäben getragenen Gewölbes erhalten sind.
Im engen Zwinger hinter dem 3. Tor lassen sich noch geringer Reste einer älteren Toranlage erkennen.

Finkenstein: spätgotischer Torturm
Finkenstein: spätgotischer Torturm

Finkenstein: Kielbogenportal mit Wappen der Dietrichstein
Finkenstein: Kielbogenportal mit Wappen der Dietrichstein

Finkenstein: Gewölbekonsolen im Inneren des Torturms
Finkenstein: Gewölbekonsolen im Inneren des Torturms

Finkenstein: Gewölbekonsole im Torturm
Finkenstein: Gewölbekonsole im Torturm