Falkenstein an der Ranna
OÖ / Bez. Rohrbach / Gem. Hofkirchen

Dieser Text über Falkenstein an der Ranna ist eine Neufassung meiner Beschreibung aus dem Jahr 2003 (Link) und basiert auf der Planaufnahme vom Juli 2003. Das muss erwähnt werden, weil in der Burg seit ca. 2010 umfangreiche Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen unternommen wurden, bei denen einige Bauteile freigelegt wurden, die 2003 noch unter meterhohem Schutt verborgen waren. Ich habe die Burg aber aus „juristischen Gründen“ seit 2003 nicht mehr besucht.

 

Die Anlage der Burg Falkenstein an der Ranna wird stark durch die Topographie des Geländes bestimmt:  Aus dem steil gegen das Rannatal abfallenden Berghang löst sich ein an der Basis etwa 60 Meter breiter, felsiger  Gegenhang, der zuerst wieder 30 Meter hoch ansteigt und dann fast senkrecht in einer Felswand abfällt.

Zuerst wurde die äußerste Spitze dieser Felskuppe besetzt, die auf drei Seiten praktisch unzugänglich war. Der Zugang nur war von der relativ flachen Ost-Seite möglich, wo der Hang mit einer geraden Quermauer abgesperrt wurde, hinter der sich ein Hof mit Platz für die Wohngebäude ergab.
Bei zwei Erweiterungen wurde dann auf der jeweils nächsten tiefer liegenden Hangstufe eine neue Quermauer errichtet, hinter der sich zusätzliche Nutzfläche ergab.

Falkenstein: historische Ansichtskarte
Falkenstein: historische Ansichtskarte, vor 1910.

Falkenstein: Ansichtskarte um 1940
Falkenstein: Ansichtskarte um 1940

Falkenstein: Grundriss und Baualtersplan, Martin Aigner 2023
Falkenstein: Grundriss und Baualtersplan, Martin Aigner 2023

Die hochmittelalterliche Burg: (im Plan orange und rot)

(die in Klammern angegebenen Zahlen [1] entsprechen den Markierungen im Plan).

Die erste Burganlage wurde noch vor 1200  auf der höchsten Stelle des Felsens errichtet. Sie ist an drei Seiten durch senkrechte, teilweise sogar überhängende Felsabstürze von bis zu 20 Metern Höhe gesichert.
Der Großteil der romanischen Burg liegt heute unter dem Begehungsniveau und ist unter dem Schutt späterer Bauphasen verborgen. Wer mehr romanisches Mauerwerk sehen will, muss die Burg umrunden bzw. die teils verfallenen und verschütteten Keller erkunden, beides  Unternehmungen die ich nicht zum Nachahmung empfehlen kann.

Aus den einzelnen Mauerresten lässt sich eine etwa 25 Meter breite und 15 Meter tiefe, polygonale Anlage rekonstruieren, mit einem an der Talseite aus dem Bering auskragenden Bergfried. Die gegen den Zugang gerichteten Ecken der Ringmauer waren stark abgeschrägt. Auch dort liegt  der Großteil der romanischen Mauerstruktur unter dem heutigen Begehungsniveau.

Falkenstein: Keller unter der Hochburg
Falkenstein: Keller unter der Hochburg [1], Blick gegen Westen.

Falkenstein: Keller unter der Hochburg
Falkenstein: Keller unter der Hochburg [1], Blick gegen Osten mit dem Portal.

Von den Wohngebäuden der romanischen Burg ist nichts mehr erhalten, bzw. liegen die Reste unter dem heutigen Begehungsniveau. Ein längsrechteckiges Gebäudes [1] an der Südseite des oberen Burghofes, von dem sich nur noch ein Mauerzahn zu sehen ist, dürfte aus einer späteren Bauphase stammen. Dieses Gebäude hat sich hauptsächlich in Form eines Kellergewölbes erhalten, das in dieser Form aber nicht zur ersten Bauphase zählen kann. Der Keller ist etwa 10 Meter lang, 4,5 Meter breit und ist mit einer etwa 4 Meter hohen Spitztonne versehen. Der Keller wird über ein an der westlichen Schmalseite angebrachtes Fenster belichtet. Der Zugang liegt an der Ostseite. In der Mitte der NW-Seite - also in Richtung oberer Burghof - führt ein Schacht senkrecht nach oben.

An der etwa 15 Meter hoch erhaltenen südlichen Ringmauer sind noch romanische Mauerwerksstrukturen [2] zu beobachten.
An dieser Mauer lässt sich der dramatische Verfall der letzten Jahre beobachten. Auf einem Foto von 2003 habe ich den Verlust an Mauerschale in den letzten 20 Jahren als gelb unterlegte Fläche dargestellt. In den letzten 2 Jahrzehnten ist etwa ein Drittel der gesamten Mauerschale sowie ein Lichtschlitz verloren gegangen und gibt nun den Blick auf das in opus spicatum Technik gelegte Füllmauerwerk frei. Der verlorene Lichtschlitz muss im Bereich des Gewölbezwickels des Kellergewölbes gelegen sein, was ein weiterer Hinweis auf dessen nachträgliche Errichtung wäre.

Falkenstein: die gelb unterlegte Fläche markiert die zwischen 2003 und 2023 verlorene Mauerschale.
Falkenstein: Südmauer der Hochburg [2], Foto von 2003, die gelb unterlegte Fläche markiert die zwischen 2003 und 2023 verloren gegangene  Mauerschale. In rot zur Orientierung einige markante Steine.

Falkenstein: Schnitt durch die Hochburg,
Falkenstein: Schnitt durch die Hochburg, Alle Höhenangaben laut Plan Götting von 1967. dunkel=Bestand, hell =Rekonstruktion.

Eine Quermauer im Nordosten sperrte den Zugang zur ersten Burg ab. Davon ist noch ein etwa 10 Meter langes Mauerstück mit opus spicatum Einschüben [3] erhalten. Noch kurz vor 2003 war die Mauer doppelt so lang und mit einer Türe oder Fensteröffnung versehen, bis sie durch die Wurzeln eines umstürzenden Baumes ausgehebelt und vernichtet wurde. Das romanische Mauerwerk reicht nur etwa 1 Meter über das heutige Niveau, darüber liegt eine Aufstockung des 14. Jahrhunderts.

Falkenstein: romanisches Mauerwerk mit opus spicatum
Falkenstein:  romanisches Mauerwerk an der oberen Quermauer [3] mit opus spicatum.

Falkenstein: Rekonstruktionsversuch der romanischen Burg um 1200
Falkenstein: Rekonstruktionsversuch der romanischen Burg um 1200.

An der Ost-Ecke der romanischen Ringmauer springt ein etwa 15 Meter langes Gebäude gegen den Aufstieg hin aus dem Bering vor. Es ist heute nur noch unterirdisch erhalten, aber eine Außenseite kann noch durch den tonnengewölbten Keller [4] erreicht werden. Dieser war 2003 noch zugänglich, der Zugang wurde dann durch ein einstürzenden Gewölbe verschüttet und erst 2023 wieder freigelegt.
Das Mauerwerk besteht aus quaderhaft zugerichteten Hausteinen, die  in strengen Einzellagen verlegten sind. Das Innere des Gebäudes könnte noch erhalten sein, jedoch ist der einzige erkennbare Zugang - ein sekundäres Tor des 15./16.Jahrhunderts im Keller [4] - verschüttet. Die Situierung außerhalb des eigentlichen Berings läßt eine Verwendung als Kapelle möglich erscheinen. Da im Jahre 1893 in der verschütteten Krypta der Burgkapelle die sterblichen Überreste des Cadeloh von Falkenstein (1173-1190) mit Rüstung und Schwert gefunden wurden, kann deren Errichtung im späten 12. Jahrhundert als gesichert angesehen werden. (Link zu einer Beschreibung des Schwerts des Cadeloh von Falkenstein).
Die Lage der Kapelle ist aber nicht wirklich gesichert, da damals anscheinend keine Aufzeichnungen über den genauen Fundort gemacht wurden. Ungefähr an dieser Stelle zeigen beide Ansichten Vischers (Abb. "Falkenstein" und Hintergrund von "Rannariedl") einen schlanken, etwa quadratischen Turm mit einem steilen Pyramidendach.

Falkenstein: romanisches Mauerwerk
Falkenstein: Südwand der "Kapelle", heute im Keller [4] gelegen. Foto 2003.

Falkenstein: romanisches Mauerwerk, im Keller 4, Foto 2003
Falkenstein: romanisches Mauerwerk, im Keller [4], Foto 2003

Die Reste des Bergfrieds [5] stehen am höchsten Punkt des Felsens, am weitesten von der möglichen Angriffsrichtung entfernt. Sein unregelmäßig polygonaler Grundriss ist ganz auf die Form der schlanke Felsnadel abgestimmt. Die Maße lassen sich heute nur noch an Hand der Futtermauern erfassen, an aufgehendem Mauerwerk ist nur ein Mauerzahn an der Ostecke erhalten. Bei einer Dimension von etwa 12 x 13 Metern und einer Innenlichte von etwa 6 x 6 Metern ist anzunehmen, daß der Bergfried bewohnbar war.
Das Mauerwerk besteht aus plattigen Bruchsteinen, ohne klare Lagenbildung und ohne abgesetzte Eckquader. Im Fundamentbereich sind noch geringe Reste von großblockigem, lagenhaften Mauerwerk ähnlich dem der "Kapelle" zu sehen.

Falkenstein: Mauerwerk des Bergfrieds. (Foto 1997)
Falkenstein: Mauerwerk an der Ostecke des Bergfrieds [5]. (Foto 1997)

Falkenstein: romanisches Mauerwerk im Fundamentbereich des Bergfrieds (Foto 2003)
Falkenstein: romanisches Mauerwerk im Fundamentbereich des Bergfrieds [5] (Foto 2003)

Erweiterungsbauten des 14. und frühen 15. Jahrhundert: (im Plan blau)

Die in mehreren Etappen ausgeführten Umbauten des 14. Jahrhunderts darf man wohl den Herren von Wallsee zuschreiben, denen die Burg um 1331 als Pfand übertragen wurde.

Die romanische Burg blieb bei den Umbauten in ihren Umrissen erhalten, da die Erweiterung  nur gegen Nordosten möglich war, die einzige Seite an der der Fels nicht senkrecht abfällt. Hier  wurde auf einer tiefer liegenden Hangstufe mit einer  2 Meter starken Ringmauer ein neuer, etwa 400 m2 großer Hof umschlossen. Der Verlauf der Ringmauer [6] ist auffällig geradlinig: Sie setzt mit einem kurzen schrägen Verbindungsstück an der Hochburg an,  läuft an der Nordseite etwa 25 Meter gerade talwärts, knickt an der tiefsten Stelle um 90 Grad gegen Süden, und sperrt mit einem weiteren 25 Meter langem Mauerstück den Zugang zum Burgberg ab. Etwa in der Mitte der heutigen Front knickt die gotische Ringmauer im stumpfen Winkel nach innen ab [7] und verschwindet in einem Schutthaufen der die Erkundung des weiteren Verlaufs verhindert.
Das Mauerwerk wurde als klassisches Kompartimentmauerwerk mit Abgleichlagen von etwa 80 cm Höhe ausgeführt. Ungewöhnlich für die Zeit ist das Fehlen von farblich abgesetzter Eckquaderung.

Falkenstein: Nordfassade der gotischen Erweiterung ( Foto 1995)
Falkenstein: Nordfassade der gotischen Erweiterung [6]. (Foto 1997)

Falkenstein: Kompartimentmauerwerk der ersten gotischen Erweiterung.
Falkenstein: Kompartimentmauerwerk der ersten gotischen Erweiterung [6]. Foto 2003.

In der Mitte der talseitigen Ringmauer war frontal das Burgtor angebracht, von dessen Gewände sich ein einziger Stein (rechte obere Ecke) erhalten hat. Das nieder, erhaltene mauerstück über dem tor, das auf meinem Foto von 1997 noch zu sehen ist, wurde inzwischen mit einem massiven Betonpfeiler gesichert.

Rechts hinter dem Torwurde ein 4-stöckiger Wohnturm (Keller bis 2. OG)  [8] in die Ecke der Ringmauer eingestellt. Es ist zwar mit Baufuge an die Ringmauer angestellt, die in der Ringmauer eingebauten Mauerrücksprünge für die Balkendecken und die primären Fensteröffnungen deuten trotzdem auf eine gleichzeitige Errichtung hin.

An die zur Hochburg hinaufführende Nordwand [6] war innen ebenfalls ein Wohngebäude als Erweiterung des Wohnturms angestellt, dessen Hofseite heute völlig verfallen ist, das aber noch an den in der Ringmauer liegenden Fenster nachweisbar ist.  Sowohl der Wohnturm als auch die Erweiterung hatten Holzbalkendecken.
Vischer zeigt die Wohnturm-Erweiterung mit einem etwas niederen Dach als der Wohnturm. Da die Dachtraufe beider Gebäude gleich hoch liegt, könnte das ein Hinweis sein, dass die Palaserweiterung weniger breit war als der Wohnturm.

Links hinter der Torhalle liegen die Reste eines weiteren Gebäudes, das im Gegensatz zu Wohnturm und dessen Erweiterung mit Steingewölben versehen war und aus einem spätgotischen Umbau stammen dürfte. Die Struktur dieses Gebäudes wird man analysieren können wenn es einmal freigelegt wurde. Auch der Bereich hinter dem Tor wurde nachträglich überbaut, wobei der Torbereich mit einem etwa 6 Meter hohen Tonnengewölbe versehen wurde, dess Ansatz noch am Wohnturm zu sehen ist.

Der Aufstieg von der Torhalle zur romanischen Burg ist extrem steil: Auf einer Entfernung von nur 20 Metern müssen im 2. Burghof 10 Höhenmeter überwunden werden. Wie dieser Weg beschaffen war lässt sich wegen der Schuttmassen nicht mehr feststellen. Wahrscheinlich bestand hie ein schmaler Hof von etwa 7 x 14 Metern.

Falkenstein: Mauerwerk an der Ecke der gotischen Erweiterung.
Falkenstein: Mauerwerk an der Ecke der gotischen Erweiterung, bei [8].

Falkenstein: der gotische Wohnturm und das obere Burgtor vom Hof aus gesehenen. Foto 1997.
Falkenstein: der gotische Wohnturm [8] und das obere Burgtor vom Hof aus gesehenen. Foto 1997.

An die Ostecke der "Kapelle" wurde ein etwa 15x15 Meter großer, rechteckiger Bau [9] angestellt, der heute fast völlig verschüttet ist. Oberflächlich zeigt sich hier nur einer überwachsene Kraterlandschaft ohne erkennbare Strukturen. Nur seine gegen den Abhang gerichtete Südecke ist von außen noch deutlich zu erkennen. Er dürfte mit seinen beiden talseitigen Ecken auf zwei isolierten Felsspitzen stehen, die dazwischen liegende Wandfläche ruht auf einem breiten Mauerbogen. Das Gebäude ragte ursprünglich mit seiner gesamten Länge aus dem Bering, der Zwickel  zwischen dem Gebäude [9] und der Kapelle wurde erst 16. Jahrhundert mit einem massiven diagonal gestellten Trakt [10] geschlossen. Wie das Gebäude talseitig an die gotische Ringmauer anschloss kann heute nicht mehr gesagt werden, weil der entsprechende Bereich völlig zerstört und mit Schutt überlagert ist. Fest steht nur, das die gotische Ringmauer etwa in der Mitte der heutigen Front schräg in Richtung Hochburg abknickte [7] und nach wenigen Metern gegen das Gebäude  gestoßen sein muss.

Falkenstein: Mauerwerk bei 9 mit Stützbogen, Foto 2003.
Falkenstein: Mauerwerk bei [9] mit dem Mauerbogen, Foto 2003.

Falkenstein: links ein Stück der Südmauer von 9, rechts die Ringmauer von 14
Falkenstein: links ein Stück der Südmauer von [9], rechts die Ringmauer von [14].

In einer dritten Bauphase wurde ein weiterer Mauerring [11] errichtet, der - wieder eine Hangstufe tiefer - mit einer ca. 140 Meter langen Ringmauer den Hang absperrte und so einen geräumigen, L-förmigen dritten Hof bildete. Er dürfte nur unwesentlich jünger sein als die erste gotische Erweiterung. Jedenfalls bestand er schon vor den  spätgotischen Erweiterungen  16. Jahrhunderts.

In der Mitte der feldseitigen Mauer ist noch das Torgebäude Großteils erhalten, wobei insbesondere ein qualitativ hochwertiges Doppeltor bemerkenswert ist. Es besteht aus einem 2,5 Meter breiten Fahrtor und einem separaten nur 70 cm breiten Manntor. Beide sind spitzbogig, breit abgefast mit pyramidenförmigen Anläufen, wie sie etwa auf der ebenfalls von den Wallsee in der 2.Hälfte des 14. Jahrhunderts errichteten Burg Oberwallsee zu finden sind.

Jede der beiden Türöffnungen hatte eine eigene Zugbrücke, die im geschlossenen Zustand in einer Nische bündig mit der Ringmauer lag. Typisch für diese Doppeltore sind daher die beiden gleich hohen Nischen für zwei unterschiedlich hohe Türöffnungen. Die Länge der Zugbrücke lässt sich an Hand der Nischenhöhe noch mit etwa 3,5 Metern rekonstruieren.

Falkenstein: gotisches Doppeltor mit Zugbrücke
Falkenstein: gotisches Doppeltor mit Zugbrücke. (Foto 1995)

Falkenstein: der noch überdachte Tortrakt auf einer Ansichtskarte um 1900.
Falkenstein: der noch überdachte Tortrakt auf einer Ansichtskarte um 1900.

Hinter dem Tor liegt ein Torturm von etwa 8x5 Metern. Eine gequaderte Kante verweist auf ein 1. Obergeschoß, das heute aber fast völlig verfallen ist. Noch um 1960 waren hier zwei hochrechteckige, vergitterte Fenster mit steinernen Gewänden zu sehen. Die Torhalle war mit einem flachen Tonnengewölbe überspannt.
Dieses äußere Tor und das obere Tor in der gotischen Ringmauer liegen leicht schräg versetzt. Wahrscheinlich zwang der erhebliche Höhenunterschied (etwa 6 Meter auf nur 15 Meter Entfernung) zu einer gekrümmten Wegführung zwischen den Toren.
Hinter der äußeren Ringmauer waren weitere Gebäude [12] mit Baufuge an den Torturm angestellt, die heute aber fast völlig verfallen sind. Auf einem Foto von ca. 1905 sind diese Gebäude noch unter Dach.

Erweiterung des späten 15. Jahrhunderts: (im Plan grün)

Diese Bauphase ist durch eine am Hocheinstieg des Brunnenturmes erhaltene Bauinschrift (1489) mit Ende des 15. Jahrhunderts zu datieren. Sie zeigen das für die Zeit typische großformatige Zwickelmauerwerk, bei dem ohne jede Lagenbildung große, fast unbearbeitete Bruchsteine aufeinander geschichtet und die Zwischenräume mit einem Netz aus kleinen Steinen ausgefüllt werden. Die Innenräume sind durchwegs tonnengewölbt und dienen ausschließlich militärischen Zwecken. (Das könnte aber auch Resultat einer selektiven Auswahl sein, weil tonnengewölbte Räume die Jahrhunderte eher unbeschadet überstanden haben als Gebäude mit Holzdecken) .
Die erhaltenen Öffnungen sind großteils als Schießöffnungen mit Schlüsselscharten ausgeführt.

Dieser spätgotischen Bauphase gehört die schräge Abmauerung [10] des Mauerzwickels zwischen der romanischen "Kapelle" und dem gotischen Gebäude [9] an. Die etwa 3.50 Meter starke Mauer bildet einen dreieckigen, tonnengewölbte Raum mit zwei Schießkammern. Die Gewände  (wahrscheinlich Schlüsselscharten) sind verschwunden. Eine sekundäre Türe führte in die "Kapelle" eine weiterer schmaler Zugang war vom Gebäude [9] möglich. Knapp neben diesem Zugang liegt ein sekundärer Kaminabzug.

Falkenstein: die südliche Aussenmauer von [10].
Falkenstein: die südliche Aussenmauer von [10].

Falkenstein: die südliche Aussenmauer von [10].
Falkenstein: die südliche Aussenmauer von [10]. Foto 1997.

Das zweite Gebäude dieser Bauphase ist die Verlängerung der gotischen Ringmauer gegen Südosten. Sie ist mit einer deutlichen Baufuge [7] an die gotische Mauerecke angestellt und verspringt nach wenigen Metern in einem Doppelknick [13], bevor sie wieder an die äußere gotische Ringmauer [14] anschließt.
Die Begründung für den Versatz scheint in einer Schießkammer zu liegen, die somit direkt auf die Innenseite des inneren Burgtores gerichtet ist.
Im dreieckigen Zwickel [15] zwischen der spätgotischen Mauer und gotischer Ringmauer sind auf zwei tonnengewölbten Ebenen Schießöffnungen mit Schlüsselscharten angebracht. Darunter liegt noch ein unbelichteter Raum, der wohl als Verließ zu interpretieren ist. Er ist nur von oben durch ein etwa 50x50 cm großes "Angstloch" zu erreichen. Auf der Zeichnung Vischers ist dieser spätgotische Trakt um ein Stockwerk niederer als die ältere gotische Ringmauer.

Falkenstein: Die gegen Süden gerichtete Schießkammer im Raum 15.
Falkenstein: Die gegen Süden gerichtete Schießkammer im Raum 15.

Falkenstein: Die gegen das innere Burgtor gerichtete Schießkammer im Raum 15.
Falkenstein: Die gegen das innere Burgtor gerichtete Schießkammer im Raum 15.

Falkenstein: spätgotisches Mauerwerk bei 13.
Falkenstein: spätgotisches Zwickelmauerwerk bei [13].

Falkenstein: Baufuge bei [7]
Falkenstein: Baufuge bei [7]. Rechts die gegen Süden abknickende gotische Ringmauer des 14. Jahrhiunderts, links die angestellte spätgotische Erweiterung.

Ebenfalls um 1500 ist ein Rundturm entstanden der sekundär über die Nordecke der äußeren Ringmauer gestellt wurde. Ich konnte ihn 2003 nur unter einem Schlingpflanzendickicht erahnen, heute ist der erhaltene Mauerzahn freigelegt und konserviert.
Der Rundturm war, so wie alle anderen Gebäude des spätgotischen Ausbaus, mit aus Steinplatten geformten Schlüsselscharten versehen. Auch die anderen an der Innenseite der Ringmauer angestellten Gebäude sind völlig verfallen. Die miserable Mauerwerksqualität lässt auch hier auf eine Errichtung im 16. Jahrhundert schließen.  Laut der Darstellung Vischers lässt sich ein Gebäude südlich des Doppeltores als Küche oder Esse rekonstruieren.

Brunnenturm von 1489:

Das spektakulärste Bauwerk der spätgotischen Ausbauphase ist der etwa 80 Meter frei vor der Burg stehende, sogenannte Brunnenturm. Über dem Hocheinstieg ist die Jahreszahl 1489 und das Wappen des Erbauers Hans Oberhaimer (gespalten, rechts weiß mit drei schwarzen Rosen, links schwarz mit drei weißen Rosen) und seiner Ehefrau einer geborenen Stubenberg (auf schwarzem Grund eine silbene Wurfparte) zu sehen.

Das nur 65 cm breite Portal des Hochstiegs liegt in 4,5 Metern Höhe an der gegen die Hauptburg orientierten Westseite des Turms. Der Turm steht so im Hang, dass das natürliche Gelände auf der gegenüberliegenden Ostseite schon höher liegt als der Hocheinstieg. Um das breit gefaste Portal liegt ein rechteckiger Falz zur Aufnahme einer Zugbrücke, oder - interessanter Gedanke den ich in einer Beschreibung gelesen habe - einer faltbaren Leiter.

Falkenstein: Das mit 1489 datierte Portal des Brunnenturms.
Falkenstein: Das mit 1489 datierte Portal des Brunnenturms.

Falkenstein: Mauerwerk und Schlüsselscharte am Brunnenturm, bezeichnet 1489
Falkenstein: Mauerwerk und Schlüsselscharte am Brunnenturm, bezeichnet 1489

Der Brunnenturm wurde als einziger Teil der Burg schon um 1960 restauriert und ist seitdem relativ gefahrlos über eine zum Hocheinstieg hinaufführende Aluleiter zu begehen.

Das Innere des starkwandigen Rundturmes ist ein unbeschreibliches Wirrwarr aus sich überschneidenden in der Mauerstärke verlaufenden Treppen, Gängen, Schächten und Kammern. Hier hilft nur selber hinfahren und anschauen. Wem das zu weit ist, sei auf die Pläne des Brunnenturmes von Piper oder Götting verwiesen, die in fast jedem Buch über europäische Burgen abgedruckt sind.
Über dem Einstiegsgeschoß liegen noch zwei weitere Geschoße, wovon das oberste über mehrere auskragende Wurferker verfügt.
Eine enge Wendeltreppe führt vom Einstiegsgeschoß zwei Stockwerke nach unten (hier ist eine Taschenlampe unerläßlich) und endet in einer Quellfassung, die auf einer Seehöhe von 486 Metern liegt, was etwa der Mitte des oberen Burghofs entspricht. Es wäre also technisch durchaus möglich gewesen von hier aus die Burg mittels einer hölzernen Druckwasserleitung mit Wasser zu versorgen. (Seihe Aquädukt von Niederkraig).

Falkenstein: Brunnenturm
Falkenstein: Brunnenturm

Falkenstein: Brunnenturm, Schlüsselscharte

Vischers Darstellung von 1674: Die erkennbaren Bauteile sind wie im Baualterplan eingefärbt
Vischers Darstellung von 1674: Die erkennbaren Bauteile sind wie im Baualterplan eingefärbt.

Wassergraben:

Im Bereich zwischen Brunnenturm und äußerer Ringmauer wurde, für eine Spornburg äußerst ungewöhnlich ein Wassergraben angelegt. Die Herausforderung in diesem Gelände ist wohl, dass das Wasser nicht links und rechts ausrinnt, was mit zwei etwa 12 Meter breiten Dämmen verhindert wurde. Bei Vischer ist der etwa 80 Meter lange und 20 Meter breite Wassergraben noch mit einer Holzbrücke überbrückt, die auf die Zugbrücke des äußeren Burgtors zuführt. Heute ist die Brücke durch einen breiten Erddamm ersetzt, der den Wassergraben also in zwei Teile teilt.

 

 

Quellen:

  • W- Gütting / G. Grüll: Burgen in Oberörsterreich, Wels 1967, 25-38.