Der Palas von Schaunberg
OÖ / Bez. Eferding / Gem. Hartkirchen
Die Schaunberger stammten ursprünglich aus Bayern und etablierten sich im 13. Jahrhundert im Mühlviertel und Attergau. Ab 1317 wird die Bezeichnung "Grafschaft Schaunberg" verwendet. Der Höhepunkt ihrer Macht lag im 14. Jahrhundert, als sie diverse Ämter, darunter auch das des Landeshauptmannes im Land ober der Enns (Oberösterreich) inne hatten.
Ihr ausgeprägtes Machtstreben führte dann 1380 zu einer Fede mit dem Landesherren, in der sie 1390 entgültig unterlagen. Im 15. Jahrhundert fielen sie zwar wieder in Gnade, verlegten aber bald den Sitz in die Stadt Eferding.
Der Ausbau der Burg Schaunberg fällt also in die Zeit von 1330 bis 1380, als die Schaunberger versuchten ihren Machtanspruch auch durch Architektur zu manifestieren. Dabei wurden Zug um Zug in einer bestehenden spätromaischen Burganlage, von der heute nur noch der Bergfried und Teile der Ringmauer erhalten ist, eine Kapelle, diverse Wirtschaftsgebäude und der monumentale Palas errichtet.
PALAS Kellergeschoß
Durch den Einschlag des 1825 eingestürzten Bergfrieds wurde der Mittelteil des Palas völlig vernichtet. Die geschätzten 1000 m3 Gestein durchschlugen das Dach, die hofseitige Mauer, die talseitige Mauer und verfüllten schließlich das Kellergeschoß. Das heutige Begehungsniveau, bestehend aus Gesteinsschutt des Bergfrieds und Mauerresten des Palas liegt nur etwa 50 cm unter der Fußbodenoberkante des Erdgeschoßes.
Heute sind vom Kellergeschoß nur noch die beeindruckende Dimension und die Mauerstärken erkennbar. Mit 25 x 10.5 Metern standen 262 m2, wohl hauptsächlich für Lagerzwecke zur Verfügung. Die Mauerstärke an der Talseite betrug 4 Meter !
Erhalten haben sich vom Kellergeschoß noch,
Die im Plan eingezeichnete Raumteilung ist hypothetisch, ergibt sich aber aus der Bogenstellung im Erdgeschoß, die eine entsprechende Unterkonstruktion im Kellergeschoß erfordert.
Palas Erdgeschoß:
Vom Erdgeschoß haben sich trotz des Beschädigung durch den Einsturz des Bergfrieds wesentliche Detailformen erhalten.
Durch den Rückspring der Mauerstärke erhöht sich die Nutzfläche auf 25.10 x 11,50 Meter, also 288 m2.
Die Mauerstärken sind stark unterschiedlich, jedoch durchwegs beeindruckend:
an der gefährdetsten östlichen Giebelseite ist die Mauer 370 cm stark, an der Talseite immer noch 340 cm, die Hofseite hat „nur“ 285 cm und die westliche Giebelseite, die an den älteren Palas angebaut ist und ihn in den oberen Stockwerken auch überbaut, ist mit 170 cm geradezu schwach ausgeführt.
Spitzbogenportal:
Das auffälligste Detail ist das gotische Portal an der Ostseite der Hoffassade und es gibt auch prompt viele Rätsel auf.
Zunächst macht es eher den Eindruck eines Kirchenportals: Ein spitzbogiges Trichterportal, aus einer Abfolge von 6 Rund- und Birnstäben. Bei genauer Betrachtung fallen mehrere Ungereimtheiten auf: Die Nische an der Innenseite der Türe ist so nieder, dass man ein spitzbogiges Türblatt nicht hätte öffnen können. Der innerste Birnstabprofil ist an der Oberseite ausgeschlagen um einen rechteckigen Türstock aufnehmen zu können, der mit mehreren Bohrungen eher brutal am Steingewände fixiert war. All das lässt den Eindruck aufkommen, dass hier ein Portal, das eigentlich für ein anderes Bauwerk vorgesehen war, spoliert wurde.
(Hinweis zu den Himmelsrichtungen: Der Palas liegt genau in 45 Grad zu den Himmelsrichtungen. In diesem Text wird daher eine vereinfachte Richtungsangabe verwendet: Talseite = Nord, Hofseite = Süd, Richtung Tor = West, Richtung Kapelle = Ost)
Hofseitige Fenster:
Gegen Westen schließen an das Portal 4 Fensternischen an, die teilweise vermauert, teilweise stark restauriert sind. Weiters ist es wahrscheinlich, dass die großen Fenster im Erdgeschoß erst das Resultat eines späteren Umbaus sind. Die Fensternischen haben zwar alle etwa die selbe Breite, aber völlig unterschiedliche Stichhöhen, auch die eingebauten Wandnischen liegen auf unterschiedlichen Höhen.
Von den Fenstergewänden hat sich nur ein kleines Stück des westlichsten Fensters erhalten. Jedenfalls hat das Fenster etwas spätere Formen und ein komplizierteres Profil als die besser erhaltenen Fenster im 1. Obergeschoß: Nach einer Hohlkehle umschließt ein Rundstab jedes der vier durch das Fensterkreuz gebildete Teilfenster. Nach innen hin setzt sich das Profil dann in einer weiteren Hohlkehle fort. Dem Kreuzstockfenster war ein massives Korbgitter vorgesetzt, das sämtliche Detailformen verdeckte.
Talseitige Fenster:
Die talseitigen Fenster sind durch den Einsturz völlig zerstört, nicht einmal die Anzahl kann mit Sicherheit festgestellt werden. Wahrscheinlich waren es 5 Fenster, jeweils gegenüber den hofseitigen Fenstern und dem Portal.
Nur die östlichste Fensternische ist erhalten, sie ist – wie die hofseitigen - 250 cm breit, aber über 3 Meter tief. An der rechten Wand führt ein Aufgang zu einem Abtritterker und einem Durchgang zum alten Palas. Beide sind nachträglich eingebaut, wie an der üppigen Verwendung von Ziegeln zu sehen ist.
Vom Fensterprofil hat sich nur ein kleines Stückchen erhalten, das noch dazu schwer einsehbar ist. Es schein aber identisch mit den Fenstern im Turmanbau zu sein.
Die Fenster lagen unter der Oberkante der nördlichen Ringmauer, waren also nicht dazu angetan den Blick in die Weite schweifen zu lassen.
Deckenkonstruktion über dem EG
An der Hofseite sind noch 2 Wandvorlagen erhalten, die wahrscheinlich als der letzte erhalte Rest von 2 Doppelbögen zu interpretieren sind, die über die Schmalseite des Wohnbaus gespannt waren und in der Raummitte auf jeweils einer Säule auflagen.
Der Doppelbogen diente als Auflage für zwei Unterzüge, deren anderes Ende in der Giebelwand eingemauert war. Die Unterzüge hatten dann immer noch eine Länge von 9 Metern.
Eine ähnliche, vollständig erhaltene Konstruktion im Salzhof /Freistadt OÖ erlaubt einen Eindruck von der Raumwirkung. Da es in Schaunberg aber nachweislich nicht nur einen, sondern zwei Unterzüge gab, lagen die Unterzüge im Bogenscheitel auf, wo die auf dem Bogen lastende Wand am niedrigsten ist. Als Lösung für diese Problem habe ich an anderer Stelle schon einen auf Konsolen liegenden Streichbalken an den beiden Seiten des Bogen gesehen.
Nische an der Westseite:
An der Westseite fällt eine etwa 250 cm hohe Nische von 515 cm Breite und nur 12 cm Tiefe auf. Sie liegt zu beiden Seiten des etwa 260 cm breiten Durchgangs zum Fassadenturm und zur Treppe. Auffällig ist, dass die Durchgangslichte exakt halb so groß ist wie die Gesamtbreite der Nische. Eine mögliche Erklärung wäre irgendeine nicht näher nachvollziehbare Türkonstruktion, um den Durchgang verschließen zu können.
Raumteilung:
Eine Rekonstruktion der Unterteilung der Gesamtfläche, immerhin 330 m2, davon allein 60 m2 in den Fensternischen, ist heute nicht mehr möglich.
Auffällig ist, dass der Eingang in der Nordost-Ecke liegt, der einzige erhaltene Treppenaufgang aber in der gegenüberliegenden Südwest-Ecke. Man musste also die gesamte Fläche überschreiten um zum Aufgang in das 1.Obergeschoß zu gelangen.
In der Südost-Ecke, also unmittelbar neben dem Eingangsportal ist noch eine offensichtlich nachträglich eingebaute Hinterladeröffnung für einen Kachelofen zu sehen. Wie der dazugehörige Rauchabzug funktioniert hat, wird bei der Bechreibung des 1. OG näher erklärt.
Weiters an der Ostseite noch eine vermauerte Wandnische, wahrscheinlich von einem Wandschrank.
Turmanbau an der Westseite:
An der westlichen Giebelseite wurde mittig ein Risalit von 560 cm Breite und 385 cm Tiefe angebaut. Ähnlich wie auf der Frauenburg wurde hier an der Schmalseite des Wohnbaus ein turmartiges Gebäude angebaut, das nur wenige m2 zusätzlichen Wohnraum bot, aber nach außen hin stark repräsentativ wirkte. Während der Fassadeturm in der Frauenburg aber im Hof angebracht war, lag er auf Schaunberg an der Angriffsseite auf der Außenseite. Es wurde also die 370 cm Fassade des Wohnbaus aufgerissen und außen ein Turm mit nur 80 cm Mauerstärke, dafür aber mit riesigen Fenstern, angebaut. Über den Sinn dieser Operation kann man sich nur wundern. Jedenfalls muß das Repräsentationsbedürfnis über das Sicherheitsbedürfnis obsiegt haben.
Turmanbau - Kellergeschoß:
Im Kellergeschoß wurde der Turmanbau für einen Durchgang vom Burghof zu dem den Palas an der Nord- und Westseite umgebenden Zwinger genutzt.
Der Zugang erfolgt in einem 2 Geschoße hohen, gewölbten, aber nicht verschließbaren Gang, der im Hof auf Erdgeschoß-Niveau begann und gegen den Turmanbau hin um ein Geschoß abfiel.
Von hier waren auch die Rückseiten der Kachelöfen im EG und 1.OG des Turmanbaus zugänglich.
Der gewölbte Durchgang unterhalb des Turmanbaus endet in einem Hausteinportal, das den Zugang von Zwinger abschließen konnte. Das Spitzbogenportal ist heute fast völig verschüttet, hatte außen einen zusätzlichen rechteckigen Falz für das Türblatt und war wahrscheinlich von innen zu verschließen.
Hinter dem Tor, also schon im Zwinger, liegt an der Westseite, also in Richtung des Burggrabens, ein riesiges Rechteckfenster von 140x140 cm. Es war zwar vergittert, trotzdem ist es an dieser Stelle doch eher ungewöhnlich und wurde nachträglich zu einer Türe abgetieft.
Gegenüber ist an der Westseite des Palas ein Kellerfenster erhalten. Es ist hochrechteckig mit breit gefastem Gewände und wurde vom Turmanbau teilweise verstellt, eventuell ein Hinweis, dass der Turmanbau erst nachträglich ausgeführt wurde.
Turmanbau Erdgeschoß:
Im Erdgeschoß entstand unter Ausnutzung des Durchbruchs durch die massiven Mauerstärke des Wohnbaus ein kleiner rechteckiger Raum von etwa 420 x 400 cm Grundfläche, der alle Anzeichen einer Stube aufweist.
Bohlenstube:
Die zur Wärmeisolation mit Holz ausgekleidete Stube war ein Rahmenbau mit Schwellenrahmen und Deckenrahmen, aber ohne markant hervortretende Eckständer. Die Balken des Deckenrahmen waren überkämmt, die Vorhölzer waren tief eingemauert. Die senkrecht stehenden Bohlen waren zwischen 20 und 28 cm breit und hatten eine Höhe von 256 cm, wodurch ein etwa 1 Meter hoher Hohlraum zwischen der Stubendecke und der Holzbalkendecke entstand. Dieser Hohlraum war durch ein kleines, aus einem einzigen Stein gearbeitetes Spitzbogenfensterchen an der Südseite belichtet, oder auch nur belüftet.
Der Kachelofen wurde anscheinend bei einem Umbau verlegt. Die ursprüngliche Lage war in der Südwest-Ecke, wo noch das mit Ziegel vermauerte Ofenloch zu sehen ist.
Der Ofen wurde dann in eine Nische in der Südost-Ecke verlegt. Der Rauchabzug lag in der Mitte der Südwand, schon im Bereich des Zwischenbodens.
Kreuzstockfenster:
Ungewöhnlich für eine Stube war die Befensterung in Form eines riesigen Kreuzstockfensters.
Das Profil zeigt eine breite Abfasung an allen vier Seiten sowie am Fensterkreuz und im Bereich der Sohlbank, (also ohne Anlauf) was als ein Zeichen für eine frühe Datierung gilt.
Das Fenster hat außen eine breite weiße Putzfache, die von 2 roten Linien umrandet ist, ohne die in der Gotik häufigen Gehrungslinien.
Der Fensterstock ist innen glatt, hat also keinen Falz zur Aufnahme von Fensterrahmen.
Jedoch lag innen deckungsgleich mit der Form des steinernen Kreuzstocks ein massiver hölzerner Rahmen (ca. 15x15 cm) in dem dann die beweglichen Fensterflügel abgebracht waren.
Der Sturz des hölzernen Fensterstocks ist noch erhalten und würde sich für eine dendrochronologische Untersuchung anbieten. Über dem Sturz ist noch der Abdruck des Deckenrahmens der Stube zu sehen, das Fenster war also beinahe raumhoch.
Ein zweites Fenster lag an der Südseite, davon ist aber – außer einem riesigen Loch in der Wand - nichts mehr erhalten.
Welche Funktion der Raum hatte ist ungewiss. Die klassische Erklärung für eine Stube als der einzige beheizbare und wärmeisolierte Raumder Burg, kann wegen der Größe von nur 16 m2 aber ausgeschlossen werden.
Treppe in der Mauerstärke:
Unmittelbar vor der kleinen Stube geht rechts die Treppe in das 1. Obergeschoß ab. Sie liegt in der 370 cm starken Westwand des Gebäudes und ist die einzige nachweisbare Erschließung des 1. OG.
Der etwa 95 cm breite gewölbte Gang hat zwei Fenster:
Kurz nach dem Eingang liegt links in einer mit Giebelsturz geschlossenen Nische ein kleines Spitzbogenfensterchen, das aus einem einzigen Stein gearbeitet ist.
Nach einer Länge von 4,8 Metern endet die Treppe in einem Podest auf Höhe des 1.OG. Dort ist ein weiteres Fenster, diesmal rechteckig in einer fast 3 Meter tiefen Nische. Die letzten vier Stufen vor dem Podest sind Spolien von Fenstergewänden.
Nach einer 90 Grad Drehung gegen rechts erreicht man das Portal im 1.OG, ein Schulterbogenportal mit einer breiten Abfasung.
Palas 1.Obergeschoß:
das 1. OG liegt deckungsgleich über dem EG, die Mauerstärken sind durch Rücksprünge für die Deckenkonstruktion leicht reduziert, aber immer noch beeindruckend.
An der Talseite reduziert sich die Mauerstärke um etwa 50 cm, an der Hofseite um etwa 30 cm wobei auffällt, dass der Rücksprung hier um etwa 30 cm höher liegt als an der Talseite.
An den beiden Traufseite springt die Mauerstärke an den Außenseiten um etwa 30 cm ein, wobei an der Hofseite der Rücksprung als Auflager für einen von Konsolen getragenen Balkon entlang der gesamten Hausfassade genutzt wurde.
Fenster:
von den hofseitigen Fenstern sind im 1. OG nur noch zwei erhalten, leider fehlt auch hier der Mittelteil der Fassade komplett:
Die beiden Kreuzstockfenster sind in Aufbau und Profil wieder anders als im EG oder im Turmanbau:
Das Fensterprofil hat zuerst einen um die gesamte Fensterkonstruktion umlaufenden Rundstab, dann eine Hohlkehle um jede der 4 Fensteröffungen, die jedoch unten in einem nach vorne abfallenden Anlauf endet.
Innen hat das Fenster einen rechteckigen Falz um die gesamte Fensterfläche, also über die Mittel- und Quersprosse hinweg. Hier war anscheinend ein hölzerner Fensterstock angebracht, an dem die eigentlichen Fensterflügel befestigt waren. Diese mußten nach innen aufgehen, weil das Fenster außen mit einem massiven Korbgitter versehen war.
Portal in der Mittelachse ?
Ein Foto von 1960 (also vor der Restaurierung) zeigt nicht nur eine gegen die Gebäudemitte hin ansteigende Ausstemmung, eventuell von einer Treppe, sondern auch dass die Öffnung links/westlich der erhaltenen Kreuzstockfenster wahrscheinlich kein Fenster, sondern eine Türe war. Jedenfalls reicht die wohl von einem herausgerissenen Gewände stammende Fehlstelle bis zum Fußboden und nicht nur bis zur Parapethöhe der Fenster. Auch der erhaltene Werkstein in Höhe des Sturzes passt nicht zu denen der erhaltenen Fenster. Die Fensternische im EG direkt neben dem Portal und damit hinter der angenommenen Treppe war auch damals schon vermauert.
Das ließe sich als fassadenmittige Türe im 1. Obergeschoß rekonstruieren, die über eine Außentreppe erreichbar war und vom Balkon in das Innere des Palas führte. Ob diese zum ursprünglichen Bestand gehörte oder ein nachträglicher Umbau war ist nicht mehr feststellbar.
Ostwand 1. Obergeschoß:
Auch die Ostwand des 1. Obergeschoß ist das Resultat eines massiven Umbaus, wahrscheinend um 1400.
Ursprünglich vermute ich in der Südostecke eine weitere Bohlenstube, die sich inbesondere durch einen großen Mauerbogen an der Ostseite rekonstruieren läßt. Diese wurde spätestens beim Umbau im EG abgebaut oder verändert.
Für den Einbau eines großen Kachelofens in der Südost-Ecke des Erdgeschoßes musste ein Kaminzug durch die Ostfassade gestemmt werden. Der Verlauf ist durch den massiven Einsatz von Ziegeln noch deutlich zu erkennen: zuerst führt der Kaminzug in der Mauerstärke (die hier „nur“ 170 cm beträgt) senkrecht nach oben. Etwa auf Höhe Türsturz im 1.OG verzieht der Schacht dann nach Norden und mündet schließlich ungefähr auf Höhe der Dachtraufe in einen kurzen, auf Konsolen an der Außenseite gelagerten Rauchfang.
Für den Kachelofen des 1.OG wurde vom Heizgang ein Rauchfang senkrecht nach oben gezogen, der schon nach kurzer Strecke an die Gebäudeaußenseite verschwenkt und auf der selben Höhe wie der Rauchfang des EG Ofens ins Freie mündet, also nicht über Dach geführt wird.
Die Kaminführung im EG reagiert dabei auf das Sandsteinportal im 1.OG, folglich stammt praktisch die gesamte Ostfassade aus diesem Umbau: Das Sandsteinportal im 1. OG, der damit mitgebaute Heizgang im 1.OG, das Rechteckfenster an der NO-Ecke und die an Konsolen gelagerten Kamine.
Zusammen mit den Resten des Mauerbogens an der Innenseite entsteht der Eindruck, dass bei diesem Umbau eine Stube mit Fenstergruppe an der Ostseite entfernt, und durch einen neuen Wohnraum mit Rechteckfenstern ersetzt wurde.
So ließe sich noch eine ursprüngliche Raumeinteilung im 1. Obergeschoß rekonstruieren, die aus einer Bohlenstube in der Südost-Ecke, den Schlafkammern in der Nord-Ost-Ecke und einem Saal in der westlichen Gebäudehälfte bestand.
Danzker, Althan oder Lusthaus:
Vom 1. OG aus führte an der Nordwest-Ecke, also im Bereich des Saales, eine Brücke zu einem sogennnten „Danzker“, einem Abtrittturm.
Er bestand aus einem gemauerten Fundament, eigentlich eine Erhöhung der Ringmauer und einer Brücke, die auf Höhe des 1. OG den südlichen Zwinger überspannte. Im gemauerten Fundamentpfeiler darf man sich wohl einen oder zwei Abortschächte vorstellen.
Die Zeichnung von 1670 zeigt auch im 2. OG eine Verbindung, die im Gegensatz zum 1.OG aber nicht gemauert sondern nur gezimmert war. Diese Konstruktion ist auf der Zeichnung als „Althan oder Lusthaus“ bezeichnet. Da die Konstruktion völlig abgekommen ist, kann man auch nicht mehr sagen aus welcher Zeit sie stammte.
Turmanbau 1.Obergeschoß
Der Grundriss des Turmanbaus im 1.OG ist praktisch deckungsgleich mit dem Erdgeschoß, allerdings gibt es hier keine Hinweise auf eine Bohlenstube.
Das große Kreuzstockfenster an der Westseite ist ident mit dem im Erdgeschoß.
Das Fenster an der Südseite ist hier noch vollständig erhalten: Ein hochrechteckiges, breit gefastes Fenster in einer nicht sehr tiefen Nische mit Giebelsturz. Das Verhältnis von Fensterbreite und Breite der Nische würde für ein Schiebeladenfenster ausreichen.
Wie im Erdgeschoß liegt auch hier eine breite mit Stichbogen geschlossenen Nische in der SO-Ecke, die erst bei einem späteren Umbau zur Hälfte vermauert wurde, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Errichtung der Ladeöffnung für einen Kachelofen.
Der Raum öffnete sich unter einem 3 Meter breiten, heute völlig verfallenen, Bogen gegen das 1. OG des Palas.
Bis zur Oberkante des 1.OG ist der Turmanbau an beiden Seiten mit einer gequaderten Kante versehen, die Ringmauerstücke sind angestellt.
Palas 2. Obergeschoß
Im 2. Obergeschoß wird die Befundlage deutlich dürftiger, weil praktisch die gesamte Talseite verloren ging, die sich daher daher nur noch an Hand der Zeichnung von 1670 rekonstruieren lässt. Diese zeigt eine Reihe von 4 kleinen, rechteckigen Fenster, sowie den Zugang zum Althan.
An der Hofseite sind noch zwei Rechteckfenster erhalten, die anscheinend achsgleich mit den Fenstern im 1.OG angeordnet waren. Sie sind mit 88 x 106 cm deutlich kleiner als die Kreuzstockfenster im 1.OG und haben kein Fensterkreuz. Außen rechts haben sie zwei Angeln für einen einzelnen Fensterladen.
Am westlichen Ende der Hoffassade sind noch die Reste eines Großteils zerstörten Erkers für den Rauchabzug der Kachelöfen im EG und 1.OG zu sehen. Der Rauch wurde anscheinend noch unter der Dachtraufe an der Fassade ins Freie geleitet, ging also nicht über Dach.
Während im 2. Obergeschoß an der östlichen Giebelseite keine einzige Öffnung zu sehen ist, ist die Westfassade südlich (hofseitig) des Turmanbaus eine schwer zu entwirrende Abfolge von Einbauten. Zuerst ein weiterer Heizgang in der immer noch 3 Meter starken Westwand, die schon früh in einer gequaderten Kante endet. Die innere Mauerflucht wird dann auf reduzierter Höhe mit einem sichtlich sekundären Mauerstück fortgesetzt.
Nördlich (talseitig) des Turmanbaus ein Fenster von etwa quadratischer Form in einer tiefen, stichbogig geschlossenen Nische. Der Fenstersturz besteht aus einem massiven Holzbalken
Der Zugang zum Turmanbau ist auch im 2. Obergeschoß auf voller Breite offen. An der Vorderkante des Gebäudes steht ein nicht sehr breiter (etwa 80 cm im Vergleich zur 300 cm starken Westwand des Palas) Mauerbogen, der den westlichen Giebel trägt.
Traufe:
An der Hofseite sind noch große Teile der aus Granit gearbeiteten Dachtraufe mit eingebauter Dachrinne erhalten.
Die Dachrinne hat an keinem der beiden erhaltenen Enden einen Ablauf.
Westgiebel:
Über der Oberkante des 2.Obergeschoß wird die westliche (feldseitige) Giebelmauer in deutlich reduzierter Mauerstärke fortgeführt. Von 300 cm im 2. OG verspringt die Mauerstärke auf geschätzte 80 cm.
Daß gerade beim exponiertesten Teil der feldseitigen Fassade die Mauerstärke so stark zurückgenommen wurde, ist schwer verständlich. (Eventuell ist die gesamte Giebelkonstruktion ein später Umbau ??)
Knapp über dem Rücksprung (von wie gesagt etwa 220 cm!!) drei quadratische Öffnungen, mit Haustein gemauert, eventuell für die Dachkonstruktion ????
Zwei Rechteckfenster, aus Ziegel gemauert und verputzt belichteten den Raum der schon unter der Dachfläche lag.
Eine Türe durch den Westgiebel führt in das 3. Obergeschoß (oder den Dachraum über dem 2. Obergeschoß?) des Turmanbaus.
Die Giebelwand endete in einer (heute stark verfallenen) waagrechten Kante, das Dach hatte an dieser Seite also einen Walm, der auch in den Ansichten des 17. Jahrhunderts zu sehen ist.
Ostgiebel:
Der Ostgiebel wirkt in Summe deutlich „mittelalterlicher“ als der Westgiebel
In der südlichen Hälfte, die nicht vom Giebel des alten Palas verstellt ist, liegen zwei aus Stein und tw. Ziegel gemauerte Rechteckfenster, außen mit weißen Putzfaschen.
Ein drittes, kleineres Rechteckfenster knapp unter der südlichen Dachkante, liegt etwas höher als die beiden anderen.
Eine steingemauerte Türe in der nördlichen Giebelseite führt ins Dach über dem östlich anschließenden alten Palas.
Eine weitere Türe knapp unter der südlichen (hofseitigen) Dachkante, führt ins Nichts. Wahrscheinlich war es eine Ladeluke für Güter die am Dachboden gelagert wurden.
Der Giebel des alten Palas überragt an der Nordseite den Giebel des neuen Palas, weil das Dach des alten Palas ein Satteldach ohne Walm war. Der Giebel des alten Palas musste aufgestockt werden, die Darstellung von 1670 scheint noch den Zustand vor der Aufstockung zu zeigen.
weitere Infomationen und Quellen zu Schaunberg: