Alt-Mannsberg
Kärnten / Bez. St.Veit / Gem. Kappel am Krappfeld / Mannsberg
Etwa 200 Meter westlich des heute noch bewohnten Burgschlosses Mannsberg liegen die Reste eines Turms, der in der Literatur als "Alt-Mannsberg" bezeichnet wird, wobei das nicht zwangsläufig bedeutet, dass der Turm tatächlich die Ältere der beiden Anlagen ist.
In einer Urkunde aus dem Jahr 1301 ist schon von zwei Burgen die Rede, "castrum maius sive superius", der Turm dürfte also auf jeden Fall vor 1301 errichtet worden sein.
Solche der Hauptburg vorgelagerten Türme sind nicht selten (Petersburg/Tirol, Kropfsberg/Tirol, Rabenstein-Virgen/Osttirol, Grünburg im Görtschitztal) und werden oft als Burggrafenturm interpretiert.
Manchmal wurden sie später durch eine längere Vorburg mit der Hauptburg verbunden (Strechau, Liebenfels, Freienstein an der Donau). Die 200 Meter Distanz zwischen der Hauptburg in Mannsberg und dem Turm sind schon am oberen Ende des Üblichen.
Der Turm selbst wirkt wegen des Verfalls deutlich kleiner als er ursprünglich war. Denn an aufgehendem Mauerwerk hat sich nur die Süd-Ost-Ecke erhalten, sowie ein einzelner Mauerzahn im Norden, an dem man aber noch erkennen kann, dass auch diese Ecke die volle Höhe hatte. Im Grundriss stellt sich das Gebäude dann als ein polygonales Bauwerk mit 6 Ecken und einem Durchmesser von 16 - 18 Metern dar, das somit über eine bewohnbare Fläche von etwa 170 m2 pro Etage verfügte. Das ist deutlich mehr als die 130 m2 Wohnfläche pro Etage, über die etwa der mächtige Wohnturm der Frauenburg verfügt. Bei mindestens 2 vollen Wohngeschoßen und zwei weiteren nur für Nebenräume nutzbaren Geschoßes ergibt das eine beachtliche Nutzfläche von etwa 680 m2.
Am erhaltenen Bestand und auf den wenigen erhaltenen historischen Darstellungen lässt sich ein hochgelegenes Erdgeschoß, ein 1. Obergeschoß mit Stube und Blockwerkkammer und ein großzügig befenstertes 2. Obergeschoß nachweisen.
Diese heute nachweisbaren Nutzungen beziehen sich auf die erhaltene NW-Ecke des Gebäudes, und daher auf nur etwa 25% der Gesamtfläche. Wie der Rest genutzt war, lässt sich nicht mehr sagen, da die Nordhälfte des Turms bis auf einen Mauerzahn völlig verfallen ist. In der Mitte des Gebäudes ist der kärgliche Rest einer Nord-Süd verlaufenden Binnenmauer zu sehen, die das Gebäude einst in zwei etwa gleich große Hälften teilte. Seebach rekonstruierte in seiner Beschreibung von 1975 daraus ein älteres „Festes Haus“ und einen Hof der erst später verbaut wurde. Diese Befunde lassen sich mit dem heutigen Bestand nicht mehr nachvollziehen.
Der Eingang lag gegenüber dem Außenniveau leicht erhöht an der Südseite des Erdgeschoßes. Da der Weg von Norden her auf die Burg zuläuft, mußte man die Burg also fast umrunden um zum Hocheinstieg zu gelangen, dessen Schwelle nur knapp einen Meter über dem Außenniveu liegt.
Der Torbogen ist heute stark überformt, Markus Pernhart, dem man in solchen Details üblicherweise vertrauen kann, zeigt einen aus plattigen Steinen gemauerten Rundsturz über einem Gewände aus Orthostaten, mit deutlich ins Mauerwerk greifenden Kämpfern unterhalb des Bogens.
Ein kleiner Mauerabsatz nur 20 cm über dem Türsturz markiert die Lage der Holzdecke über dem Erdgeschoß. Das nur knapp über 2 Meter hohe 1. Obergeschoß wurde durch mehrere einfache Lichtschlitze in leicht stichbogigen Nischen belichtet, von denen an der Südseite drei und an der Westseite zwei erhalten sind
Das Highlight der Burg liegt an der einzigen fast vollständig erhalten Ecke im Süden.
Zwei in rundbogigen Mauernischen angelegte Fenstergruppen der ehemaligen Blockwerkstube prägen das Aussehen der Burg. Leider stürzte die Mauerecke zwischen den beiden Fenstergruppen noch im 20. Jahrhundert ein, wodurch etwa ein Drittel der Bausubstanz der Fenstergruppen verloren ging. Zwischen meinen Besuchen in den Jahren 1997 und 2005 wurde die Südecke des Turms bis zum 1. Obergeschoß wieder aufgemauert. 1997 war an der Abbruchkante noch ein Holzbalken eines hölzernen Ringankers zu sehen, der das Mauerwerk stabilisieren sollte.
Die Mauerbögen reduzieren die Wandstärke im Bereich der Trichterfenster und erlauben dadurch eine deutlich stärker Befensterung, also mehr Fenster pro Seite ohne dass sich die stark getrichterten Fenster an der Außenseite überschneiden.
Auffällig ist, dass die Mauerecke zwischen den beiden Fenstergruppen an der Außenseite leicht spitzwinkelig ist, die Abdrücke der Stube an der Innenseite aber rechtwinkelig. Dadurch sitzen die Füllungen der Mauerbögen leicht schräg, die Bögen sind also an beiden Enden unterschiedlich tief.
Die südliche, über dem Hocheinstieg gelegene Fenstergruppe hat 5 leicht spitzbogige Trichteröffnungen, drei in der unteren Ebene und zwei weitere in der oberen Ebene.
Die westliche Fenstergruppe besteht aus drei Trichterfenstern, zwei in der unteren Eben, eine weitere mittig in der oberen Ebene.
Markus Pernhart zeigt neben der südlichen Fenstergruppe, also etwa über dem Tor, noch eine rundbogige Türöffnung, die heute nur noch erahnbar ist.
Über den beiden Fenstergruppen sind innen noch einige Balkenlöcher einer Balkendecke und ein Fenster zu sehen. Also gerade genug um ein weiteres Stockwerk nachweisen zu können, aber nicht genug um über dessen Nutzung irgendwelche Aussagen treffen zu könnnen.
So können wir mit der Stube gerade einmal einem Achtel der Wohnfläche eine konkrete Nutzung zuweisen. Zum Standardprogramm einer Wohneinheit dieser Zeit zählen noch ein Heizmöglichkeit in Form eines Kachelofens und der neben der Stube liegende Sommerraum, der üblicherweise mit nur bedingt verschließbaren Biforenfenstern ausgestattet war. Davon fehlt in Mannsberg aber verfallsbedingt jede Spur.
Der Khevenhüller-Stammbau von 1624 zeigt den Turm aus Richtung Osten, schon ohne Dach aber mit erhaltenem 3. Obergeschoß. Zu sehen sind zwei Fenster über der 5-teiligen Fenstergruppe und die auch heute noch erhaltene Türe. An der Mauerkrone über dem 3. Obergeschoß waren 1624 noch mehrere stark verfallene Öffnungen zu sehen, die Fenster eines 4. Obergeschoßes oder auch nur Zinnen gewesen sein können.