WINKLERN : vom Mautturm zum Tauernwurm |
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Wer ein Lehrbeispiel für die Problematik der Nutzung von Burgen und Burgruinen sucht, dem sei eine Reise nach Winklern empfohlen. Dort ist seit 2004 ein besonders schönes Beispiel zu bewundern, wie knapp hier Genie und Wahnsinn beieinander liegen können.
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Für die Landesausstellung 2004 wurde der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das an zwei Seiten angebaute Nebengebäude wurde abgerissen und durch moderne Bauten ersetzt. Zur Erschließung des Turmes wurde eine Stahl-Holzkonstruktion errichtet. | |
2002 war das 2.Obergeschoss mit der Fenstergruppe nur über die
wackelige, aber originale Treppe an der Außenseite erreichbar. Die
Holzbalkendecke des 14.Jahrhunderts war zwar noch vorhanden, aber nicht
mehr begehbar. Daher wurde das linke Foto von der sicheren Türe aus aufgenommen.
Jedenfalls hatte man einen schönen Blick auf eine weitere Besonderheit
des Turmes: Die vierteilige Fenstergruppe, die den Wohnraum des 14.
Jahrhunderts mit Licht versorgt hat. Rechts ein stark verändertes,
ehemaliges Schiebeladenfenster. Beim Umbau zum Tauernwurm wurde die Holzbalkendecke kurzerhand abgeschnitten- rechts im Bild kann man noch die Reste der eingemauerten Balken sehen - und durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, auf der man heute auch die oberen Stockwerke sicher erreichen kann. Dabei wurde das Fußbodenniveau im Bereich der Fenstergruppe ohne erkennbaren Grund um einen guten Meter angehoben. Die Fenstergruppe wurde mit (leicht entfernbaren) Holzläden verschlossen, das Schiebeladenfenster mit einem schwarzen Vorhang. Beide sind dadurch für den gelegentlichen Besucher kaum mehr wahrnehmbar. Dafür wird der Besucher an diese Stelle per Videobotschaft ausgerechtet vom bekennenden Hitlerfan Leni Riefenstahl über die Vorzüge des Bergkristalls informiert. |
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2002 war der Turm in einem völlig verwahrlosten Zustand. Berge von Müll
und Gerümpel füllten das Kellergeschoss, der Zugang zum
Erdgeschoss war nur kriechend möglich, zu den oberen
Stockwerken nur unter erheblicher Gefahr. 2005 können Besucher über neue Treppenanlagen sämtliche Stockwerke gefahrlos begehen. |
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Der offene, tonnengewölbe Gang an der Hinterseite des Turmes ist im
österreichischen Burgenbau einzigartig. Laut Martin Bitschnau handelt es
sich dabei um eine bei mittelalterlichen Bauernhäuser in Westösterreich übliche
Einrichtung. Er schließt daraus, daß der Mautturm von Winklern aus der
Aufstockung eines einfachen Bauernhauses entstand. Diese Theorie wurde
auch durch die dendrochronologische Untersuchung der inzwischen
großteils zerstörten Balkendecken untermauert. 2005 ist der Gang zu einem Plantschbecken umfunktioniert. Seine Funktion ist nicht mehr erkennbar. |
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Der Geisterbahneffekt, ein Grundelement der Ausstellungsgestaltung im beginnenden 21.Jahrhundert ( leider nicht nur in Winklern ): im fast völlig abgedunkelten Inneren des Turms ist dieser selbst kaum zu sehen und muß sich dem Ausstellungsinhalt völlig unterordnen. Baudetails werden entweder hinter Vorhängen versteckt oder dienen bestenfalls als Rahmen für Exponate. Kurze Video- und Tonbotschaften bombardieren den vorbeiwankenden Besucher mit Informationsschnipsel. Die gesamte Ausstellung ist auf einen gehenden Besucher abgestimmt. Ein Besucher der so interessiert ist, daß er auch stehen bleiben könnte ist im System nicht vorgesehen. | |
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