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Wildenstein : Grundriss und
Baualterplan (1998) |
Darstellung von Vischer
1681 |
Wildenstein ist neben
Pflindsberg die zweite von nur zwei Burgen
im Salzkammergut.
Sie liegt etwa 1 km südlich von Bad Ischl auf einer felsigen, gegen Osten fast
senkrecht abfallenden Rückfallkuppe.
Die Burg teilt sich in zwei große Bereiche: Die Hauptburg, die den höchsten Teil
der Kuppe einnimmt und eine etwas später errichtete Vorburg auf einer Terrasse
südlich unterhalb der Hauptburg.
Die Hauptburg hat einen länglich ovalen Grundriss, mit einem über Eck
gestellten quadratischen Bergfried an der Angriffsseite.
Der Bergfried ist zwar nur noch in geringen Teilen erhalten, die wenigen
Reste lassen aber noch die ursprünglich beeindruckende Dimension erkennen: Die
Seitenlänge beträgt etwa 8 Meter. Die ursprüngliche Höhe ist nicht mehr
bestimmbar, weil nur noch ein etwa 20 Meter hoch aufragender Mauerzahn an der
Nordecke erhalten ist. Was darüber war kann man nur erahnen. Vischer's
Zeichnung von 1674 zeigt über dem Turm noch einen hölzernen Obergaaden und ein
steiles Zeltdach. Der Turm wurde leicht versetzt auf einen Felsen gestellt.
Daher liegt die hofseitige Ecke etwa 6 Meter höher als die gegen die
Angriffsrichtung gerichtete Außenecke. Heute wird der verbleibende Mauerzahn von
einem massiven Betonpfeiler gestützt der aus einer Sanierung der 1960er Jahre
stammt. Der über Eck gestellte Bergfried ragt über die Flucht der Ringmauer
leicht vor, ist aber mit ihr verzahnt. Dazu wurden teilweise hakenförmige
Eckquader verwendet, die folglich 3 Außenseiten haben. Knapp oberhalb des
Betonpfeilers ist noch eine Hälfte eines Lichtschlitzes zu erkennen.
An der Nordseite - eine der beiden Außenseiten des Bergfrieds - sind die Ansätze
von zwei etwa 160 cm starken, im Abstand von etwa 250 cm hintereinander
angeordneten Quermauern zu sehen. Die Mauern
waren nur in großer Höhe mit dem Bergfried verzahnt, in geringer Höhe ist
keine Verzahnung zu erkennen. Eine mögliche Erklärung wäre ein Tor zu
einem Zwinger, der früher einmal die Ringmauer an der Nordseite umgab. Dieser
Torweg könnte dann bei der Errichtung der Vorburg aufgegeben worden sein.
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Mauerwerk an der Innenseite der
Ringmauer |
dreieckige Öffnung in der südlichen
Ringmauer |
Bergfried mit den Resten eines Torbaus ? |
nördliche Ringmauer mit dem Pfeiler |
Die Nordseite der Ringmauer ist noch
relativ gut erhalten und bietet noch den einen oder andern interessanten Befund
:
Das Mauerwerk besteht aus vor Ort gewonnenen Bruchsteinen ( Kalkstein ). Eine
Lage relativ großer, wenig bearbeiteter Bruchsteine wurde mit kleinen
Zwickelsteinen zu einer horizontalen Lage abgeglichen. Die Lagenhöhe beträgt ca.
40 bis 50 cm. Dieses Mauerwerk ist typisch für das ausgehende 13.
Jahrhunderts.
Etwa in der Mitte der Nordseite, wo die Ringmauer einen deutlichen Knick macht,
ist außen ein nur ca. 120 cm tiefer und 490 cm breiter Pfeiler angebaut. Da er
im Gegensatz zum üblichen Wandpfeiler völlig senkrechte Wände hat, wirkt er fast
wie ein Turm. Die Lage am Knick der Ringmauer ließe auch an einen
Flankierungsturm denken, er ist aber innen nicht hohl, hat auch keinerlei
Öffnungen. Wahrscheinlich handelt es sich doch nur um eine statische Verstärkung
der Ringmauer. Denkbar wäre auch ein Zusammenhang mit dem zuvor erwähnten,
möglichen Torzwinger, der vom Gelände her hier enden müßte.
Die Ringmauer ist an der Nordseite noch über 10 Meter hoch erhalten, zeigt hier
aber keine einzige Öffnung, wohl aber einen markante Reduzierung der Wandstärke
ab einer Höhe von etwa 7 Metern.
An der südlichen Ringmauer liegt etwa 10 Meter hinter dem Bergfried die einzige
erhaltene Öffnung: Ein eigentümliches dreieckiges
Fenster, das schon Otto Piper eine Erwähnung in seiner Burgenkunde wert war.
Bei der letzten Sanierung wurde die östliche Hälfte davon saniert, die westliche
könnte noch original sein. Auch der Großteil der
Aussenschale der südlichen Ringmauer stammt aus dem späten 20.Jahrhundert.
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Betonpfeiler stützt den Rest des Bergfrieds |
Betondecke des wiederaufgebauten "Palas" |
aus Spolien falsch zusammen gebautes Fenster |
Mauerwerk des späten 20.Jahrhunderts |
Am östlichen Ende der Hochburg, also an der
Talseite liegen drei Gebäude die ihrer Existenz zum Großteil der nicht sehr
glücklichen Sanierung der 1960er Jahre verdanken. Ob sie auf dem Fundament
mittelalterlicher Bauteile errichtet wurden, oder sogar noch mittelalterliches
Mauerwerk enthalten, ist schwer zu sagen. Heute überwiegt jedenfalls der
neuzeitliche Eindruck. Die Fenster und Türen
sind sämtlich aus Fundstücken nicht ganz fachgerecht zusammengesetzt: Das
Spitzbogenportal ist z.B. mit der Außenseite nach innen eingebaut worden, ein
Rechteckfenster mit den seitlichen
Gewändeprofilen unten etc.
Ursprünglich dürften über die gesamte Länge der Ringmauer innen Gebäude
angestellt gewesen sein, sodaß im Zentrum der Burg ein nur etwa 10x15 Meter
großer Hof frei blieb. Davon sind heute nur noch geringste Reste der hofseitigen
Mauern erhalten.
Die Vorburg liegt auf einer Terrasse südlich und östlich unter der
Hochburg: Die Ringmauer der Vorburg ist an der Feldseite (Nordwest)
schildmauerartig verstärkt und erreicht hier eine Stärke von 320 cm. Das Burgtor
liegt frontal in dieser Schildmauer und war durch einen aus dem Felsen gehauenen
Halsgraben, der wohl von einer Zugbrücke
überwunden wurde, geschützt.
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Mauerwerk der Vorburg |
Halsgraben vor dem Burgtor |
Mauerwerk der Vorburg |
Die Vorburg ist heute leider völlig verwachsen -
viele Details die bei meiner Vermessung von 1998 noch gut sichtbar waren, sind
heute unter dichtem Buschwerk versteckt. Hinter dem Haupttor waren rechts des
Weges noch 4 Schiess-scharten zu sehen, danach ein runder Flankierungsturm,
dessen Mauerstärke einmal um etwa 60 cm verstärkt wurde.
Mauerwerk und Detailformen der Vorburg lassen
auf eine Errichtung um/ab 1400 schliessen.
Hinter dem Rundturm waren noch die Fundamente eines an die Ringmauer
angestellten Gebäudes zu sehen, das wohl als Wirtschaftgebäude oder Stall zu
interpretieren ist.
Am westlichen Ende ist noch der Ansatz einer Quermauer zu sehen, die wohl die
Vorburg in einen äußeren und einen inneren Beriech teilte.
Dahinter verspringt die Ringmauer um etwa 2 Meter nach außen und knickt danach
gegen Norden ab. In diesem Bereich zeigt Vischer ein Gebäude mit Satteldach und
Dachreiter, wahrscheinlich also die Burgkapelle.
Heute ebenfalls nicht mehr zu erkennen ist ein quadratischer Turm der
nachträglich außen an die südliche Ringmauer angestellt war : Vischer zeigt
diesen Turm noch deutlich, der fehlende Schatten auf der Westseite läßt aber den
falschen Eindruck einer beidseitig von eingestellten Türmen flankierten
Schildmauer ( ähnlich wie Senftenberg-NÖ) entstehen.
Wegbeschreibung: In Bad Ischl zum Parkplatz bei der Talstation der
Katrin-Seilbahn. Von dort führt der Fußweg zur Katrin in etwa 10 Minuten entlang
der Skipiste zur Burg.
Da die Ruine direkt neben der Skipiste liegt, könnte man im Winter theoretisch
auch mit der Seilbahn auf die Katrin Alm und mit den Skiern ( oder dem Snowboard ?)
bis zur Ruine abfahren.
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