SCHALLABURG
NÖ / Bez. Melk / Gem. Schollach

 

Schallaburg ; Wandabwicklung der Südseite

Schallaburg : Wandabwicklung der Ostseite

Schallaburg Schallaburg großer Arkadenhof
Wandabwicklung der Südseite  West-seite Ansicht v. Norden (Feldseite) Arkadenhof

schallaburg_5.jpg (26212 Byte)Burgenkundlich ereilte die Schallaburg ein ähnliches Schicksal wie  Hohensalzburg:  Wegen der außerordentlichen Qualität der nachmittelalterlichen Umbauten beschränken sich sämtliche Beschreibungen auf ebendiese, während über die mittelalterliche Burg fast gar nichts publiziert wurde. Auf der Schallaburg ist es die Ausstattung des Renaissance-Arkadenhofs mit Terrakottafiguren, die im Mittelpunkt des kunsthistorischen Interesse steht. 

Dabei ist die mittelalterliche Burg durchaus sehenswert und auch erstaunlich gut erhalten .
Sie bestand aus einer etwa "eiförmigen " Ringmauer, die auch heute noch an der Feldseite in voller Höhe erhalten ist, einem mächtigen Festen Haus, einer Burgkapelle sowie einem Bergfried, der heute völlig verschwunden ist. Er stand an der talseitigen Spitze der Burg, in einiger Entfernung innerhalb der Ringmauer. Anhand von Ausgrabungen konnte noch festgestellt werden, daß es sich dabei um einen quadratischen Turm handelte, der über Eck gestellt war. Der bergfriedartige Turm der heute die Anlage überragt, stammt aus der Renaissance.

Da ich weder die Kapelle, noch die Ringmauer, bzw. den Zwinger außerhalb der Ringmauer besichtigen konnte, soll sich die Beschreibung auf das Feste Haus konzentrieren. Auch hier kann nur soviel gesagt werden, wie aus der "Froschperspektive " erforscht werden kann.

Das Feste Haus der SchallaburgDas Feste Haus der Schallaburg steht mit seiner Breitseite gegen die Feldseite gerichtet, knapp innerhalb der Ringmauer.
Mit einer Länge von 22 Metern und einer Breite von 12 Metern ist es außergewöhnlich groß dimensioniert. Nach Abzug der Mauerstärke verbleibt eine bewohnbare Fläche von 18.8 mal 7,5 Metern, oder 140 m2 pro Stockwerke. Das ergibt eine Nutzfläche von etwa 850 m2 in 6 Stockwerken.
Damit zählt das Feste Haus der Schallaburg wohl zu den größten, erhaltenen hochmittelalterlichen Wohnbauten Österreichs.
Heute ist es zwar noch in voller Höhe erhalten, aber völlig entkernt und ohne Dach. Es liegt gegenüber dem Burghof leicht erhöht, was durch die Renaissancezubauten nicht mehr sehr stark in Erscheinung tritt.

Das heutige Erdgeschoss kann wohl nicht viel mehr als ein Keller oder Vorratsraum gewesen sein. Als einzige Belichtung dienten jeweils zwei Lichtschlitze an den beiden Schmalseiten. Der heutige Zugang vom Hof, sowie ein gegenüber liegender Ausgang in den Zwinger sind sekundär.
Das 1.Obergeschoss dürfte schon in beschränktem Umfang bewohnbar gewesen sein. Es hatte an der Hofseite drei rundbogige Öffnungen, von denen eine sekundär stark verändert wurde.

Schallaburg vermauerter HocheinstiegIm 2. Obergeschoss lag mittig in der Hofseite der Hocheinstieg. Er wurde später zu einer kleineren Türe verändert, die wiederum durch das Dach des Arkadenganges zur Hälfte zugestellt wurde.
Links und rechts  vom Eingang lagen zwei beheizbare Räume, von denen der westliche etwas größer war als der östliche.

Schallaburg rundbogiges Trichterfenster Der westliche Raum hatte drei rundbogige Öffnungen, die heute durch das Dach des kleinen Arkadenganges verstellt sind. Die beiden äußeren Öffnungen dürften normale Fenster gewesen sein, deren Leibungen leicht nach oben hin verlaufen, wohl um den Lichteinfall trotz der enormen Mauerstärke zu maximieren. Eines davon wurde zu einem Rechteckfenster verändert, das heute völlig vermauert ist. Die mittlere Öffnung dagegen steigt stark nach oben hin an und mündet erst auf Höhe der Geschossdecke nach außen.
Schallaburg : RauchabzugAn der Südostecke lag ein offener Kamin, dessen Rauch über zwei von der Raumecke nach außen führende Abzüge abgeleitet wurde. Sie führten nicht nach senkrecht nach oben, sondern nur leicht ansteigend durch die Mauerstärke und mündeten dann etwa auf Höhe der Zimmerdecke direkt nach außen. Eine Rundbogentüre an der westlichen Schmalseite dürfte etwa aus dem 15.Jahrhundert stammen, also zwar sekundär aber deutlich älter als der Renaissanceumbau sein.

Schallaburg , Lichtschlitz an der OstseiteDer Raum an der Ostseite des 2. Obergeschoss war ebenfalls beheizbar, wie an einem baugleichen Kamin zu erkennen ist. Er wurde durch ein weiteres rundbogiges Fenster an der Südseite und einen Lichtschlitz an der Ostseite belichtet. Die Nische des Lichtschlitzes reichte ursprünglich bis zum Fußboden, später wurde eine Brüstung aufgemauert.
Zwei schmale Rundbogentüren führen an der Feldseite nach außen. Dabei dürfte es sich wahrscheinlich um Abtritte handeln.
Der Fußboden war eine über die Schmalseite des Gebäudes gespannte Holzbalkendecke, deren Balkenköpfe eingemauert waren. Die Wandstärke springt hier nur an der Hofseite leicht ein, an den anderen Seiten bleibt die Mauerstärke von etwa 230 cm erhalten.

Schallaburg : Südfassade des Festen Hauses.Das 3. Obergeschoss wurde zur Gänze von einem Saal eingenommen. Er hatte 8 rundbogige Fenster an der Südseite und  2 gleichartige Rundbogenfenster einer Gebäudeschmalseite.
Während die Tür und Fensteröffnungen durch ihre einfache Ausfertigung auffallen sind diese Rundbogenfenster zwar auch ohne Hausteine, aber auch sehr kunstvoll gemauert. Die Wandflächen zwischen den Fenstern sind aus Steinen gemauert deren Länge genau dem Abstand zwischen den Fenstern entspricht.
An der Nordseite sind hier im Verputz noch Gewölbeansätze eines 10(?)-jochigen Gewölbes zu sehen. 

Das 4. Obergeschoss ist nur noch anhand der Balkenlöcher einer Zwischendecke zu identifizieren. Die Raumhöhe beträgt etwa 270 cm, das Stockwerk hatte aber keine einzige Fensteröffnung. Möglicherweise handelt es sich dabei auch nur um eine heute nicht mehr nachvollziehbare, aufwendige Deckenkonstruktion des großen Saals im 3. Obergeschoss.

Das 5. Obergeschoss ist an  jeder Seite durch eine etwa 3 Meter breite und 250 cm hohe, stichbogig gewölbte Öffnung belichtet, die auf Fußbodenniveau beginnt. Das wirkt nicht wirklich mittelalterlich, aus der Froschperspektive des 19 Meter tiefer stehenden Menschleins lassen sich aber weder Baufugen noch Unterschiede im Mauerwerk bestimmen. Ein nur noch von außen sichtbarer, vermauerter Lichtschlitz deutet auf einen massiven Umbau dieses Stockwerkes hin.

In der Literatur wird das Feste Haus der  Schallaburg allgemein in das ausgehende  11.Jahrhunderts datiert, was es zu einem der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Wohnbauten Österreichs machen würde. Das Mauerwerk entspricht nicht wirklich der allgemeinen Logik der Mauerwerksdatierung, sondern zeigt völlig regelloses, auf Fläche gearbeitetes Bruchsteinmauerwerk, ohne jede erkennbare Lagenbildung. Auch für die Ausführung der primären Fenster und Türöffnungen ist mir in Österreich keine Parallele bekannt.

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