Burgenkundlich
ereilte die Schallaburg ein ähnliches Schicksal wie Hohensalzburg:
Wegen der außerordentlichen Qualität der nachmittelalterlichen Umbauten
beschränken sich sämtliche Beschreibungen auf ebendiese, während über die
mittelalterliche Burg fast gar nichts
publiziert wurde. Auf der Schallaburg ist es die Ausstattung des
Renaissance-Arkadenhofs mit Terrakottafiguren, die im Mittelpunkt des kunsthistorischen Interesse
steht.
Dabei ist die mittelalterliche Burg
durchaus sehenswert und auch erstaunlich gut erhalten .
Sie bestand aus einer etwa "eiförmigen " Ringmauer,
die auch heute noch an der Feldseite in voller Höhe erhalten ist, einem
mächtigen Festen Haus, einer Burgkapelle sowie einem Bergfried,
der heute völlig verschwunden ist. Er stand an der talseitigen Spitze der Burg,
in einiger Entfernung innerhalb der Ringmauer. Anhand von Ausgrabungen konnte
noch festgestellt werden, daß es sich dabei um einen quadratischen Turm
handelte, der über Eck gestellt war. Der bergfriedartige Turm der heute die
Anlage überragt, stammt aus der Renaissance.
Da ich weder die Kapelle, noch die
Ringmauer, bzw. den Zwinger außerhalb der Ringmauer besichtigen konnte, soll
sich die Beschreibung auf das Feste Haus konzentrieren. Auch hier kann nur
soviel gesagt werden, wie aus der "Froschperspektive " erforscht
werden kann.
Das
Feste Haus der Schallaburg steht mit seiner Breitseite gegen die Feldseite
gerichtet, knapp innerhalb der Ringmauer.
Mit einer Länge von 22 Metern und einer Breite von 12 Metern ist es
außergewöhnlich groß dimensioniert. Nach Abzug der Mauerstärke verbleibt
eine bewohnbare Fläche von 18.8 mal 7,5 Metern, oder 140 m2 pro Stockwerke. Das
ergibt eine Nutzfläche von etwa 850 m2 in 6 Stockwerken.
Damit zählt das Feste Haus der Schallaburg wohl zu den größten, erhaltenen
hochmittelalterlichen Wohnbauten Österreichs.
Heute ist es zwar noch in voller Höhe erhalten, aber völlig entkernt und ohne
Dach. Es liegt gegenüber dem Burghof leicht erhöht, was durch die
Renaissancezubauten nicht mehr sehr stark in Erscheinung tritt.
Das heutige Erdgeschoss kann wohl
nicht viel mehr als ein Keller oder Vorratsraum gewesen sein. Als einzige
Belichtung dienten jeweils zwei Lichtschlitze an den beiden Schmalseiten. Der
heutige Zugang vom Hof, sowie ein gegenüber liegender Ausgang in den Zwinger
sind sekundär.
Das 1.Obergeschoss dürfte schon in
beschränktem Umfang bewohnbar gewesen sein. Es hatte an der Hofseite drei rundbogige Öffnungen, von denen eine sekundär stark verändert wurde.
Im
2. Obergeschoss lag mittig in der Hofseite der Hocheinstieg. Er wurde später zu
einer kleineren Türe verändert, die wiederum durch das Dach des Arkadenganges
zur Hälfte zugestellt wurde.
Links und rechts vom Eingang lagen zwei beheizbare Räume, von denen der
westliche etwas größer war als der östliche.
Der
westliche Raum hatte drei rundbogige Öffnungen, die heute durch das Dach des
kleinen Arkadenganges verstellt sind. Die beiden äußeren Öffnungen dürften
normale Fenster gewesen sein, deren Leibungen leicht nach oben hin verlaufen,
wohl um den Lichteinfall trotz der enormen Mauerstärke zu maximieren.
Eines davon wurde zu einem Rechteckfenster verändert, das heute völlig
vermauert ist. Die mittlere Öffnung dagegen steigt stark nach oben hin an und
mündet erst auf Höhe der Geschossdecke nach außen.
An
der Südostecke lag ein offener Kamin, dessen Rauch über zwei von der Raumecke
nach außen führende Abzüge abgeleitet wurde. Sie führten nicht nach
senkrecht nach oben, sondern nur leicht ansteigend durch die Mauerstärke und
mündeten dann etwa auf Höhe der Zimmerdecke direkt nach außen. Eine
Rundbogentüre an der westlichen Schmalseite dürfte etwa aus dem 15.Jahrhundert
stammen, also zwar sekundär aber deutlich älter als der Renaissanceumbau
sein.
Der
Raum an der Ostseite des 2. Obergeschoss war ebenfalls beheizbar, wie an einem
baugleichen Kamin zu erkennen ist. Er wurde durch ein weiteres rundbogiges
Fenster an der Südseite und einen Lichtschlitz an der Ostseite belichtet. Die
Nische des Lichtschlitzes reichte ursprünglich bis zum Fußboden, später wurde
eine Brüstung aufgemauert.
Zwei schmale Rundbogentüren führen an der Feldseite nach außen. Dabei
dürfte es sich wahrscheinlich um Abtritte handeln.
Der Fußboden war eine über die Schmalseite des Gebäudes gespannte
Holzbalkendecke, deren Balkenköpfe eingemauert waren. Die Wandstärke springt
hier nur an der Hofseite leicht ein, an den anderen Seiten bleibt die
Mauerstärke von etwa 230 cm erhalten.
Das
3. Obergeschoss wurde zur Gänze von einem Saal eingenommen. Er hatte 8 rundbogige
Fenster an der Südseite und 2 gleichartige Rundbogenfenster
einer Gebäudeschmalseite.
Während die Tür und Fensteröffnungen durch ihre einfache Ausfertigung
auffallen sind diese Rundbogenfenster zwar auch ohne Hausteine, aber auch sehr
kunstvoll gemauert. Die Wandflächen zwischen den Fenstern sind aus Steinen
gemauert deren Länge genau dem Abstand zwischen den Fenstern entspricht.
An der Nordseite sind hier im Verputz noch Gewölbeansätze eines 10(?)-jochigen
Gewölbes zu sehen.
Das 4. Obergeschoss ist nur noch anhand der
Balkenlöcher einer Zwischendecke zu identifizieren. Die Raumhöhe beträgt etwa
270 cm, das Stockwerk hatte aber keine einzige Fensteröffnung. Möglicherweise
handelt es sich dabei auch nur um eine heute nicht mehr nachvollziehbare, aufwendige
Deckenkonstruktion des großen Saals im 3. Obergeschoss.
Das 5. Obergeschoss ist an jeder Seite durch eine etwa 3 Meter breite und 250 cm hohe,
stichbogig gewölbte Öffnung belichtet, die auf Fußbodenniveau beginnt. Das
wirkt nicht wirklich mittelalterlich, aus der Froschperspektive des 19 Meter
tiefer stehenden Menschleins lassen sich aber weder Baufugen noch Unterschiede
im Mauerwerk bestimmen. Ein nur noch von außen sichtbarer, vermauerter
Lichtschlitz deutet auf einen massiven Umbau dieses Stockwerkes hin.
In der Literatur wird das Feste Haus der Schallaburg allgemein in das
ausgehende 11.Jahrhunderts datiert, was es zu einem der ältesten
erhaltenen mittelalterlichen Wohnbauten Österreichs machen würde. Das
Mauerwerk entspricht nicht wirklich der allgemeinen Logik der
Mauerwerksdatierung, sondern zeigt völlig regelloses, auf Fläche gearbeitetes
Bruchsteinmauerwerk, ohne jede erkennbare Lagenbildung. Auch für die
Ausführung der primären Fenster und Türöffnungen ist mir in Österreich
keine Parallele bekannt.
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