Der Versuch Gewölberippen an Hand ihrer Form zu datieren ist so logisch,
dass es fast unverständlich ist wie wenig Literatur es zu diesem Thema
gibt. Trotz intensiver Suche ist mir bisher nur ein einziger umfassender
Artikel zu diesem Thema untergekommen, der sich ausschließlich mit
Gewölben in der Stadt Regensburg beschäftigt.
Frei nach dem Motto : „ unter den Einäugigen ist der Blinde König “
mache ich mich ans Werk !
Es gibt grundsätzlich 5 verschiedene Arten von Gewölberippen, die zwar
hintereinander folgend, aber mit großzügigen Überlagerungen, auftreten.
1)
Bandrippen:
 |
 |
 |
 |
|
|
|
Dom zu Speyer |
Lichtenstein
Burgkapelle |
Scheiblingkirchen |
|
|
die erste und einfachste Form der Gewölberippe hat ein einfaches
querrechteckigen Profil: Die Breite des Bandes ( woraus sich der bei den
folgenden Arten gebrauchte Terminus „Bandbreite“ entwickelt, beträgt
typischerweise 25 bis 30 cm.
Die Wirkung ist kräftig und derb.
Die Bandrippen treten bei den ersten bekannten Kreuzrippengewölben auf,
das älteste das mir bisher begegnet ist im Dom von Speyer, um 1070. Die
spätesten Beispiele stammen aus der Mitte und 2.Hälfte des
12.Jahrhundert.
Die Laufzeit kann also grob mit 1070 bis 1200 angegeben werden.
Bandrippengewölbe tragen im Kreuzungspunkt der beiden Rippen
üblicherweise keinen Schlussstein.
2)
Bandrippen mit aufgesetztem Rundstab :
Die Bandrippe verlangte schon bald nach einer dekorativen Verhübschung durch ein komplizierteres Profil, das durch das Spiel von
Licht und Schatten die derbe Form der Bandrippe auflockert.
Das handwerkliche Herausforderung dabei ist, das Profil auf die
gekrümmte Grundform der Rippe zu übertragen.
Die älteste Variante dieser Form ist ein mittig auf die Bandrippe
gelegter Rundstab. Die Breite des Rundstab ist etwa ein Drittel der
Breite des Bandes [Millstatt] .
Varianten dieser Gruppe sind Rundstäbe die die gesamte Breite des Bandes
einnehmen, und daher ein U-förmiges Profil zeigen.
Eine Variante dieser Variante wiederum ist ein elliptisches oder
mandelförmiges Profil, das als ein randlos auf das Band aufgesetzter
Spitzbogen zu sehen ist. Diese Formen stammen durchwegs aus der 2.
Hälfte des 13-Jahrhunderts. [ Lockenhaus, ] [ Mauthausen]
Weiters findet man Varianten mit zwei nebeneinander liegenden
Rundstäben.
3) gefaste
und gekehle Bandrippen :
eine weitere Methode das Band interessanter zu machen ist die Abfasung
der Kanten.
Bei der ältesten Form werden die Kanten mit einer breiten, geraden
Abfasung versehen, später wird die Abfasung durch eine Kehlung ersetzt.
Diese frühen Formen sind am breiten aber flachen Band und der tiefen
Kehlungen -mit dem Profil eines Viertel-Kreises - zu erkennen.
In der weiteren Entwicklung verselbständigt sich die Kehlung. Sie ist
nicht mehr eine Zierform der Bandkante, sondern wird ein Körper für
sich. Dazu wird das Profil höher, die Breite des Schaftes reduziert
sich, während die Kehlung länger aber flacher wird. Die Breite des
Bandes ( d.h. der Bereich zwischen den beiden Kehlungen ) wird dadurch
immer weiter reduziert, bis sie gegen Ende des 14. jahrhundert praktisch
gegen Null geht.
4)
Kehle
zwischen zwei Schrägen:
|
 |
|
|
|
|
|
Marchegg |
|
|
|
|
Birnstab :
Der Birnstab
entwickelt sich aus dem Profil Bandrippe mit Rundstab, indem links und
rechts des Rundstabes eine zusätzliche tiefe Kehle angebracht wird.
Dadurch gewinnt der Rundstab an Plastizität, wird ein dreidimensionaler
Körper, zu einem freistehenden Wulst...
Frühe Formen zeichnen sich durch ein sehr breites Band aus, sowie einen
linsenförmigen, an der Unterseite beinahe scharfkantigen Wulst.
Wie bei allen anderen Grundformen auch, wird bei späteren Formen das
Band zunehmend schmäler, das Profil schlanker. Der Wulst wird rund und
erhält an der Unterseite einen schmalen rechteckigen Steg.
in der Spätgotik
|