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Der
Mantelkamin ist die typische Kaminform des Hochmittelalters. In
einer Raumecke wird ein gemauerter Schacht im Grundriss eines
Viertelkreises errichtet, der den Rauch einer offenen Feuerstelle
nach oben ableitete. Die Unterkante des Mantelkamins liegt
typischerweise 1 bis 2 Meter über dem Fußbodenniveau, was noch
genügend Platz für eine gemauerte Feuerstelle und die Flammenhöhe
läßt. Üblicherweise führt der Mantel durch die Geschoßdecke und das
darüber liegende Stockwerk, und danach entweder in einen durch die
Mauerstärke gehenden Rauchablass oder (seltener ) über
Dach.
Die für den Mantelkamin typische offene Feuerstelle hatte zwei
wesentliche Nachteile: Erstens war sie nicht sehr effizient, weil ein
Großteil der Wärme durch den Rauchabzug verloren ging und die durch
das Feuer erzeugte Wärme nicht gespeichert werden konnte. Zweitens
gelangte trotz des weit ausladenden Mantels immer ein Teil des Rauchs in
den Wohnraum. |
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Thernberg
- NÖ
Mantelkamin in einer Innenecke des Bergfrieds.
Der Kamin führt im Inneren des Gebäudes, durch mehrere Geschossdecken
hindurch nach oben. |
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Thernberg
- NÖ
Mantelkamin in einer Ecke
des Palas |
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Wolfstein
- NÖ
Mantelkamin in einer Ecke des sekundär in die Ringmauer eingestellten
Bergfrieds. Deutlich erkennbar ragt der Kaminmantel noch in das
darüberliegende Geschoss. |
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Freistadt -
OÖ
ungewöhnlich ist die offene Feuerstelle in der Türmerstube des späten
Bergfrieds. ( um 1400 ) |
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Faulturm
Oberfellach - KTN
Mantelkamin im Wohnturm.
13.Jh. Hier ist das Fußbodenniveau noch gut sichtbar. |
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Mölltheuer-Penk
- KTN
Mantelkamin im Wohnturm.
um 1200. |
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Rothenfels am Main - D
Mantelkamin mit Bergfried,
Türe rechts ist sekundär. |
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Aggstein
- NÖ
Konsolen eines Mantelkamins am Stein.
um 1200 |
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Schallaburg
- NÖ
Rauchablass in einer Ecke des Festen Hauses |
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Ruttenstein
- OÖ
Rauchablass in der Blockwerkkammer des Wohnturms.
Ende 13. Jh. |
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Voitsberg
- STMK
Rauchablass in einer Ecke des Wohnturms
Ende 13. Jh |
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Mauterndorf - SBG
Die Innenseite eines Mantelkamins im Bergfried. Abdrücke der
Schalbretter, und waagrecht durch die Mauerstärke führender Rauchabzug. |
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Boymont - STI
Konsolen eines verfallenen Mantelkamin im Palas |
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Frauenburg
- Stmk
Die heute völlig verschwundene Westseite des Wohnturms mit insgesamt 3
Mantelkaminen. Diese leiten den Rauch nicht über Dach sondern durch die
Mauerstärke ab. Mitte 13.Jh.
Zeichnung Piper um 1910. |
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Kraig
- Aussenturm - KTN
Rauchablass am Wohnturm |
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Wildenburg - D
Reste eines Mantelkamins
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Fragenstein
- Tirol
Die Nische beginnt knapp über
dem Fussbodenniveau. Es scheint, daß die Feuerstelle selbst schon in
der Mauerstärke lag. Ein in den Wohnraum kragender Mantel ist nicht
nachweisbar.
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Mauterndorf
- SBG
Mantelkamin in der Türmerwohnung am Bergfried,
Besonders interessant und selten ist die erhaltene Auswechslung der
Deckenbalken.
Ende 13.Jh |
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Friesach-Petersberg
- KTN
Mantelkamin im Wohngeschoß des Bergfrieds |
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Wildon - Stmk
Sieht aus wie ein Abtritterker ist aber ein Kamin : Der heiße Rauch
wird durch die Wand nach außen geführt. Dort kann er in einem
kleinen, auf Konsolen aufsitzenden Raum nach oben steigen und entweicht
in einem einfachen rechteckigen Fenster .
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Bezdez / Bösig Böhmen
Mantelkamin in einem gewölbten Raum des königlichen Wohntraktes.
Beachtenswert die am Kaminmantel endende Gewölberippe.
um 1270 |
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Bezdez / Bösig Böhmen
Mantelkamin in einem gewölbten Raum im Burggrafentrakt.
Beachtenswert die am Kaminmantel endende Gewölberippe.
um 1270 |
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Klausegg
- SBG
Der Rauchabzug über der Stubentür ist ein klarer Hinweis auf eine
Rauchstube |
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Klosterneuburg
- NÖ
Babenberger-Pfalz des Leopold VI.
ein seltenes Beispiel für einen Mantelkamin der nicht in einer Raumecke
sondern mittig an einer Wand plaziert ist.
um 1200 |
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Wimberg
- NÖ
Rauchablass am gotischen Batterieturm |
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Prandegg
- OÖ
Konsolen eines aussenliegenden Kamins |
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Kasperk - Böhmen
Reste eines Mantelkamins im Raum neben der mittels Kachelofen beheizten
Stube.
um 1365 |
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Radyne - Böhmen
Reste eines Mantelkamins im Raum neben der mittels Kachelofen beheizten
Stube.
um 1365 |
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Helfenburk Südböhmen
Spätes Beispiel eines Mantelkamins,
um 1380 |
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Maulbronn - D
steinerne Kaminhaube für einen offenen Kamin, um 1210 |
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Einen
wesentliche Fortschritt in der Heiztechnik stellte der Kachelofen
dar: Dieser ist zwar seit dem frühen 13.Jh. nachweisbar, setzt sich
aber erst ab ca.1300 in großem Umfang durch. Ein entscheidender
Vorteil des Kachelofens ist der völlig geschlossene Heizraum, der
einen absolut rauchlosen Wohnraum ermöglicht. Weiters
können die Kacheln die Hitze des Feuers speichern, und diese langsam,
gleichmäßig und über längere Zeit verteilt an den Wohnraum
abgeben. Drittens ist es möglich den Ofen auch von außerhalb des
Wohnraums zu beschicken. Der Kachelofen ermöglicht auch eine punktuelle Ableitung des Rauches. Der riesige Mantelkamin der offenen
Feuerstelle der den Rauch erst sammeln mußte, konnte durch ein
einfaches Loch in der Wand ersetzt werden. Dieses mündet in einen
üblicherweise rechteckigen Kaminschacht, der entweder in der
Mauerstärke verläuft ( ein eher unspektakuläres Fotomotiv und daher
hier nicht vertreten ), oder in einen an der Außenseite des Gebäudes
auf Konsolen aufgemauerten Kamin. |
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Hohensalzburg
- SBG
außenliegender Kaminschacht auf Konsolen, Ende 15.Jh |
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Aggstein
- NÖ
außenliegender Kaminschacht auf Konsolen, an der hofseitigen Fassade
des Frauenturms (Giebelseite) , Mitte 15.Jh |
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Hanfelden
- Stmk
Fundament eines Kachelofens. Der Kamin führte in der nur etwa 60
cm starken Mauer senkrecht nach oben.
Um 1500 |
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Schaunberg
- OÖ
an der Giebelseite des Palas führen außenliegende, auf Konsolen
aufliegende Kamine aus mehreren
Etagen nach oben, und enden weit unterhalb des Daches in einer einfachen
schrägen Öffnung.
Ende 14. Jh. |
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Kirchschlag
- NÖ
Reste eines späten Mantelkamins (16.Jh?) |
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Schrattenberg
- STMK
In der Neuzeit kam der offene Kamin wieder in Mode, jedoch eher zu
Repräsentationszwecken und nicht als Heizgerät.
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Während
im Mittelalter nur einzelne bevorzugte Räume beheizbar waren, wurde
spätestens im Barock fast jeder Raum mit einem eigenen Ofen
ausgerüstet. Dafür mussten neue Kamine angelegt werden, die
üblicherweise in das Mauerwerk eingestemmt wurden. Dadurch wurden
großflächig mittelalterliche Baubefunde vernichtet. |
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Kirchschlag
- NÖ
Kaminschacht in der Mauerstärke |
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Gleichenberg - STMK
unfreiwilliger Einblick in den Aufbau eines neuzeitlichen Kamins mit 2
Zügen |