mittelalterliche Rüstungen
des 15. bis 16. Jahrhunderts
Mittelalterliche Rüstungen des 15. bis 16. Jahrhunderts
ich bin dabei den Artikel über Darstellungen von Rüstungen aus der "alten" Burgenseite auf die neue zu übertragen.
Das ist noch "work in progress".....
Judenburg - Magdalenenkirche (STMK): schlafende Wächter aus der Auferstehung, um 1420.
Bozen (IT), Dominikanerkirche: Stifterbild mit Wappen der Herren von Bopfingen, um 1400
Stifter
Terlan (Südtirol): Bethlehemitischer Kindermord, 1407
Terlan (Südtirol): Bethlehemitischer Kindermord, 1407
St. Lorenzen im Mürztal (STMK): Anbetung der Könige, um 1420.
Der Reiter trägt eine Beckenhaube, einen einfachen, aus einem Stück gefertigten Helm, der nur den Schädel, nicht aber Gesicht, Nacken und Hals schützt. Daran ist die Helmbrünne befestigt, ein Kettenpanzer, der bis zur Schulter reichte. Betont schlanke Taille.
Pisa (IT): Grabplatte des Marino di Giovanni Cossa, nach 1418.
Die Grabplatte zeigt den 1418 verstorbenen italienischen Adeligen in einem frühen Plattenharnisch italienischer Art. Dieser zeigt einerseits schon die Vorteile des Plattenharnisch, andererseits wird aber auch noch Kettengeflecht verwendet.
Die Schulterstücke sind, typisch für italienische Harnische, stark asymmetrisch, wobei das linke, nicht vom Schild geschützte deutlich größer ausgefallen ist. Es besteht aus einem Geschübe mit 4 U-förmigen Platten. Weil mit dem Anprall einer Waffe vor allen von vorne und unten zu rechnen ist, überlappt immer die untere Platte die obere. An der Oberkante des zweitobersten Geschübe ein Grat, der den Hals schützen soll.
Unterhalb der Schulterstücke sind die Oberarme nur durch Kettenpanzer geschützt, die Unterarme dagegen durch eine Unterarmröhre.
An den Ellbogen Armkacheln mit herzförmigen Muscheln.
Die Handschuhe bestehen aus nur zwei Platten, die Handrücken und Handgelenk schützen. Die Finger selbst sind als Fingerlinge aus Kettengeflecht ausgeführt.
Der Brustharnisch ist schon geschiftet, wobei das Bauchstück die Oberbrust überlappt, er zeigt aber noch keine Grate und Kehlungen. Als Verbindung der beiden Teile dient eine kurze Lederlasche. Das Bauchstück (die untere Hälfte) ist noch relativ kurz.
An der rechten Brust ist knapp neben dem Armausschnitt der Rüsthaken für die Lanze angedeutet.
Der kurze Harnischrock besteht aus nur 3 Bauchreifen, am untersten ist ein breiter Streifen aus Ringelgeflecht befestigt.
Das Schwert hängt an einem langen Lederriemen, nicht an einem Gliedergurt.
Die Beinharnische sind noch als durchgehende, nicht gegratete Röhren ausgeführt, nur an den Kniekacheln ist oben und unten ein Geschübe eingefügt.
Unter den Kniekacheln noch ein Streifen Kettengeflecht. Auch die Füße sind nur durch Kettengeflecht geschützt.
Die Grabplatte befindet sich heute im Louvre in Paris.
Mariapfarr (SBG): Heiliger Georg, um 1420.
Kobenz (STMK) : Kreuzigung Christi, um 1420
Der Soldat ist Teil der erst 1998 aufgedeckten Kreuzigungsgruppe von St. Rupert in Kobenz (STMK), aus der hier schon zwei weitere Rüstungen beschrieben wurden.
Er ist anscheinend ein Fußsoldat, weßhalb seine Rüstung deutlich einfacher ausgefallen ist.
Das auffälligste Teil ist ein breitkrempiger Eisenhut, der typische Helm des Fußsoldaten, der vor allem gegen Hiebe von oben schützt. Sowohl Glocke als auch der vordere Teil der Krempe scheinen einen Grat zu haben, um der Konstruktion zusätzliche Festigkeit zu verleihen.
Darunter trägt er eine Kapuze aus Kettengeflecht, die noch über die Schultern reicht.
Unter dem Harnisch darf
St. Georg in Oberdorf / Schenna (Südtirol): Heiliger Georg, um 1430.
Der Heilige Georg trägt eine Kugelbrust, einen rund ausgetriebenen Brustpanzer, dessen Form mehr Stabilität versprach als die früheren eher flachen Formen. Die Vorder- und Rückseite besteht aus jeweils nur einem Teil und bietet damit weniger Bewegungsfreiheit als spätere, geschiftete Plattenrüstungen.
Unter der hoch angesetzten Taille ein trichterförmiger Harnischrock, der zum Reiten nur bedingt geeignet ist..
Das Beinzeug ist noch nicht gegratet. Die Panzerung für Ober- und Unterschenkel besteht aus jeweils nur einer zweiteilgen, glatten Röhre. Die Vorder- und Rückseiten sind mit Scharnieren verbunden und formen so eine stabile Röhre.
Über den Knien sind Kniebuckel anbebracht.
Der tief an der Hüfte sitzende Gliedergürtel ist in der Darstellung nur angedeutet.
Die Handschuhe sind Fingerlinge, bei dem jeder Finger als mehrfaches Geschübe ausgeführt ist. Der Handrücken dagegen besteht aus nur einem Teil.
Sein Schild ist eine Tartsche mit abgerundeten Ecken und der typischen Ausnehmung für die Lanze.
Unter dem Harnisch darf man sich kein Kettenhemd mehr vorstellen, sondern einen wattierten Waffenrock, bei dem nur an den vom Harnisch schlecht geschützten Stellen kleine Stücke von Ringelgeflecht angebracht sind.
Der Soldat rechts von ihm trägt eine Hundsgugel, mit dem typischen spitzen, aufschächtigen Visier.
Metnitz (KTN): Heiliger Georg, um 1420.
Wie sein Südtiroler Kollege trägt der kärnter Heilige Georg eine Kugelbrust, und einen stark taillierten Harnischrock.
Auch hier sind die Knie- und Armkacheln farblich abgesetzt.
Kobenz (STMK): Kreuzigung Christi, um 1420
Der Geharnischte, Teil einer Kreuzigungsszene, ist etwas von der Seite dargestellt, wodurch einige Details der Rüstung besser zu sehen sind.
An der Kugelbrust ist ein relativ großer Armausschnitt zu erkennen, der innen durch Kettengeflecht abgedeckt wird.
Der Gliedergürtel, an dem links das Schwert befestigt ist, sitzt tief auf dem trichterförmigen Harnischrock auf.
Der Harnischrock besteht nicht aus einzelnen Reifen, sondern aus nur einer kegelförmig geformten Platte, was die Bewegungsfreiheit doch einschränken muss. Er hat vorne mittig eine spitze Verlängerung, die das Sitzen in einem Sattel unmöglich macht. Darunter ist ein schmaler Streifen mit Kettengeflcht befestigt.
Die Beinzeuge sind Röhren und nicht nur Schienen. Vorder und Hinterteil sind mit Scharnieren verbunden. An den Kniebuckels sind oben und unter 2 Geschübe zu sehen.
Das Schulterstück ist relativ klein und besteht aus drei Schüben. Zu sehen ist das rechte Schulterstück, das im Kampf hinter dem Schild versteckt ist.
Die Handschuhe haben die typische Sanduhrform mit einer sehr starken Taillierung im Bereich des Handgelenks.
Kobenz (STMK): Kreuzigung Christi, um 1420
Der Geharnischte, Teil der selben Kreuzigungsszene wie oben, trägt eine beinahe identisch Rüstung. Ein Unterschied ist der knielange Waffenrock der Brustharnisch, Schulterstücke und Harnischrock verdeckt.
Was uns der Künstler (Meister von Kobenz) damit sagen will, dass der Soldat der Jesus eine Lanze ins Herz stößt, einen Herzogshut trägt, bleibt ungewiss.
St. Peter am Kammersberg (STMK): Zug der Könige, um 1430
Trient (IT), um 1440
Der bärtige Ritter trägt eine Hundsgugel mit spitz hochgezogener Glocke, das spitze Visier ist hochgeklappt. Die Krone am Helm weist den Ritter als König aus. Am Helm ist eine Helmbrünne, ein Kragen aus Kettengeflecht befestigt.
Obwohl er von der Seite dargestellt ist, ist zu erkennen, dass sein linkes Schulterstück drei Geschübe hat und das Rechte nur zwei. Das macht Sinn, wenn man mit einer Lnze in der rechten Hand und einem Schild in der linken Hand in die Schlacht reitet. Mit Schwert in der Rechten und ohne Schild
Die Harnischbrust ist großteils verdeckt, scheint aber mit einem Muster belegt zu sein.
Die Oberarme sind noch mit einem Kettenhemd mit weiten bis zu den Ellbogen reichendenÄrmels geschützt, die Ellbogen mit Armstücken und Armröhren. Die Handschuhe sind die in Italien üblichen Hentzen, eine Art Fäustling, bei dem nur die Handoberfläche durch ein 3-teiliges Geschübe abgedeckt ist.
Das Beinzeug bsteht aus nicht geschifteten Röhren, nur an den Knien sind Schiftungen zu sehen.
Links im Hintergrund die im Italien des 15. Jahrhunderts weit verbreitete Barbuta, eine Art tief nach unten gezogene Beckenhaube.
Trient (IT), um 1440.
Der Ritter trägt einen Armethelm, eine in Italien verbreitete Helmform des späten 15.Jahrhunderts, die im Gegensatz zum unförmigen Kübelhelm, in seiner Grundform dem Kopf angepasst war. Er besteht aus vier Teilen: der Glocke, zwei Wangenteilen, die beim Aufsetzen nach außen geklappt werden konnten, und dem nach oben klappbaren Visier.
Obernberg am Inn (OÖ):
Mariazell (STMK): Reiterschlacht, um 1438
Murau (Stmk): Heiliger Georg, um 1440
trichterförmiger, geschobener Tonnenrock, eine Form die ab den 1420er jahren im deitschsprachigen Raum nachweisbar ist.
St.Gandolf (KTN): Zug der Könige, um 1440
St.Paul im Lavanttal (KTN): Stifterfresko, bezeichnet 1493
Graf Engelbert von Spanheim als Stifter des Klosters St.Paul im Lavanttal.
Er trägt einen Plattenharnisch ...
Maria Saal (KTN): Zug der Könige, 2.Hälfte 15. Jh.
Der Ritter trägt einen breitkrempigen Eisenhut, eine Helmform die vorwiegend von Fußsoldaten getragen wird, vereinzelt aber anscheinend auch von Berittenen.
Ergänzt wird der Eisenhut durch eine Halsberge mit "Bart", ein dem Kinn angepasstes Rüstungsteil, dass wie ein Kragen getragen wird und fest am Brustharnisch befestigt ist.
Reims (F): Statue der Jeanne d'Arc
Rüstung um 1430
Brixen (Südtirol) Domkreuzgang: 2.Hälfte. 15. Jh.
Maria Schnee (Osttirol): um 1484
Der spätmittelalterliche Nachfolger des Kettenhemds ist die Brigantine. Zahllose dicht übereinanderliegende Eisenplättchen werden zwischen zwei Textilschichten eingenäht und vernietet.
Die Brigantine ist wesentlich billiger als das Kettenhemd oder der Plattenpanzer und war daher die bevorzugte Rüstung der Söldner, die folglich auch Briganten genannt wurde.
Maria Schnee (Osttirol): um 1484
keine Beintaschen
Graz Dom (STMK): Gottesplagenbild nach 1480
Graz Dom (STMK): Gottesplagenbild nach 1480
Kreuzenstein (NÖ), Grabplatte
Baumgartenberg (OÖ): Grabplatte des Otto von Machland, um 1460
Otto von Machland, der Stifter des Zisterzienserklosters Baumgartenberg, verstarb im Jahre 1148. Die Grabplatte wurde erst ca. 300 Jahre später angefertigt, und zeigt den Verstorbenen in einer Rüstung des späten 15. Jahrhunderts.
Klosterkirche Heilsbronn, Ritter Georg Sack, gestorben 1483
Georg Sack ist in einem typischen Harnisch des späten 15. Jahrhunderts dargestellt, dessen Grundprinzip es ist, sämtliche Gelenke aus mehreren leicht überlappenden Stahlplatten zu formen, die so eine gewisse Beweglichkeit ermöglichen aber gleichzeitig guten Schutz bieten. Diese „Schiftungen“ finden sich am Rumpf in Form einer an der Taille aufsitzenden Unterbrust, der einen von den Schultern hängenden Oberteil (Oberbrust) überlappt. Die beiden Teile können so zueinander verschoben werden ohne eine Lücke in der Panzerung zu schaffen.
Die Harnischbrust ist stark tailliert und in der Mitte gegratet und zweifach geschiftet. (??)
An der rechten Seite ist ein Rüsthaken zur Auflage der schweren Lanze zu sehen. Er ist fix montiert, kann aber zur Seite geklappt werden.
Unter der Taille bilden drei Bauchreifen einen eher kurzen Harnischrock. Am untersten Reifen, der einen dreieckigen Einschnitt hat, ist auf jeder Seite mittels Lederriemen eine Beintasche angeschnallt, die den Übergang zum Beinzeug abgedeckt.
Zwei idente, blattförmige Schwebescheiben decken den Spalt zwischen Brustharnisch und Armzeug ab.
Die Handschuhe sind, typisch für deutsche Harnische ab 1460, gepanzerte Fingerhandschuhe, bei denen jeder Finger aus mehreren Schüben besteht. Weitere Geschübe am Handgelenk verleihen diesen Handschuhen gute Beweglichkeit. Die Handschuhe enden mit einer spitz auslaufenden Stulpe, die von mehreren Graten begleitet wird.
Beinzeug:
Die Diechlinge (Oberschenkel) sind mit gekehlten Treiblinien dekoriert.
Die Kniebuckel sind oben und unten mit 2 Folgen (Geschüben) ausgestattet.
Schaller:
Zu seinen Füßen ein deutscher Schaller, der typische Helm des 15. Jahrhunderts. Er ist aus einen Teil getrieben und hat kein hochklappbares Visier. Der Helmgrat beginnt über dem Sehschlitz und verbreitet sich zum Scheitelpunkt hin.
Die Kinnpartie wird durch einen „Bart“, eine Art hochgezogenen Kragen geschützt, der hier nicht abgebildet ist.
Klosterkirche Heilsbronn: Epitaph Wilhelm von Ellrichshausen, 1482
Rott am Inn (BY): Stiftergrab Kuno II. von Rott (gestorben 1086), Grabplatte um 1485.
Millstatt - Stiftskirche (KTN), Heiliger Domitian, um 1430
Das 16. Jahrhundert...
Millstatt (KTN), Epitaph des Hochmeisters Johann Geumann, gestorben 1533
Bad Aussee (STMK): Heiliger Florian
Fresko am sog. Moserhaus. Heiliger Florian. Um 1510-1520
Bad Aussee (STMK): Heiliger Sebastian. Um 1510-1520
Fresko am sog. Moserhaus.
Als Datierungsansatz dienen die "Bärenklauen" oder "Ochsenmaul"-Schuhe, eine Schuhmode des frühen 16. Jahrhundert, die hier auf einen Plattenpanzer umgelegt wurde.
Stift Griffen (KTN), Epitaph
Stechhelm mit Zimier in Form eines Greiff.
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Neuberg an der Mürz (STMK), Zisterzienserabtei
Das Bild zeigt sehr anschaulich die Strategie nach Einführung der schweren Plattenpanzerung: Ziel war es mit einem Dolch durch eine Lücke zwischen zwei Platten zu stechen. Datiert 1506.
Friesach Dominikanerkirche (KTN): Grabplatte des Balthasar Thanhauser, gestorben 1516
Thanhauser war Hauptmann des Salzburger Erzbischofs Leonhard v. Keutschach,
Wolfsberg (KTN): Grabplatte Christian von Schaumberg, gestorben 1514
Wolfsberg (KTN): Grabplatte Johann von Himmelberg, gestorben 1550
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