Der Mitterturm bei Scharnstein
OÖ / Bez. Gmunden / Gem. Scharnstein
Die Burgruine Scharnstein bildet zusammen mit dem Mitterturm und dem Burgstall "Hochturm " eine Gruppe aus drei eigenständigen Anlagen.
Zwei knapp beieinander liegende Burgen findet man in Österreich öfters
( Oberer Burg Pernegg und Untere Burg Pernegg ;
Kammerstein und Ehrenfels,
Waldstein und Hungerturm ,
Gutrat und Gutrat-Rossstall,
Alt- und Neu-Waxenegg
oder Twimberg und Pirkenstein.
Drei Anlage in einer Gruppe sind eher eine Seltenheit, kommen aber doch manchmal vor (z.B. Hochkraig, Turm bei Kraig und Niederkraig) .
Die drei Burgen liegen auf unterschiedlichen Höhen eines Bergrückens. Die eigentliche Burg Scharnstein (655 Meter) ist die tiefstgelegenste der drei, und daher trotz ihrer spektakulären Lage auf einer an drei Seiten senkrecht abfallenden Felsnase durch Angriffe von oben stark gefährdet.
Der hier beschriebene Mitterturm (715 Meter) liegt etwa 60 Meter höher, der Hochturm (800 Meter) weitere 85 Meter über dem Mitterturm.
Der Blick vom Mitterturm auf, bzw. in die Hauptburg Scharnstein verdeutlicht wie wichtig es ist, diese für eine Belagerung ideale Position selbst zu besetzen
Die Burg liegt auf einer gegen Norden und Osten senkrecht abfallenden Felsnase: Die dem Gelände angepaßte Ringmauer formt einen etwa ovalen Hof, der an der am meisten gefährdeten Hangseite von einem Turm besetzt wird. Der Turm über leicht verzogen rechteckigem Grundriss misst etwa 7 x 7 Meter und zeigt nur wenige Details: Sowohl das hofseitige Fenster als auch der heutige Zugang sind das Resultat der jüngsten Sanierungsbemühungen. In den erhaltenen Mauern sind keine originalen Öffnungen zu sehen.
Das interessanteste Detail dieser an Details so armen Burganlage ist der Zugang: Der Weg von der Ruine Scharnstein führt in Serpentinen zum Mitterturm hinauf. Geringe Mauerreste zu beiden Seiten des Weges lassen vermuten, daß der Weg ursprünglich überdacht war. Ob das wirklich (wie auf den Info-Tafeln abgekündigt) ein überdachter Wehrgang (etwa wie der Riemergang auf Hohenwerfen) oder nur ein Weg mit Dach war, kann heute eigentlich nicht mehr gesagt werden.
Etwa 20 Meter vor der Burg verläuft der Weg in einer 180 Gradkurve um einen kleine Felskopf. Hinter diesem Felskopf und in dessen Schutz darf man wohl ein unteres Tor vermuten. Dahinter steigt der Weg steil über Treppen an, nach einer weiteren 90 Grad Kurve direkt auf die Burg zu. Hier sind zur Linken im Fels Einstemmungen für das Auflager eines Tonnengewölbes zu sehen, ein klarer Hinweis daß den Weg hier überdacht hat. An der geringen Höhe kann man erkennen, daß das heutige Treppenniveau ca.1 Meter über dem ursprünglichen Niveau liegt.
Am Ende der Treppe wird wohl das eigentliche Burgtor zu vermuten sein.
Wenn man davon ausgeht, daß Scharnstein, Mitterturm und Hochturm eine fortifikatorische Einheit bildeten und sich vor Augen führt, daß der Mitterturm auf Grund seiner exponierten Lage nicht umgangen werden konnte, muss der Weg von Scharnstein zum Hochturm durch die Ringmauer des Mitterturms geführt haben. Während der Eingang am Ende der überdachten Treppe noch eindeutig bestimmt werden kann, kann der Ausgang in Richtung Hochturm nur an der bergseitigen Ringmauer, östlich des Turmes vermutet werden.
Der Grund für die Errichtung der beiden Türme war es wohl, den für eine Belagerung der Hauptburg Scharnstein idealen Felskopf zu besetzen.
Vom äußeren Burghof der Burg Scharnstein führt eine Treppe in Serpentinen zum Mitterturm.