Federaun und Thurnegg
Kärnten / Bez. Villach / Gem. Villach-Oberfederaun
Die Reste der Burg Federaun liegen auf einem Hochplateau, das im Süden fast senkrecht gegen die Gail hin abfällt. Auch 800 Jahre nach Errichtung der Burg zeugen eine Autobahn, ein riesiger Verschiebebahnhof und eine Brücke direkt unterhalb der Burg von der verkehrstechnisch wichtigen Lage.
Erbauer der Burg war der Bischof Eberhard II. von Bamberg, der von Kaiser Friedrich I. Barbarossa am 11. Februar 1160 die Erlaubnis zur Wiedererrichtung der Burg bekam. Dies kann also als Datierungsansatz für die ältesten Bauteile der mittelalterlichen Burg dienen, sowie als Hinweis, dass der Berg schon vorher befestigt war. Mehrere Zerstörungen und Wiederaufbauten der Burg sind historisch bezeugt, so durch das verheerende Erdbeben von 1348.
Die Anlage ist für österreichische Verhältnisse ungewöhnlich groß und setzt sich aus dem Burgkern des späten 12. Jahrhunderts, einer mittelalterlichen Vorburg sowie einer riesigen spätmittelalterlichen Vorburg zusammen, die den Zugang zur Burg von Osten her sicherte.
Mein Plan und Beschreibung beschränkt sich auf Hauptburg und innere Vorburg:
Die hochmittelalterliche Burg nimmt das westliche Ende des Burgberges ein, sämtliche späteren Erweiterungen erfolgten in Richtung Osten, wo der Berg relativ flach zur Hauptburg hin ansteigt.
Die Hochburg ist ein leicht verzogenes Rechteck von etwa 25 x 25 Metern. Davon ist die Ringmauer, insbesondere im Norden und Westen, noch in beträchtlicher Höhe erhalten. Sie ist aus Bruchstein in deutlichen Einzellagen errichtet und hat eine Mauerstärke von etwa 150 cm.
Innerhalb der Ringmauer lag bei meinen ersten Besuch (1998) ein fast undurchdringlicher Dschungel aus Büschen, Brennnesseln und Gestrüpp, was eine Vermessung und Erkundung fast unmöglich machte. Es scheint aber, daß innerhalb der Ringmauer keinerlei Reste von Gebäuden mehr erhalten sind. Man darf aber wohl eine randständige Bebauung annehmen. An den noch über Hofhöhe erhaltenen Nord-, Wes- und Ostwand sind keinerlei Fensteröffnungen und auch keine Balkenlöcher zu sehen. Ein Wohntrakt an der Südseite wäre nicht zuletzt deshalb logisch, ist aber heute nicht mehr nachweisbar, da die Burg hier am stärksten verfallen ist.
Die Abbildung im Khevenhüller Stammbaum von 1625 zeigt im Bereich der Kernburg einen einheitlichen dreigeschossigen Baukörper, ohne einen Bergfried der über die Dachkante des Wohngebäudes hinausragt. Anscheinend wurde also spätestens im 16. Jahrhundert eine gegen das Tal gerichtete, einheitliche Fassade ausgebildet und das Wohngebäude so weit aufgestockt, dass der Turm in der Nord-Ost Ecke vom Tal aus nicht mehr sichtbar war. Als Vergleichsbeispiel könnte hier die Burg von Gmünd genannt werden.
Der Zugang zur Hochburg erfolgte ursprünglich an der Nord-Westecke, also an der Rückseite der Burg. Dort hat sich noch der Rest des Burgtores mit dem Riegelkasten erhalten. Heute ist es als Sicherungsmaßnahme rezent vermauert.
Knapp hinter der östlichen Ringmauer liegt eine aus Quadersteinen gemauerte Schöpfschacht einer Zisterne, der noch etwa 5 Meter tief erhalten ist.
Schließlich wurde an der Außenseite des Turmstumpfs ein offensichtlich rezentes Tor eingebaut, durch das man heute das Innere des Turmes betreten kann. Das Mauerwerk an der Innenseite des Turmstumpfes gehört der ersten Bauphase an, während das Tonnengewölbe beim Wiederaufbau entstanden sein dürfte. Das nicht verschließbare, spitzbogige Tor dagegen ist offensichtlich rezent.
Wohl erst im späten 14. oder 15. Jahrhundert wurde der Hauptburg gegen Osten hin eine etwa 40 Meter lange und bis zu 30 Meter breite Vorburg vorgelagert. Das Mauerwerk der Vorburgmauer zeigt das typische Kompartimentmauerwerk des Spätmittelalters, mit Abgleichhöhen von beinahe einem Meter. Das Tor zur Vorburg dürfte direkt beim Anschluss der Vorburg an die Ostseite der Kernburg gewesen sein. Jedenfalls ist dort ein in die Kernburg eingemauertes Gelenk für einen Torflügel zu sehen.
Im Osten laufen die beiden Vorburgmauern spitz auf eine felsige Erhebung hin zu, wo sie mit einem erhöht über dem Vorgelände stehenden, rechteckigen Turm abgeschlossen wurde. Dieser hatte in seiner letzten Ausführung keine gemauerte Rückseite, war also ein Schalenturm. Nach seinem Mauerwerk zu schließen dürfte der Schalenturm im 14. Jahrhundert entstanden sein. Er hat eine Breite von 8 Metern und ist auf alten Ansichten als die Burg überragender Turm dargestellt ist.
Im Bereich dieses Schalenturmes sind noch geringe ältere Mauerreste zu erkennen, die auf einen älteren Turm hinweisen könnten. Jedenfalls ist es unwahrscheinlich, daß dieser gegenüber der Hauptburg leicht erhöht gelegene Platz vor Errichtung der Vorburg nicht befestigt gewesen wäre.
Unterhalb des Schalenturms ist der Burgfelsen auf voller Breite durch einen mächtigen Halsgraben durchschnitten, dessen ausgemauerte Westseite ein wirklich imposanter Anblick ist. Der Hang westlich der Burg ist von einer Vielzahl einzelner, unzusammenhängender Mauerreste übersäht, die aber Großteils neuzeitlich sein dürften: So findet man hier Fundamente von Flakgeschützen aus dem 2. Weltkrieg. Östlich vor der Burg steht, knapp am senkrechten Felsabbruch gegen Süden, ein steingemauerter Turm, der jedoch nebenfalls nicht mittelalterlich, sondern der Rest einer Bleischrottanlage ist.
Wegbeschreibung:
Von Villach auf der Kärtner Straße (L30) bis Federaun, dort - direkt unter der Autobahn - rechts bergauf in die Federauner Straße, bis zur Wegkapelle Oberfederaun. Dort geringe Parkmöglichleiten. Von der Kapelle führt ein beschildeter Wanderweg in ca. 15 Minuten zur Burgruine