Klause im Reitthal
STMK / Bez. Liezen / Gem. Liezen

Die Klause im Reitthal lag knapp östlich vom Liezen, an einer Stelle wo der alte Verlauf der Enns knapp an den Salberg heranreichte und so eine natürliche Engstelle bildete. Der sumpfige Talboden zwang die Straße an den Berghang und so war die Klause  Wegsperre und Mautstation, die den Besitz des Stiftes Admont gegen den salzburger Besitz im Westen trennte.

Die Klause wird 1060 erstmals urkundlich erwähnt, der hier beschriebene Turm wurde jedoch sicherlich später, wahrscheinlich um 1300 erbaut.
Die Klause bestand aus einem halb am Hang stehenden Turm  und einem zweiten Turm beim Fluß, die durch eine den Hang herunter laufende Mauer verbunden waren. Bei einem dritten Turm führte die Straße von Admont nach Liezen durch die Mauer. Dort entstand das Pflegerhaus, der spätere Gasthof Klauswirt.

Klause Reitthal: Der Klausturm und der Klauswirt an der Straße. Foto um 1900
Klause Reitthal: Der Klausturm und der Klauswirt an der Straße. Foto um 1900

Klause Reitthal: Foto meiner Großtante Margarethe Aigner, um 1928
Klause Reitthal: Foto meiner Großtante Margarethe Aigner, um 1928

Klause Reitthal: 1997 war der Türsturz schon leicht angeknackst
Klause Reitthal: 1997 war der Türsturz schon leicht angeknackst

Klause Reitthal 2007 war der Türsturz gebrochen und mußte im Rahmen der Restaurierungsmaßnahmen unterstellt werden
Klause Reitthal: 2007 war der Türsturz gebrochen und mußte im Rahmen der Restaurierungsmaßnahmen unterstellt werden

Klause Reitthal: Grundriss
Klause Reitthal: Grundriss

Klause Reitthal: Klemmbalken am Hocheinstieg
Klause Reitthal: Klemmbalken am Hocheinstieg

Heute ist nur noch ein Rest des oberen Turmes erhalten. Er hatte einen rechteckigen Grundriss von 7.4 x 8.2 Metern, bei einer inneren Lichte von 3.70 x 4.85 Meter. Der Eingang, ein einfaches Rechtecktor, lag in ca. 2,5 Metern Höhe an der Talseite. Neben dem Tor an der Talseite eine einfache quadratische Nische mit einer Schlitzscharte. Das Tor hatte ein Hausteingewände das nicht mehr erhalten ist. Als Verschluß diente ein Klemmbalken, der rechts in einer einfachen Vertiefung und links in einer L-förmigen Rinne verkeilt wurde.
Als Sturz für Türen und Scharten dienten dünne, lange Steinplatten ohne Entlastungsbögen. Die Platte über dem Eingang ist erst in jüngster Zeit gebrochen, und mußte bei der Restaurierung von 2007 abgepöltzt werden, weil der Bruch zum Einsturz des gangen Talseite geführt hätte.

An der SO-Seite direkt neben der Tür liegt eine weitere asymmetrische Schlitzscharte. Eine dritte Scharte liegt an der Nordseite, und eine weitere - jetzt fast zur Gänze verschüttet -  knapp daneben im Untergeschoss. Auffällig ist, daß alle Scharten unterschiedlicher Ausführung sind.

Klause Reitthal: Ostseite
Klause Reitthal: Ostseite

Klause Reitthal: Westseite
Klause Reitthal: Westseite

An der Nordostseite ist außen ein Kanal von ca. 25 x 25 cm Querschnitt und 120 cm Länge zu erkennen, der schräg in die Mauer läuft, und über dessen Funktion ich nichts sagen kann.

Der Turm hatte ursprünglich mindestens drei Geschoße: Das Kellergeschoß, hatte wahrscheinlich nur an der Talseite die volle Höhe und ist jetzt zu Gänze verschüttet. Das Eingangsgeschoss hatte eine Raumhöhe von 320 cm. Der erste Stock ist auch auf alten Ansichten schon zur Hälfte verfallen und man kann darüber keinerlei Aussagen machen. Die Geschoße waren durch Balkendecken getrennt die auf Mauerrücksprüngen auflagen. Über dem Kellergeschoß springen die beiden Schmalseiten um ca. 25 cm ein, über dem Eingangsgeschoß die beiden Längsseiten.
Die Mauerstärke betrug 120 bis 135 cm. Das Mauerwerk besteht aus Bruchsteinen, wobei große Steine von bis zu 40x40 cm mit kleineren Steinen und Plättchen zu Lagen von ca. 50 cm Höhe abgeglichen wurden. An den Ecken wurden keine Quader, sondern große Bruchsteine verwendet.
Die Sperrmauer die vom Turm ins Tal geführt hat, wurde erst bei der Restaurierungen um 2011 freigelegt. Sie setzte mit Baufuge an der Westseite, also der Admont abgewandten Seite an. So waren also, wie an der Klause Selzthal an der gegenüberliegenden Talseite, Turm und Sperrmauer an der "Feindseite" in einer Linie, wodurch eine Flankierung vor die Mauer nicht möglich war. Der militärische Nutzen der Klause war wohl nicht die erste Priorität.

Als Liezener freut es mich, dass die Klause im Reitthal vor kurzem eine ausführliche Würdigung in einer deutschen Fachpublikation erhalten hat.
Lutz Jansen: Die Klausen der Benediktinerklöster Admont und St. Lambrecht in der Obersteiermark
in: Burgen Landschaft Mittelrhein: Burg und Verkehr in Europa. Forschungen zu Burgen und Schlössern Band 20, Wartburggesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, 2020

Wegbeschreibung:

An der Straße Liezen-Admont,  4.1 km nach dem Ortsende von Liezen, bis zum  Holzladeplatz mit Klausen-Marterl rechts der Straße. Die Klause steht am Hang knapp oberhalb der Straße.