Wildenstein
Oberösterreich / Bez. Gmunden / Gem. Bad Ischl
Wildenstein ist neben Pflindsberg die Zweite von nur zwei Burgen im Salzkammergut.
Sie liegt etwa 1 km südlich von Bad Ischl auf einer felsigen, gegen Osten fast senkrecht abfallenden Rückfallkuppe.
Die Burg teilt sich in zwei große Bereiche: Die Hauptburg, die den höchsten Teil der Kuppe einnimmt und eine etwas später errichtete Vorburg auf einer Terrasse südlich unterhalb der Hauptburg.
Die Hauptburg hat einen länglich ovalen Grundriss, mit einem über Eck gestellten quadratischen Bergfried an der Angriffsseite.
Der Bergfried ist zwar nur noch in geringen Teilen erhalten, die wenigen Reste lassen aber noch die ursprünglich beeindruckende Dimension erkennen: Die Seitenlänge beträgt etwa 8 Meter. Die ursprüngliche Höhe ist nicht mehr bestimmbar, weil nur noch ein etwa 20 Meter hoch aufragender Mauerzahn an der Nordecke erhalten ist. Was darüber war kann man nur erahnen. Vischer's Zeichnung von 1674 zeigt über dem Turm noch einen hölzernen Obergaden und ein steiles Zeltdach. Der Turm wurde leicht versetzt auf einen Felsen gestellt. Daher liegt die hofseitige Ecke etwa 6 Meter höher als die gegen die Angriffsrichtung gerichtete Außenecke. Heute wird der verbleibende Mauerzahn von einem massiven Betonpfeiler gestützt der aus einer Sanierung der 1960er Jahre stammt. Der über Eck gestellte Bergfried ragt über die Flucht der Ringmauer leicht vor, ist aber mit ihr verzahnt. Dazu wurden teilweise hakenförmige Eckquader verwendet, die folglich 3 Außenseiten haben. Knapp oberhalb des Betonpfeilers ist noch eine Hälfte eines Lichtschlitzes zu erkennen.
An der Nordseite - eine der beiden Außenseiten des Bergfrieds - sind die Ansätze von zwei etwa 160 cm starken, im Abstand von etwa 250 cm hintereinander angeordneten Quermauern zu sehen. Die Mauern waren nur in großer Höhe mit dem Bergfried verzahnt, im unteren Bereich ist keine Verzahnung zu erkennen. Eine mögliche Erklärung wäre ein Tor zu einem Zwinger, der früher einmal die Ringmauer an der Nordseite umgab. Dieser Torweg könnte dann bei der Errichtung der Vorburg aufgegeben worden sein.
Die Nordseite der Ringmauer ist noch relativ gut erhalten und bietet noch den einen oder andern interessanten Befund:
Das Mauerwerk besteht aus vor Ort gewonnenem Bruchstein (Kalkstein). Eine Lage relativ großer, wenig bearbeiteter Bruchsteine wurde stets mit kleinen Zwickelsteinen zu einer horizontalen Lage abgeglichen. Die Lagenhöhe beträgt ca. 40 bis 50 cm. Dieses Mauerwerk ist typisch für das ausgehende 13. Jahrhunderts.
Etwa in der Mitte der Nordseite, wo die Ringmauer einen deutlichen Knick macht, ist außen ein nur ca. 120 cm tiefer und 490 cm breiter Pfeiler angebaut. Da er im Gegensatz zum üblichen Wandpfeiler völlig senkrechte Wände hat, wirkt er fast wie ein Turm. Die Lage am Knick der Ringmauer ließe auch an einen Flankierungsturm denken, er ist aber innen nicht hohl, hat auch keinerlei Öffnungen. Wahrscheinlich handelt es sich doch nur um eine statische Verstärkung der Ringmauer. Denkbar wäre auch ein Zusammenhang mit dem zuvor erwähnten, möglichen Torzwinger, der vom Gelände her hier enden müßte.
Die Ringmauer ist an der Nordseite noch über 10 Meter hoch erhalten, zeigt hier aber keine einzige Öffnung, wohl aber einen markante Reduzierung der Wandstärke ab einer Höhe von etwa 7 Metern.
An der südlichen Ringmauer liegt etwa 10 Meter hinter dem Bergfried die einzige erhaltene Öffnung: Ein eigentümliches dreieckiges Fenster, das schon Otto Piper eine Erwähnung in seiner Burgenkunde wert war.
Bei der letzten Sanierung wurde die östliche Hälfte davon saniert, die westliche könnte noch original sein. Auch der Großteil der Aussenschale der südlichen Ringmauer stammt aus dem späten 20.Jahrhundert.
Am östlichen Ende der Hochburg, also an der Talseite, liegen drei Gebäude, die ihrer Existenz zum Großteil der nicht sehr glücklichen Sanierung der 1960er Jahre verdanken. Ob sie auf dem Fundament mittelalterlicher Bauteile errichtet wurden, oder sogar noch mittelalterliches Mauerwerk enthalten, ist schwer zu sagen. Heute überwiegt jedenfalls der neuzeitliche Eindruck. Lediglich das Gebäude in der Süd-Ost-Ecke dürfte im Kern noch mittelalterlich sein.
Die Fenster und Türen sind sämtlich aus Fundstücken nicht ganz fachgerecht zusammengesetzt: Das Spitzbogenportal ist z.B. mit der Außenseite nach innen eingebaut worden, ein Rechteckfenster mit den seitlichen Gewändeprofilen unten etc.
Ursprünglich dürften über die gesamte Länge der Ringmauer innen Gebäude angestellt gewesen sein, sodaß im Zentrum der Burg ein nur etwa 10x15 Meter großer Hof frei blieb. Davon sind heute nur noch geringste Reste der hofseitigen Mauern erhalten.
Die Vorburg liegt auf einer Terrasse südlich und östlich unter der Hochburg: Die Ringmauer der Vorburg ist an der Feldseite (Nordwest) schildmauerartig verstärkt und erreicht hier eine Stärke von 320 cm. Das Burgtor liegt frontal in dieser Schildmauer und war durch einen aus dem Felsen gehauenen Halsgraben, der wohl von einer Zugbrücke überwunden wurde, geschützt.
Die Vorburg ist heute leider völlig verwachsen - viele Details die bei meiner Vermessung von 1998 noch gut sichtbar waren, sind heute unter dichtem Buschwerk versteckt. Hinter dem Haupttor waren rechts des Weges noch 4 Schiessscharten zu sehen, danach ein runder Flankierungsturm, dessen Mauerstärke einmal um etwa 60 cm verstärkt wurde. Mauerwerk und Detailformen der Vorburg lassen auf eine Errichtung um/ab 1400 schliessen.
Hinter dem Rundturm waren noch die Fundamente eines an die Ringmauer angestellten Gebäudes zu sehen, das wohl als Wirtschaftgebäude oder Stall zu interpretieren ist.
Am westlichen Ende ist noch der Ansatz einer Quermauer zu erkennen, die wohl die Vorburg in einen äußeren und einen inneren Beriech teilte.
Dahinter verspringt die Ringmauer um etwa 2 Meter nach außen und knickt danach gegen Norden ab. In diesem Bereich zeigt Vischer ein Gebäude mit Satteldach und Dachreiter, wahrscheinlich also die Burgkapelle.
Ebenfalls kaum mehr zu erkennen ist ein quadratischer Turm der nachträglich außen an die südliche Ringmauer angestellt war: Vischer zeigt diesen Turm noch deutlich, der fehlende Schatten auf der Westseite läßt aber den falschen Eindruck einer beidseitig von eingestellten Türmen flankierten Schildmauer (ähnlich wie Senftenberg-NÖ) entstehen.
In Bad Ischl zum Parkplatz bei der Talstation der Katrin-Seilbahn. Von dort führt der Fußweg zur Katrin in etwa 10 Minuten entlang der Skipiste zur Burg.
Da die Ruine direkt neben der Skipiste liegt, könnte man im Winter theoretisch auch mit der Seilbahn auf die Katrin Alm und mit den Skiern ( oder dem Snowboard ?) bis zur Ruine abfahren.