Plainburg
Salzburg / Bez. Salzburg-Umgebung / Gem. Gross Gmain

Die Plainburg liegt auf einem weder sehr hohen noch sehr steilen Hügel, 1 km östlich von Gross- Gmain.

Die Hochburg besteht heute nur noch aus einer mehrfach geknickten Ringmauer, die einen länglichen polygonalen Hof von etwa 70 x 40 Metern umschließt. Sämtliche Gebäude der Burg waren innen an diese Ringmauer angestellt und sind heute bis auf geringste Reste verschwunden.

Plainburg: Grundriss der Kernburg
Plainburg: Grundriss der Kernburg

Auffallend ist die Qualität des Mauerwerks der Ringmauer: die in Einzellagen verlegten, sorgfältig auf quaderhafte Formate zugearbeiteten Steine würde man der herkömmlichen Logik der Mauerwerksdatierung folgend, eigentlich in die Zeit um 1200 stellen. Allerdings sind in der Ringmauer primär mehrere Öffnungen verbaut, die ihren Detailformen entsprechend erst gute hundert Jahre später, also um 1300 entstanden sein können.
Insbesondere das spitzbogige Burgtor und die typischen gotischen, breit abgefasten Lichtschlitze/ Scharten passen überhaupt nicht zum Mauerwerk, sind aber offensichtlich gleichzeitig mit der Ringmauer entstanden.
Bei näherer Analyse des Mauerwerks fällt auf, dass  mehrere Lagen der Kleinquader auf eine Lage der farblich abgestzten Eckquader zulaufen. Insbesondee an der Innenseite der Nordwand sind doch deutliche Arbeitslagen auszumachen, die allerdings nicht aus Bruchstein, sondern aus Kleinquadern gebildet werden. So ist die Ringmauer doch in die Zeit um 1300 zu datieren.

Plainburg: Mauerwerk der Kernburg-Ringmauer
Plainburg: Mauerwerk der Kernburg-Ringmauer

Plainburg: Mauerwerk mit Eckquaderung an der Südostecke der Kernburg
Plainburg: Mauerwerk mit Eckquaderung an der Südostecke der Kernburg

Das etwa 2,5 Meter breite Burgtor ist ein spitzbogiges Portal mit einem profiliertem Sandsteingewände. Ein umlaufender Falz ist für den Anschlag einer wohl zweifügeligen, außen angeschlagenen Türe vorgesehen.
An dem Tor sind keine der für die Zeit typischen wehrtechnischen Einrichtungen, wie Zugbrücke, Graben, flankierende Schiessscharten, zu erkennen.
Das Wappen des Fürsterzbischof Max Gandol von Kuenburg mit der Jahreszahl 1674 wurde offensichtlich erst nachträglich angebracht.
Die Lichtschlitze (oder Scharten?) sind die einzigen primären Fensteröffnung in der Ringmauer. Sie werden aus quer verlegten, tief in das Mauerwerk greifende Sandsteinquader gebildet, mit einer breiten umlaufenden Abfasung.

Plainburg: gotisches Burgtor an der Südseite der Kernburg
Plainburg: gotisches Burgtor an der Südseite der Kernburg

Plainburg: gotische Lichtschlitze / Scharten
Plainburg: gotische Lichtschlitze / Scharten

Der westliche und nördliche Teil der Ringmauer springt an der Außenseite knapp unter der Mauerkrone um etwa 80 cm ein, was als Hinweis auf einen außen angebrachten, auskragenden Wehrgang aus Holz gewertet werden kann.

Plainburg: Nordseite der Kernburg mit Mauerrücksprung für einen Wehrgang
Plainburg: Nordseite der Kernburg mit Mauerrücksprung für einen Wehrgang

Plainburg: Mauerwerksstruktur an der Innenseite der nördlichen Ringmauer
Plainburg: Mauerwerksstruktur an der Innenseite der nördlichen Ringmauer

Der Burghof:

Der etwa 70 x 40 Meter große von der Ringmauer umschlossene Bereich präsentiert sich heute als ebene Grünanlage. Nur das östliche Drittel liegt etwas erhöht, wahrscheinlich wegen des Schutts des an dieser Stelle zu vermutenden Wohntraktes. Östlich des Burgtores sind noch geringe Reste einer Quermauer zu erkennen, wahrscheinlich die hofseitige Mauer dieses Wohnbaus. Die Konsolen von zwei Erkern an der Nordseite und ein sekundär ausgebrochenes Kapellenfenster an der Ostseite sind zwei weitere Hinweise auf einen Wohnbau.
Ein weiters Gebäude stand direkt gegenüber vom Burgtor an der Nordseite des Berings. In diesem Bereich sind noch die vermauerten Reste einer Poterne (?) und ein nach außen führender Schacht zu erkennen.

Plainburg: Burghof gegen Osten
Plainburg: Burghof gegen Osten

Plainburg: Südwestecke des Burghofs
Plainburg: Südwestecke des Burghofs

Plainburg: Ostfassade mit Kapellenfenster
Plainburg: Ostfassade mit Kapellenfenster
Plainburg: Kapellenfenster
Plainburg: Kapellenfenster

Der Torturm:

Der Hochburg ist an der Südost-Seite eine ausgedehnte Vorburg vorgelagert, deren Mauerwerk aber großteils verfallen ist.
Nur die Toranlage der Vorburg ist noch gut erhalten. 
Sie besteht aus einem quadratischen Turm, der besonders durch sein schönes romanisches Quadermauerwerk auffällt und einer erst im Spätmittelalter daran angebauten Torhalle. Besonders im Inneren der Torhalle kann man rechterhand das aus sorgfältig zugerichteten Quadern bestehende Mauerwerk des Turmes erkennen, das dort kaum verfugt und kaum restauriert ist.
Die Quader wurden in strengen Einzellagen von bis zu 40 cm Höhe verlegt, die Turmecken haben keine abgesetzte Eckquaderung, das Quadermauerwerk der Wandfläche wurde einfach um die Ecke gemauert.
Die an den Turm seitlich angebaute, spätgotische Torhalle wurde in den 1970er Jahren massiv saniert, insbesondere das Tonnengewölbe wurde an Hand geringer, aber aussagekräftiger Befunde in Stahlbeton neu errichtet.

 

Plainburg: Ostfassade der Kernburg und der Torturm
Plainburg: Ostfassade der Kernburg und der Torturm
Plainburg: Grundriss und Baualterplan des Torturms
Plainburg: Grundriss und Baualterplan des Torturms

Plainburg: Mauerwerk des romanischen Torturms
Plainburg: Mauerwerk des romanischen Torturm

Plainburg: romanischer Torturm (rechts) und die spätgotische Torhalle (links)
Plainburg: romanischer Torturm (rechts) und die spätgotische Torhalle (links)

Der romanische Turm zeigt auf zwei zumindest teilweise erhaltenen Etagen, außer einer rezenten Türe an der Hangseite, keinerlei originale Öffnungen. Über zwei fensterlosen Kellergeschossen, springt die Mauerstärke um etwa 30 cm ein.

Plainburg: Nordecke des romanischen Torturms
Plainburg: Nordecke des romanischen Torturms

Innenecke des romanischen Torturms
Innenecke des romanischen Torturms