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Der Turm von
Winklern |
Im Zentrum des kleinen Ortes Winklern , am Fuße des Großglockners steht dessen Wahrzeichen, der spätromanische Wohnturm. Ob er Teil einer größeren Burganlage war, oder nur ein freistehender Turm ist nicht ganz klar. Bis vor kurzem jedenfalls war er an zwei Seiten von Gebäuden verbaut, die dann für den Neubau eines Altersheimes abgebrochen wurden. Der Turm, wie er sich heute präsentiert, ist stark geprägt von Um- und Zubauten des späten 19. Jahrhundert. Die Zeichnung des Kärntner Malers und Zeichners Markus Pernhart aus dem Jahr 1861 gibt Auskunft über das ursprüngliche Aussehen des Turmes. Die beiden obersten Geschosse wurden erst nach 1860 aufgesetzt, die großer spitzbogigen Fenster im 4. OG in die Zinnen des romanischen Turmes eingesetzt. Der ursprüngliche Turm war also um etwa 10 Meter niederer als heute, und auch das steile Dach ist eine Erfindung des ausgehenden 19.Jhd. Auf Pernhart's Zeichnung hatte der Turm noch ein einfaches Pultdach, das auf einer Seite auf der Oberkante der Zinnen auflag, also wohl nur ein Notdach war. Das Stadtwappen von Winklern zeigt den Turm in seiner ursprünglichen Form. Meine Beschreibung beschränkt sich auf die mittelalterlichen Teile des Turmes, die neuzeitlichen Zubauten werden ignoriert. Der Turm von Winklern hat mehrere Eigentümlichkeiten, die ihn vom üblichen Turm unterscheiden. Eine davon ist sein Grundriss und seine geringe Grundfläche : Er formt ein leicht verzogenes Rechteck von nur 7 Meter Breite und etwa 9,5 Meter Länge. Der Turm steht auf leicht abfallendem Gelände, das keinerlei natürlichen Schutz bietet, mit seiner Schmalseite gegen das Tal gerichtet. Trotz der geringen Außenmaße bietet der Turm ausreichend Wohnfläche, weil die Wandstärke mit ca. 95 cm für ein Gebäude dieser Höhe relativ gering ist. Die Wandstärke nimmt nach oben hin nur geringfügig ab, wodurch sich eine einheitliche Nutzfläche von etwa 40 m2 pro Etage ergibt, also insgesamt 160 m2 auf 4 Etagen.
Das 2.OG hatte seinen Zugang an der bergseitigen Schmalseite. Heute führt eine Blocktreppe an der Außenseite empor, die der originalen Treppe sehr ähnlich sein dürfte. Die Türe ins 2.OG ist heute vermauert, und das Geschoss nur von unten einsehbar, weil der Fußboden völlig verfallen ist. Dieser war eine über die Schmalseite des Turmes gespannte Balkendecke, die trotz der geringen Spannweite von nur 5.5 Metern noch von einem über die Längsseite gespannten Unterzug unterstützt wurde. Das 2.OG zeigt heute an der Talseite zwei große rundbogige Fenster mit Sitznischen. Die Fensteröffnungen stammen in diesem Ausmaß aus dem späten 19.Jahrhundert, als zwei kleine romanische Rechteckfenster wesentlich vergrößert wurden. Die Änderung im Mauerwerk ist außen deutlich erkennbar.
An der Westseite, neben dem Lichtschlitz ist eine vermauerte Türe erkennbar. Sowohl die Türe als auch deren Vermauerung dürften neuzeitlich sein. Die Eingangstüre zum 3.OG lag an der bergseitigen Schmalseite, etwa einen halben Meter über dem Fußbodenniveau. Der Fußboden war eine über die Schmalseite gespannte Balkendecke, die auf eingemauerten Riemlingen auflag. Der Fußbodenaufbau über der Balkenoberkante läßt sich noch mit etwa 30 cm Höhe messen . Der Fußboden ist heute so brüchig, daß der Raum nicht betreten werden sollte, und nur von der Türe aus eingesehen werden kann. Über die Wehrplatte läßt sich nicht viel sagen, weil der Aufstieg über das 3. OG hinaus den Lebensmüden vorbehalten bleiben muß. Jedenfalls liegt zwischen der Zinnenunterkante und der Decke über dem 3.Og nur 120 cm, woraus ich schließe daß nicht genug Platz für eine Flachdachkonstruktion vorhanden war , und er ursprüngliche Turm ein Pyramidendach hatte, daß auf der Oberkante der Zinnen auflag.
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