Wien Griechengasse |
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Die Stadt Wien ist nicht gerade reich an mittelalterlichen Profanbauten und der größte Teil davon ist öffentlich kaum zugänglich ( Bäckerstrasse , Heiligenkreuzerhof ).
Eine der wenigen Ausnahmen ist die
Südseite der Griechengasse im Ersten Bezirk. Die Griechengasse ist eine
Quergasse der Rotenturmstrasse die vom Stephansplatz leicht abfallend
zum Schwedenplatz und damit zum Donaukanal führt. Die Hausfassade ist die
Rückseite eine Gebäudekomplexes der heute nach dessen Vorderseite am Fleischmarkt
benannt ist und durch die am Dach befindlichen, wohlfeilen Penthäuser
eines Gewerkschaftsbosses und des Direktor einer Arbeiterbank berühmt geworden
ist. An der Südseite der Griechengasse hat sich auf einer Länge von etwa 50 Metern eine aus fünf Häusern bestehende Straßenfassade erhalten, die im 13. und 14. Jahrhundert errichtet wurde. Zwar wurde sie immer wieder durch Umbauten verändert, jedoch sind sowohl Gesamtstruktur als auch Details des mittelalterlichen Straßenzugs noch in einem für Wien einzigartigen Ausmaß erhalten geblieben.
Gebäude 1 : Die Westecke des Gasse wird
von einem gotischen Wohnturm aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts eingenommen. Er ist noch in Höhe von 4
( heutigen ) Geschossen erkennbar, das 5 Geschoss wurde erst im 17.Jh.
aufgesetzt. Als einzige primäre Fensteröffnung hat sich ein schmales, heute
vermauertes Fenster mit Dreipass erhalten. Der Wohnturm stand ursprünglich
frei, wie man an der beidseitig erhaltenen Eckquaderung erkennen kann.
Gebäude (3) ist ein dreiachsiger, gotischer Wohnbau dessen repräsentative Fassade noch fast zur Gänze rekonstruierbar ist. Das Gebäude selbst dürfte ebenfalls aus dem späten 13. Jh. , die Fensteröffnungen im 1.OG aus Umbauten des 14. und 15. Jh. stammen. Im EG ist in der Gebäudemitte ein rundbogiges Trichterfenster aus der Errichtungszeit erhalten, links daneben zwei stark nach oben getrichterte, rechteckige Kellerfenster. Das 1.OG wird geprägt von einer repräsentativen Fenstergruppe, von der nur die doppelt abgestufte Blendnische erhalten ist, während die darin liegenden Fenster vermauert bzw. durch rezente Rechteckfenster zerstört wurden. Der treppenförmig nach oben ansteigende Abschluss der Blendnische ist an den Ecken mit aufgeputzten Lilien und Blumen verziert. Rechts neben der Fenstergruppe liegen zwei steinerne Kreuzstockfenster, deren gelbe Steingewände mit weißen Putzfaschen eingefasst werden. Die Breite und ursprüngliche Höhe der Fassade ist an der fast durchgehend erhaltenen, gelben Eckquaderung noch gut erkennbar.
Gebäude (4 ) ist ein schmaler Bauteil zwischen den Gebäuden
Gebäude (5) schließlich ist ein über 20 Meter breiter Bau , der im frühen 14. Jahrhundert errichtet und danach mehrfach massiv umgebaut wurde. Auch hier ist im ehemaligen Kellergeschoß eines der zeittypischen stark nach oben getrichterten Kellerfenster zu sehen. Der markanteste Teil ist eine Fenstergruppe im 1.OG die in einer breiten, aus drei Bögen bestehenden Blendnische liegt. Die Bögen liegen auf zwei Konsolen auf. Die Fenster innerhalb der Blendbögen wurden an Hand von geringen Befunden rekonstruiert und bestehen aus drei Rundfenstern in einer oberen und vier stichbogig geschlossenen Rechteckfenstern in einer unteren Ebene.
Im darüber
liegenden Stockwerk haben sich die Reste von 4 Rechteckfenstern mit steinernem
Mittelpfosten erhalten. Diese wurden bei einem – über eine Bauinschrift
datierbaren – Umbau von 1611 vermauert und durch kleinere Rechteckfenster
ersetzt. Damals wurde Gebäude (1 ) und (2 ) zu einer Einheit zusammengefasst,
die auch heute noch durch die rote Eckquaderung erkennbar ist. |
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