FINKENSTEIN
Kärnten / Bez. Villach-Land / KG. Finkenstein-Greuth

Wie auf kaum einer anderen Burg zeigt sich auf Finkenstein der Konflikt zwischen zeitgemäßer,  finanziell sinnvoller Nutzung einer Burgruine einerseits und sorgsamen Umgang mit der historischen Bausubstanz andererseits. Einerseits wäre die Ruine ohne die kommerzielle Nutzung wohl nur noch ein schwer zugänglicher Schutthaufen, andererseits muss die Frage erlaubt sein, ob die Anbringung von großformatigen Werbetafeln auf der Fassade wirklich notwendig war.
Ironie des Schicksals: die Bank die offensichtlich glaubte sich mit den Werbetafeln als Kulturförderer profilieren zu können, gibt es inzwischen nicht mehr. 
Auf einer weiteren unnützen Blechtafel erfahren wir, dass die Burg in Kärnten steht.

Westfassade des spätgotischen Palas mit Kielbogenfenstern

 
Trotzdem ist ein Besuch der Burg Finkenstein, wegen ihrer spektakulären Aussicht, der Konzerte und des Restaurants ein Ausflugsziel, das Burgenfreunde und Gelegenheitsbesucher in gleichem Maße erfreuen wird.
 

Der Bergfried hat ein Ausmaß von etwa 7x7 Metern. Sein Inneres ist heute nicht zugänglich und es ist für mich tröstlich, dass auch schon Otto Piper anno 1900 keinen Einstieg finden konnte. Mauerwerk und Eckquaderung mit Zangenlöchern deuten auf eine Errichtung im frühen 14. Jahrhundert hin. Laut Zeichnung von Markus Pernhart  war der Bergfried 1860 wesentlich höher als heute, d.h. der heutige Bestand ist nur der traurige Rest eines ursprünglich sehr hohen, schlanken Turmes ( ein zeitgleiches Vergleichsbeispiel in Kärnten wäre Karlsberg ). Möglicherweise lag der Hocheinstieg über dem heutigen Bestand.

Bergfried von Süd-Osten, mit den spätgotischen Treppenturm Mauerwerk am Bergfried Südost-Ecke des Bergfried überbaut eine ältere Ringmauer

 

Südlich an den Bergfried schloss sich ein kleiner Wohnbau an. Er war nicht viel größer als der Bergfried selbst, und ist im Kellergeschoß noch recht gut erhalten. Dieses war bis vor kurzem verschüttet, und wurde lediglich ausgeräumt, ansonst aber wenig verändert, während im 1.OG die Nordseite völlig fehlt. 
Im 1.OG. wurde eine Gaststube mit Bar eingerichtet und dabei der Wohnbau so verbaut, dass  Rückschlüsse auf die ursprüngliche Ausstattung nicht mehr möglich sind. Nur an der Talseite hat sich ein Lichtschlitz erhalten, der zu einem kleinen Fenster umgebaut wurde. Schon im 16.Jahrhundert wurde an der Ecke zum Bergfried die Ringmauer durchbrochen um einen Zugang zum außen angebauten, runden Treppenturm zu schaffen. Bei der Restaurierung des 20.Jh. wurde dieser Gang stillgelegt, und direkt daneben ein neuer Gang durch die Ecke des Bergfrieds gebrochen.

 
Talseite des Wohnbaus, Ausgussstein Mauerbogen an der Westseite des Wohnbaus  

Der weitere Verlauf der Ringmauer gegen Süden lässt sich wegen der unglücklichen Sanierung, rezenter Einbauten und der Unzugänglichkeit der Aussenseite nur schwer beschreiben. Jedenfalls folgt auf den kleinen Wohnbau damals wie heute eine Küche (Ausgussstein !) , darauf die Kapelle und zwei weitere durch Mauerrücksprünge und in den Burghof verlaufende Quermauern definierte, aber ansonst nicht näher beschreibbare Bauten, bis die Ringmauer in rechtem Winkel abknickt und die Burg im Süden abschließt.

Die spätgotische Burgkapelle versteckt sich hinter einem offensichtlich rezenten Pizzaofen und einer ebensolchen Theke und wird heute als Lebensmittellager verwendet. Nur die Gewölbedienste der Apsis ( 5/8-Schluss ) deuten heute noch auf die sakrale Nutzung des Raumes hin. Die Konsolen liegen heute knapp unter dem Fußbodenniveau und sind nur zu erkennen, weil zwar das Kirchenschiff, nicht aber die Apsis angeschüttet wurden. Auch der gesamte Burghof  liegt etwa 1 Meter höher als das ursprüngliche Niveau. Piper sah 1900 noch vermauerte Rundbogenfenster in der Kapelle.

Gewölbedienste der
Burgkapelle ( Apsis )
Gewölbedienste der Burgkapelle Dublierung der westlichen Ringmauer

Der westlichen Ringmauer - wahrscheinlich des 14.Jh. - wurde durch einen Umbau des späten 15.Jh. der bekannteste Bauteil der Burg Finkenstein vorgesetzt: Eine Schmuckfassade mit 5 aufwendig profilierten und großzügig dimensionierten Kielbogenfenstern. Das mittlere der 5 Fenster führte auf einen außen angebrachten Balkon, der von zwei aufwendig profilierten Wandsäulen getragen wurde.

Details der spätgotischen Westfassade

In der Mitte der Fassade befand sich im Erdgeschoß ein Tor, durch das man die heutige „Burgarena Finkenstein „ erreicht, einen großzügig bemessenen Zwinger, der in Friedenszeiten wohl als Ziergarten verwendet wurde.
Eine deutliche Baunaht an der Nord-Ost Ecke und ein verlängerter Lichtschlitz beweisen, dass diese Fassade vor eine ältere, die Burg gegen Süden abschließende Ringmauer ( bzw. einen älteren Wohntrakt) gestellt wurde.
 

Kielbogenportal im Torturm Wappen der Dietrichstein Doppelfenster im Torturm Gewölbedienst im Torturm

Gleichzeitig mit der Westfassade wurde das 3. Tor, ebenfalls mit Kielbogen und Wappen der Dietrichstein ( Ende 15.Jh) errichtet. Das Tor wird von einem kleinen Rundturm flankiert, in dessen Obergeschoß Reste eines von Rundstäben getragenen Gewölbes erhalten sind.
Im engen Zwinger hinter dem 3. Tor lassen sich noch geringer Reste einer älteren Toranlage erkennen. 
 

Innenansicht des Torturms Mauerwerk des 13. Jahrhunderts

Davor lag noch ein weiteres Tor, wahrscheinlich mit einem Fallgitter, und davor das erste Tor.
Dieses verdient vor allem von außen gesehen erhöhte Aufmerksamkeit, weil hier Mauerwerk zu finden ist, das mindestens dem 13. Jh. zuzuordnen ist und daher das älteste der ganzen Burg ist. 
Ähnliches Mauerwerk findet sich an der Außenseite der Bastion, östlich  unterhalb des Bergfrieds. Dieser Mauerzug zeigt aber an seiner Innenseite spätgotisches Zwickelmauerwerk, wurde also offensichtlich im 15.Jh. dubliert.
 

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