Der Pulverturm im Schloss Feistritz an der Ilz
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Der Turm wurde über rechteckigem Grundriß errichtet und mißt 12.5 x 8 Meter. Er stand ursprünglich frei im Burg/Schloßhof, bis er durch spätere Einbauten (Arkadehof und Treppenhaus ) mit den umliegenden Gebäuden verbunden wurde. 
In der Literatur wird der Turm - wohl wegen der ersten urkundlichen Nennung - in das 12. Jahrhundert datiert. Diese frühe Datierung kann aber einer baukundlichen Untersuchung nicht standhalten. Wer trotzdem Bauwerke des 12. Jahrhunderts sucht, findet sie in der Burgkapelle, an der bei Sanierungsarbeiten unter dem Verputz hochmittelalterliches Quadermauerwerk zum Vorschein kam.

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Mischmauerwerk am Pulverturm

romanisches Mauerwerk der Burgkapelle

Der Turm selbst zeigt zwei deutlich unterschiedliche Bauphasen: Die untersten 3 Stockwerke ( KG/ EG/1.OG) mit einer Mauerstärke von 160 cm zeigen Mischmauerwerk aus Bruchstein und Ziegelmauerwerk. Die Ecken sind aus Quadern geformt, die nur an den Außenecken sorgfältig behauen sind, während die in die Mauerfläche greifenden Innenseiten nur grob bearbeitet sind. Die hochrechteckigen Fenster mit auskragenden Sohlbänken sitzen primär im Mauerwerk und haben aus Ziegel gemauerte Entlastungsbögen. Die untere Hälfte des Turmes kann folglich nicht vor 1400 errichtet worden sein. Über dem 1.OG springt die Mauerstärke auf nur 70 cm ein. Das Mauerwerk besteht hier fast ausschließlich aus Ziegel, auch die Eckquaderung fehlt. Die Aufstockung des Turmes dürfte um 1500 erfolgt sein.

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Das Erdgeschoß ist durch eine Quermauer in einen 6, 20x 5,3 Meter großen Wohnraum und einen nur 2,7x 5,3 Meter großen Vorraum geteilt. Beide Räume sind tonnengewölbt und vollflächig verputzt. Der Zugang erfolgte ursprünglich über eine Türe an der Ostseite, bis - wahrscheinlich bei der Aufstockung - an der Nordseite ein runder Treppenturm angebaut wurde. Der Vorraum hat noch zwei weitere Fensteröffnungen, hochrechteckige gekehlte Fenster mit auskragenden Sohlbänken in stichbogig geschlossenen Fensternischen). Aus der südlichen Fensternische, die als einzige bis zum Boden reicht, führt eine heute vermauerte Öffnung schräg in die Mauerstärke, deren Erkundung ich wegen der dort wohnenden Fledermäuse nicht weiter verfolgt habe. Zwischen der primären Türe an der Ostseite und dem daneben liegenden Fenster liegt eine kleine Wandnische mit Dreiecksturz.
Eine einfache Türe führt in den Wohnraum, der durch zwei einfache schmale Rechteckfenster belichtet war. Eine Türe an der Südseite ist heute vermauert.

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 Das erste OG. ist wie das EG in einen Wohnraum und einen Vorraum geteilt. Beide Räume sind bis auf wenige Fehlstellen vollflächig verputzt. Heute ist es durch den Treppenturm erreichbar. Die Türe zum Treppenturm ist primär, was auf eine funktionell gleichwertige Treppe vor dem Treppenturm schließen läßt. Der tonnengewölbte Vorraum ist sekundär in zwei Hälften getrennt, von denen die der südliche später als Selchkammer verwendet wurde. Sie ist heute mit einer etwa 10 cm dicken Fett- und Ascheschicht überzogen. In der Selchkammer sind zwei Fenster noch in originaler Form erhalten:  hohe, schlanke Fensternischen, mit einem wenig sorgfältigen, rundbogigen Sturz der über hölzerner Schalung gemauert wurde, vergleichbar mit den Fenstern im EG.

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Wohnraum mit Fundament des Kachelofens

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Wohnraum mit Fensternische

Der Wohnraum ist durch drei in breiten, segmentbogig Nischen liegenden Rechteckfenster belichtet. Der Wohnraum hat eine flache Balkendecke, die mit einer einfachen hölzernen Untersicht versehen ist. Die Bretter der Untersicht stoßen aber nicht - wie man das erwarten könnte - stumpf gegen die Wände, sondern sind in diese eingemauert. Erklärung unbekannt. 
An der Trennmauer zum Vorraum liegt das Fundament eines Kachelofens, der vom Vorraum aus zu beschicken war. Der Ofen selbst selbst liegt in Holzkisten verstaut herum. Die Beschickung des Kachelofens vom Vorraum aus erlaubte die Ausstattung des Wohnraumes mit einer Holzdecke, während der brandgefährdete Vorraum mit einem gemauerten Tonnengewölbe eingedeckt war.

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Ab dem 2. OG. reduziert sich die Mauerstärke von 160 cm auf nur 70 cm. Das Mauerwerk ist hier, im Gegensatz zum Ziegel/Bruchstein-Mischmauerwerk der unteren Geschosse, ein beinahe reiner Ziegelbau ohne Eckquaderung . An den Schmalseiten finden sich eiserne Maueranker an den Gebäudeecken.
Es handelt sich also offensichtlich um eine Aufstockung. Einige vermauerte Öffnung knapp über dem Fußbodenniveau deuten darauf hin, daß der Turm des frühen 15.Jh etwas höher war als das 1.Obergeschoss.

Das 2.OG ist durch leichte Trennwände in drei Teile geteilt: Ein 690 x 560 cm großer Raum an der Ostseite, und zwei etwa 540 x 340 cm große Räume an der Westseite. Die Trennwände stehen nicht über denen des darunter liegenden Geschosses, sondern ohne jede Unterstützung direkt auf der Holzbalkendecke. Daher wurde eine Leichtkonstruktion aus einem Holzrahmen, der mit Ziegel ausgefüllt wurde, verwendet. Das sollte wohl das Durchbiegen der Decke verhindern.

Feistritz, Reste eines Abtritts im 3. OGZwei Fenster und eine Türe an der Ostseite wurden beim Anbau des Arkadenganges vermauert. Alle Fenster sind einfache Rechteckfenster. Das angebaute Treppenhaus ist in diesem Geschoß nicht mehr rund, sondern die Westseite läuft gerade auf den Turm zu. Knapp neben dem Treppenturm ist an der Längsseite des Turmes eine einzelne Konsole angebracht. Auf gleicher Höhe ist am Treppenhaus ein abgebrochener Mauervorsprung zu erkennen. Ich vermute, daß zwischen Treppenturm und Konsole ein Bogen gespannt war. Eine auf dem Bogen ruhende Ziegelmauer, deren Anschluß am Treppenturm noch zu erkennen ist, bildete einen kleinen, frei über dem Abgrund liegenden, dreieckigen Raum, der durch eine jetzt vermauerte Türe vom Turm aus zu erreichen war. All dies läßt am ehesten auf einen Abtritt schließen.

3.Obergeschoß:freistritz_3og.jpg (22814 Byte)

 Das 3. Og ist ein einziger Raum von 11.80 x 7,00 Metern, das durch insgesamt 10 Rechteckfenster belichtet wird. Feistritz, 3. Obergeschoss
Die Mauerstärke beträgt nur noch 45 cm. An den Längsseiten befinden sich mehrere wahrscheinlich mitgemauerte, flache Pfeiler, die wohl die durch das Dach stärker belasteten Traufseiten verstärken sollten. Die Türe zum Treppenturm ist hier primär.
Knapp daneben eine vermauerte Öffnung, die wohl einen Zusammenhang mit dem Kamin des Kachelofens im 1.OG hat. 
Über die Schmalseite des Turmes gespannte schmucklose Holzbalkendecke. 
Fußboden Klinker. Außer der Türe zum Treppenturm gibt es noch eine - heute vermauerte Türe an der Südseite, die wohl zu einem Balkon führte.

4.Obergeschoß:freistritz_4og.jpg (26710 Byte)

 Das 4.Og besteht aus einem einzigen Raum, dessen Eindruck durch ein umlaufenden Band von eng aneinanderliegenden Schießscharten geprägt wird. Insgesamt gibt es davon 30 Stück wobei sich Schlüsselscharten und Senkscharten abwechseln .

Der Raum diente einerseits als Speicherboden, andererseits als Wehrgeschoß: In der Mitte des Raumes hat sich noch die Spindel für den Lastenaufzug erhalten mit den Lasten durch eine Ladegaupe an der Westseite auf den Speicherboden gezogen werden konnten.
 feistritz_03.jpg (41977 Byte)An der Nordseite wurden nachträglich 3 rechteckige Pfeiler angebracht, zwei in der Ecke ein weiterer ungefähr in der Raummitte, auf denen der Hauptbalken des Daches auflag. Warum dies nur auf einer Seite geschah ist nicht klar. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem an dieser Seite angebauten Treppenturm. Durch die Pfeiler wurden drei Schlüsselscharten verbaut, der Einbau erfolgte also anscheinend sekundär. Im 4. OG läßt sich der Beweis führen, daß der Treppenturm auch in den obersten Stockwerken erst nachträglich angebaut wurde : Zwei Maueröffnungen wurden durch den Treppenturm zugestellt.

Der Treppenturm :

Der an der Nordseite angestellte runde Treppenturm ist ebenfalls in mehreren Bauphasen entstanden: 
Bis zum 1. OG hat er einen kreisrunden Grundriss. Die Spindeltreppe besteht aus steinernen Stufen, die an der Innenseite schmäler werden und schließlich in eine kreisrunde Spindel übergehen.
Ab der 1.OG wird die Spindeltreppe aus hölzernen, an der Unterseite nur grob behauenen Blocktreppen weitergeführt. Die ursprüngliche Treppe endete also mit dem Fußbodenniveau des obersten Stockwerks der ersten Bauphase. Erst bei der Aufstockung des Turmes wurde der Treppenturm ebenfalls erhöht.

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